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YB - Thun 2-1
07.05.2006Super League 2005/2006


Heute stehe ich am Match etwas abseits der altbekannten Schreihälse und habe mich mit Tom zusammen in jener Thuner Sektorhälfte positioniert, wo eher Thuner Modefans sitzen. Klar, ich supporte trotzdem. Doch ich will ehrlich sein: Sollte YB rasch in Führung gehen, würde ich mich wohl schnell mal hinsetzen. Bei Spielbeginn bin ich nämlich schon – jetzt einmal aufgepasst Herr Mäder – auf 24-stündiger Sauftour. Gründe sind: ein nachmittägliches Grillfest, bei dem aus Witterungsgründen auf das Mitbringen von Fleisch verzichtet wurde. Der Besuch der Aeschlenchilbi inkl. einer Polizeikontrolle in Thun (0,0 Promille der tatsächlich nüchternen Fahrerin, aber 100 Franken-Busse für den fehlenden Abgastest) und einem nächtlichen Verweilen in Freimettigen. Und der Sonntag schliesslich bestand aus einem ausgiebigen Besuch der BEA-Degustationshalle. Das führt nicht nur dazu, dass ich nicht bei den Fanclubleuten stehe, sondern dass ich auch nicht im FC Thun-Outfit bin. So wollen wir mal sehen, wie gewohnt langweilig dieses Derby wieder wird.
YB greift trotz allen Beton-Qualitäten ins Spielgeschehen ein und gar Richtung Thuner Tor an. Wirklich gefährlich ist also die Truppe rund um „Ohne Yakin fahrn wir zur WM“ nicht. Wie sage ich doch: Gegen Spitzenteams hat Thun keine Chancen, aber YB ist zum Glück ja auch heute wieder kein Spitzenteam.
Schön wäre es trotzdem, wenn die Thuner etwas mehr aus der eigenen Platzhälfte kommen würden. Will Thun nicht mehr? Kann Thun nicht mehr? Und was will eigentlich YB? „Finale, Finale“ singen wir Thuner, scheint dies doch wieder eines der YB-Spiele zu sein, in dem das YB-Team nicht zu gewinnen wagt und die YB-Fans lieber sünnele als singen. Ja, ist denn heute schon wieder Cupfinal?
Damit ich nicht mit YB-Fans verwechselt werde (die Gerüchte, ich sei YB-freundlich, stimmen selbstverständlich nicht!), bindet mir Kevin nach einer halben Stunde einen Wollschal um.
Vor der Pause wird es hektisch. Gleich zweimal zeigt sich Portmann bei Schüsschen unsicher, patscht ähnlich gegen den Ball wie jeweils Lopar. Wenn wir nur einen Wölfli hätten. Wölfli? Ah ja, der lässt kurz vor dem Pausenpfiff einen 20-Meter-Aufsetzer von Sen ins Tor hüpfen. So unvermutet, dass viele Thunfans das Tor nicht richtig miterleben. Was soll’s, jubeln wir halt umso lauter. Übrigens auch die scheinbaren Modefans rund um mich. Längst haben sie sich von der Derbyatmosphäre anstecken lassen und klatschen und rufen bei den meisten Hopp Thun-Gesängen mit.
Und ich weiss ganz genau: Mit Hinsetzen wird heute trotz aller MĂĽdigkeit nichts.
Es ist ein gefälliges Spiel in der 2. Halbzeit, besonders wenn die eigene Mannschaft in Führung liegt. Da regen all die langen, meist unnützen Bälle im Mittelfeld nicht auf, sondern beruhigen. Ab und zu sorgen YB-Stürmer Marke Chancentod und der Schiedsrichter Marke Fairnesstod für ein bisschen Aufregung. Über die Thuner Angriffversüchchen mag ich keine Worte verlieren.
YB-Fangeräusche gibt es vor allem in der 75. Minute, die YB-Viertelstunde beginnt. Zum Glück ein Mythos, der sich längst überlebt hat. Ausser der Schiedsrichter hilft ordentlich mit. In der 77. Minute gibt es Gelb-Rot gegen Duruz. Skandal aus Thuner Sicht? Na ja… sein Foul in der 53. Minute war ganz gewiss gelbwürdig, für Hands gibt’s ebenso häufig gelb. Dumme Aktion. Nervige Schlussminuten.
Und so mĂĽssen wieder eine Art Wiedergeburt der YB-Viertelstunde miterleben. In der 85. Minute schiesst Gohouri das 1-1, in der 88. Minute (kurz nach einem Thuner Eckball!) ausgerechnet Yakin das 2-1.
Eine Derbyniederlage, die erste seit anderthalb Jahren. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass die Thuner zwar ihren Kampfgeist wiederentdeckt haben, dies jedoch selbst gegen YB nicht fĂĽr Punkte reicht.