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Thun - Xamax 3-0
14.05.2006Super League 2005/2006


Ungewöhnlich ist das heutige Spiel gegen Xamax. Nicht nur, weil es der Saisonabschluss ist. Nicht nur, weil das Spiel scheinbar nur eine von verschiedenen (gleichwertigen?) Attraktionen am Rummelplatz-Familientag ist. Und auch nicht nur, weil Xamax hier und jetzt gegen den Abstieg kämpft und deshalb weit über 1000 Xamaxfans nach Thun gekommen sind. Ungewöhnlich ist das Spiel auch deshalb, weil ein paar der lautesten Fans für einmal auf der Tribüne sitzen. Für mich ist dies das erste Mal seit den ersten beiden NLB-Saison, als ich noch ein Sitzplatzabo hatte.
Die ersten beiden Reihen im A1 haben einige Pilze und Jungs der Sektion Dunon für sich reserviert. Wir werden die lautesten hier oben sein, klar. Doch noch bevor das Spiel beginnt, wird von hinten laut gemotzt. Wir sitzen teilweise auf falschen Plätzen, meint Marianne hinter mir. Marianne? Es ist ein Wiedersehen mit jener friedensüchtigen Frau, die sich einst an einer Sitzung des Offiziellen Fanclubs beschwerte, es sei total daneben, „Schwule Comisetti“ zu singen.
Die Tribüne ist übrigens voll. Eine sonst fast immer (halb-) leere Tribüne voller Leute? Da befürchtet man fast, es könnte Xamaxfans hier oben haben. Und tatsächlich: Alle die Leute in den Roten Dresses und mit den Rot-Schwarzen-Fahnen sind aus der Romandie und klar in Überzahl. Und noch während in der Fankurve mit einem mehrsprachigen Spruchband der Mannschaft und dem Verein „Danke“ gesagt wird und sich gleichzeitig der Xamax-Fanblock mit der Choreo „We love you“ outet, wird auf der Tribüne ein kräftiges Allez Xamax angestimmt. Ob wir uns in diesem Schreiduell im eigenen Stadion durchsetzen können?
Die Sicht aufs Spielfeld ist gut. Und doch geniessen wir häufig ganz einfach das schöne Sommerwetter und konzentrieren immer uns immer wieder auf die geschmedigen Bewegungen der Fotografin. Ob sie wirklich Blondie heisst?
Immer wieder drehen sich unsere Köpfe nach dem Totomat um. Wie steht es um Longo, Ädu Moser und „Scheiss Schaffhuse“ im Abstiegskampf. Ausgerechnet aus Yverdon kommt die erste schlechte Nachricht. Nach knapp 10 Minuten liegt der Abstiegsfavorit vorne. Doch ein paar Minuten später gleicht YB schon wieder aus. Erleichterung bei Xamaxfans und Xamaxsymphatisanten. Wem ich im Abstiegskampf die Daumen drücke? „Hey Baumann!“ rufen mir die Xamaxfans immer wieder zu. Ja, ich habe das alte Thundress eines heutigen Xamaxspielers an. Und doch hoffe ich auf einen klaren Thunsieg.
Das Spiel ist durchaus unterhaltsam, der befürchtete Defensivfussball findet nicht statt. Thun dominiert, nicht etwa Xamax. Und die Thuner gehen schliesslich auch in Führung. In der 23. Minute erzielt Savic in bester Zürcher Meistertitel-Manier das 1-0 mit einem gezielten Schuss. Wir jubeln, die Xamaxfans stöhnen.
Thun bleibt auch danach spielbestimmend. Keine Ahnung, wie Xamax den Klassenerhalt schaffen soll. Kurz vor der Pause kommt wenigstens eine gute Nachricht von Aussenreporter Grünig aus Yverdon: YB liegt in Führung. Es ist das zweite von drei Joao Paulo-Toren an diesem Sonntagnachmittag, Yverdon wird absteigen.
Was aber wird aus Xamax? Nach der Pause übernehmen die Gäste das Spieldiktat. Sie haben Chance um Chance, verschiessen sie jedoch alle. Kein Wunder, werden die Xamaxfans immer lauter. Marianne dagegen ist verschwunden, wir haben wohl „zu schwul“ gesungen. Oder hat sie wie andere Thuner Vorurteile gegen meinen roten Tanga? Es ist Sommer und damit Punkt.
Noch mehr Haut zeige ich ab der 83. Minute. Da schiesst nämlich Cengel das erlösende – und leicht überraschende – 2-0. Oben ohne fiebere ich nun dem Schlusspfiff entgegen. Und dieser Schluss hat es in sich: In der 87. Minute schiesst Ba in der gleichen Szene dreimal den Goalie an und kommt tatsächlich noch ein viertes Mal an den Ball. Und jetzt kann er den Ball endlich ins Tor hineinschieben. Es ist das 3-0 und unser Jubel kennt auf der Tribüne keine Grenzen mehr. Nach „Vizemeister FCB“ und „Adieu Xamax“ stimmt Tom nun gar ein „Allez Sion“ an. Xamax spielt nächste Woche zweimal in der Barrage.
Somit ist unser Tribünentag und die Saison vorbei. Und wie darf ich über uns Thuner so ganz ohne schlechtes Gewissen: Mir si alles geili Sieche - ob auf oder neben dem Platz. Danke für die tolle Saison! Es het gfägt!