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FCZ - Thun 5-0
16.09.2006Super League 2006/2007


„Wieso fahren wir eigentlich immer wieder nach Zürich?“ Diese Frage stelle ich Lydia noch vor Anpfiff. Insgeheim wissen wir doch beide was kommen wird, eine klare Niederlage (mein Tipp:3-0 für den FCZ). Es ist die Fanleidenschaft, die einem immer wieder an die aussichtslosesten Partien treibt. Und die Neugier, wie Trainer Peischl aus der Krise finden will. Mit welcher Aufstellung startet er? Vorne spielen Bühler und Hector Tapia. Von den beiden Unbekannten erhofft man sich das 5. Saisontor. Im Tor steht Portmann. Damit können sich all jene selbsternannten Goalietrainer endlich die „Portmann, Portmann“-Rufe nach Bettoni-Gegentoren sparen und stattdessen „Portmann, Portmann“ rufen. Die Frage ist: Bei welcher Gelegenheit? Denn die Verteidigung ist auch heute nicht sattelfest, weshalb Portmann wie jeweils auch Bettoni (Sion-Match ausgenommen) unter grossem Druck steht und eingreifen muss. Eingreifen müsste. Die zweite Zürcher Topchance wird bereits zum Tor. Das ist in der 6. Minute.
In der 33. Minute versucht Raffael Portmann mit einem Schüsschen zu überlisten. Und der Goalie ist tatsächlich verwirrt und schiebt den Ball gleich selber über die Linie. 2-0.
Die Stimmung im Stadion ist (natürlich) gut. Nachdem wir zuletzt im Hardturm den Stimmungsboykott der GC-Fans erlebt haben, ist es trotz allem Ärger und Neid schön, hier endlich wieder die Gegner-Stehrampe singen zu hören. So muss doch Fussball sein. Und selbst bei uns ist der Lärmpegel hoch. Die Fans halten zusammen, bekennen sich zum Team. Toll.
Und doch: Als einige Fans in der Pause Longo auf der anderen Zaunseite entdecken, bleiben die Rufe auf unseren Ex-Trainer natürlich nicht aus. Champions League-Nostalgie während dem Abstiegskampf. Derweil wird einer der beiden Bierstände bereits geschlossen. Mit Thunfans kann kein Gewinn mehr gemacht werden. Wenigstens erhalten Tom und ich Wurst und Bier geschenkt. Was aber wohl auch weniger aus Freundlichkeit sondern aus Vergesslichkeit geschieht. Nach einem längeren Gespräch mit zwei Deltas über Broncos und andere Sicherheitsfirmen, wenden wir uns dann wieder dem Match zu. Die Zürcher Fans jubeln nämlich bereits wieder.
Es ist in der 58. Minute. Alphonse hat soeben das 3-0 erzielt – Sekunden nach dem Hodzic für den angeblich ungenügenden Dosek gekommen ist. Klar, man sucht als Fan in Krisen nach einzelnen Sündenböcken, weil man ja nicht vorab das ganze Team als schlecht bezeichnen will. Bringt aber nichts. Auch wenn ich heute lieber Rama spielen sehen würde, der aber nicht eingewechselt wird. Auch wenn ich bei der Torhüterdiskussion eine andere Meinung als viele in der Kurve haben. Wie heisst es doch heute: „ Gut spielt Portmann. Bettoni ist einfach von YB gekommen und Nummer 1 geworden. Dabei hält er doch keine Bälle.“ In der 65. Minute lässt Portmann den Ball fallen, der FCZ erzielt das 4-0. Und ich rufe laut „Bettoni, Bettoni“. Galgenhumor. Die kommt auch auf, als wir die Nationalität des Torschützen betrachten. Nachdem uns letzte Woche ein österreichischer Stürmer (!) ins Elend geschossen hat, stellt jetzt ein finnischer Verteidiger (!!!) alle Zeichen auf eine Kanterniederlage. Moikka, Herr Tihinen.
Und selbst ein Ersatzspieler kommt zu seinem Tor. Stanic in der 78. Minute rein und in der 89. Minute umjubelt. Das 5-0. Ja, angesichts all meiner neuen Kenntnisse für den FCZ hat es sich gelohnt, für zwei Franken ein FCZ-Stadionheft zu kaufen. Der FCZ hätte sich einfach mehr an den Titel des Magazins halten sollen: „EINSNULL“ und nicht „FÜNFNULL“.
Wie so wir nach einem solchen Spiel nicht schon um 20.00 im Zug nach Bern sitzen, sondern noch den halben Abend mit FCZ-Fans in einem Fantreff in Stadionnähe verbringen, leuchtet nicht wirklich ein. Vielleicht wünschen wir uns ja insgeheim, dass sich der Sieger bei uns entschuldigt. Und ein Fan meint dann tatsächlich: „Thun soll nicht absteigen, sondern auf dem dritten oder vierten Platz sein. In Thun fühlen wir FCZ-Fans uns willkommen.“ Wenn das kein Grund für den ca. 96 Schnupf an diesem Abend ist.