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Schaffhausen - Thun 1-3
20.04.2006Super League 2005/2006


Ein Torhüter - und wohlgemerkt nicht ein schliesslich abwesender Fan, der tagelang je nach Laune für jede Kollegin und jeden Kolleg zeitgleich (!) unterschiedliche Zu- oder Absaggründe hatte - hat arrogant und aggressiv zu sein. Ein Fighter, eine Führungsperson, ein Aussenstehender. Alain Portmann kann ich nicht recht zu jener Goalie-Gattung zählen. So sehr wie auch seine Leistung noch nicht ausgereift ist, so verbesserungsfähig ist auch sein Oli Kahn-Charakterprofil. Portmann ist viel zu nett. So jedenfalls meine Torhüter-Predigt, die ich auf der langen und langweiligen Zugfahrt nach Schaffhausen halte. Aliki ist so gar nicht einverstanden und mag sich auch gar nicht darüber freuen, dass vielleicht bald mal "Der sieht ja aus wie Eldin"-Lopar im Tor stehen könnte. Für sie ist Alain die Nummer 1. Das schon heute Daniel Lopar spielen wird, können wir da noch nicht ahnen.
Nebst uns sind nur noch ein paar Agglo-Fans mit uns unterwegs, viele aus der Fankurve haben sich für die anderen Varianten Car, Privatauto, Arbeitsplatz entschieden. Und selbst die Gruppe von Erich Hänzi verabschiedet sich unerwartet früh. Sie steigen in Neuhausen aus dem Zug! Als SBB-Angestellter weiss Erich genau, dass man vom Rheinfall-Städtchen aus schneller beim Stadion ist als vom Schaffhauser Hauptbahnhof. Und so steigen sie kurz vor dem Ziel nochmals um. Da ich nicht so recht an die Neuhausen-Theorie glaube, fahre ich aber wie all die anderen Jahre nach Schaffhausen und marschiere mit Aliki traditionsgemäss zum Stadion hinaus. Ich will ja meine Kondition nicht besonders hervorheben - ich habe aus Fitnessgründen heute auf Bier verzichtet - aber möchte doch kurz erwähnen: Die Schaffhausen-Wanderer treffen etwa 15 Minuten vor den Neuhausen-Busfahrern im Stadion ein.
Alle Fans sind aber eher knapp dann. Und nach einer Züri City-Odysee im Auto ist ausgerechnet Sanel wieder mal verschollen. Selbst Minuten nach Anpfiff fehlt von ihm jede Spur. Ob er wie schon das letzte Mal die ersten Thuner Tore in Schaffhausen verpassen wird?
Der Spielverlauf kommt Sanel entgegen. Die Thuner denken nämlich in den ersten 20 Minuten gar nicht daran, schon nur die Mittellinie zu überschreiten. In einem selten gesehen Startfurioso spielt der FCS die Thuner förmlich an die Wand. Daniel Lopar tut einem richtiggehend leid, weil im Minutentakt Gegenspieler alleine vor ihm auftauchen. Einige Bälle kann er fantastisch abwehren. Und doch ist er in der 8. Minute bereits bezwungen. Weller schiesst das 1-0.
Weller? Das ist der "Du hast die Haare schön!"-Stürmer von Schaffhausen, von dem wir uns eigentlich Frisurtipps und nicht schöne Tore erhofft haben. Entsprechend singen wir ihm bei jedem Eckball laut zu. Dummerweise kommt Schaffhausen in den Startminuten zu unzähligen Torchancen. Für uns Fans - inkl. Sanel, de rmittlerweile auch den Weg nach Schaffhausen gefunden hat - ist das Zuschauen ein Graus.
Erst als das Spiel gegen Schluss etwas abflacht, wirken die Thuner nicht mehr völlig verwirrt. Das ausgerechnet ein Aneinandergeraten von Milicevic (halt doch einmal deine Nerven unter Kontrolle!) und Todisco (an dieser Stelle kannst du dir ein paar Schimpfwörter dazu denken) die beste Thuner Szene der ganzen ersten Halbzeit ist, ist vielsagend.
Ab der 46. Minute spielen Sinani und Cengel, ab der 59. Minute umjubelt auch Gerber. Ich dagegen sammle Unterschriften für das Referendum gegen die Hooligansdatenbank, kann dabei - Staatsspizel aufgepasst! - auch Tom zum Unterschreiben überreden. Da dreht er sich also um und füllt am Zaun den Unterschriftsbogen aus, als Cnegel mit einem präzisen Schuss zum 1-1 einschiesst. Es ist die 63. Minute und entgegen dem Spielverlauf hat Thun wieder Chancen auf Punkte.
Klar hat Schaffhausen auch jetzt noch klare Chancen, die man einfach verwerten muss. Doch Thun dreht das Spiel, mit tüchtiger Hilfe des FCS. Ein Befreiungsschlag von de Souza landet in den Füssen von Friedli, der hat alle Zeit der Welt für einen Pass zum völlig frei stehenden Pape Omar Faye. 2-1 in der 72. Minute. Und in der 75. Minute trifft Friedli aus 16 Metern - es ist das 3-1.
Die Schaffhauser sind verärgert - und auch Tom, der nun fast andauernd mit mir schnupfen muss. Das Spiel ist entschieden, auch wenn Tsawa in der Nachspielzeit noch das 3-2 schiesst. Schaffhausen ist ein dankbarer Gegner.
Die Torhüterfrage ist auch wieder das Thema auf der Heimreise, besonders die überzeugende Leistung von Lopar. Doch ich bin nicht mehr im Zug, sondern im Auto unterwegs. Ich erhoffe mir dank den Fahrkünsten von Sanel einen Zeitgewinn, doch ist dieser (angeblich aus finanziellen Gründen) alles andere als ein Balkanraser. Lustig-chaotisch ist dafür die Reise, schrecklich laute bosnische Musik (bei 100 Dezibel hört mein multikulturelles Verständnis auf!) Gratisballone im Mäc und Fahrt über den Brünig inbegriffen. Unser Fazit zur Torhüterfrage: Gut, dass Thun mit Knutti endlich einen Torhütertrainer hat! Die Zeit muss weisen, ob sich Alain oder Daniel den Stammplatz sichern wird.

P.S. HOPP THUN, HOPP THUN, HOPP THUN!