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FCB - Thun 4-1
13.08.2006Super League 2006/2007


Terrorwarnung in Basel!? Anders kann ich mir die strengen Sicherheitsmassnahmen vor dem Spiel Basel-Thun nicht erklären. Okay, es ist das erste Basler Meisterschaftsspiel mit Publikum seit dem schandhaften 13. Mai. Aber muss ich mir als Thuner deshalb wirklich wie ein unerwünschter Vagabund, wie ein potenzieller Sträfling vorkommen. Der Fanpass ist national zwar abgeschafft, doch in Basel reagiert weiterhin ein Überwachungskommando mit Jahrgang 1984. Früher wurden Rucksäcke noch durchsucht, heute man muss sie für 2 Franken pro Stück in der sogenannten "Garderobe 1" abgeben. Lang ist da die Schlange, denn schliesslich ist genau eine junge Frau für die Gepäckannahme zuständig. Nicht weiter verwunderlich, dass ich da 20 Minuten anstehen muss. Wirklich genervt bin ich aber erst, als sie mir sagt, dass ich den Rucksack spätestens 30 bis 45 Minuten nach dem Match wieder abholen muss. Inklusive Wartezeit? Eigentlich könnte ich mein Buch, mein Schirm und mein Sandwich - mehr ist verdammt noch mal in diesem terrorverdächtigen Rucksack gar nicht drin - gleich Gigi Oeri vor die Füsse werfen.
Rechnen wir die Wartezeit bei der Eingangskontrolle, wo selbst Fünfjährige minuntiös abgetastet werden, noch hinzu, bin ich nach nur gerade 40 Minuten Anstehen schon im Stadion. Toll. Ich gehe in die Thuner Fankurve und spüre prompt einen stechenden Schmerz. Auf der anderen Stadionseite, wo sonst die Muttenzer Kurve fantastische Stimmung macht, ist alles leer. Das Basler Lied tönt da wie purer Hohn. Wer will an einem so fanfeindlichen Rhy schon Zuhause sein.
Bös gemeint, aber ehrlich gesagt: Die Muttenzer-Sperre ist die grosse Chance für Thun. Bei so wenig zu erwartender Stimmung ist das verunsicherte Basel doch endlich im Heimstadion schlagbar. Wir sind jedenfalls optimistisch. Und tatsächlich: Auch wenn Basel zu mehr Torchancen kommt, hält Thun in der ersten halben Stunde gut mit. Oder sagen wir besser: In den ersten 25 Minuten. Denn urplötzlich ist unser Traum vom Sieg in Basel auch wieder vorbei, innert weniger Minuten kantert der FCB Thun regelrecht nieder. 4 Tore fallen in weniger als 20 Minuten. Die Torabfolge sei hier kurz erwähnt: 27. Minute Ergic 1-0. 30. Minute Petric 2-0. 32. Minute Kuzmanovic 3-0. 45. Minute Chipperfield 4-0. Freude hat daran nur meine Mutter, die mir ein "Hopp Thun, Super Thun"-SMS schickt. Da muss ich ihr ganz schnell zurückschreiben, dass Thun nicht vier Tore im Vorsprung, sondern vier Tore im Rückstand ist. Ein SMS, das sehr weh tut. Telefonanrufe nehme ich in der Pause gar nicht entgegen.
Warum schauen wir uns die zweite Halbzeit überhaupt noch an? Das Spiel ist doch längst verloren. Aber wir sind halt nun mal da, auch wenn das Basler Fussballfest uns gar nicht gefällt. Wobei: Von einer kurzen Welle durchs Stadion abgesehen, ist es den anwesenden Basler Fans gar nicht zum Feiern zumute. Die ach so fairen Fans in den Sektoren A, B und C pfeifen lieber statt ihr Team anzufeuern. Ganz krass ist dies ab der 68. Minute, als Ba nach einem Hands die zweite Gelbe Karte sieht. Der FCB in Unterzahl und die Zuschauer reagieren so negativ, als wäre Thun 4-0 in Führung.
Im Thuner Sektor ist dagegen paradoxerweise die klar beste Stimmung in dieser Saison. Erst recht, als Deumi in der 72. Minute das 4-1 schiesst. Selbst für Rama singen wir Lieder, obwohl sich der die ganze Zeit nur einläuft und gar nicht zum Einsatz kommt.
Thun spielt in der Überzahl starke Schlussminuten, doch bringt dies keinen Ertrag ein. 4-1 verliert Thun - und wir fragen uns erneut, was wir von unserem Team diese Saison eigentlich erwarten dürfen. Tore? Siege? Oder vielmehr Abstiegskampf?
Nach dem Spiel bekomme ich nach langem Abstehen übrigens wieder meinen Rucksack. Den Sinn des Sicherheitskonzept sehe ich nun ein. Hätte ich meinen Rucksack mit rein nehmen dürfen, hätte ich vielleicht in meinem Niederlagenblues mein Sandwich in Richtung jener FCB-Fans geworfen, die in voller Fanmontur in unserem Sektor sitzen und jubeln durften... Nein, im Ernst: Sind wir alle Terroristen oder was!?