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GC - Thun 3-1
12.04.2006Super League 2005/2006


34. Minute im Hardturm. Sanel macht Stimmung und peitscht die Fans und damit den FCT mit all den Schlachtrufen an. Tom ist gerade auf dem WC. Noch hat es WC-Papier, die WC-Rollen-Ultras waren noch nicht aktiv. Ich beende gerade ein Telefongespräch; behaupte, Thun spiele gut. Wie aussagekräftig ist schon das Corner-Verhältnis, das klar für GC spricht. Thun hat ja Portmann im Tor. Ach ja, und YB liegt daheim gegen Schaffhausen im Rückstand.
Schaffhausen? Spielte dort nicht mal Toni Dos Santos. Freistossspezialist war er dort, Freistossspezialist ist er bei GC. Nur in seiner Thuner Zeit glĂĽckten ihm die Standartsituationen nie. Toni legt sich nach einem Foul gerade 20 Meter vor dem Thuner Tor den Ball zu recht. Freistoss. Er tritt gegen den Ball und platziert den saftigen Schuss direkt im Tor. Portmann bewegt sich nicht einmal. 1-0.

79. Minute im Hardturm. Wir Fans schöpfen nochmals Hoffnung. Auch Tom und ich, nachdem wir in der zweiten Halbzeit mit Bier und Wurst meist abseits standen und über den Unsinn eines Biel-Aufstieges philosophierten, gesellen uns wieder mitten in die Fankurve. Das Spiel hat bei leichtem Regen wird nun nicht mehr so stark von GC dominiert, obwohl der FC Niederhasli in der 60. Minute durch einen Treffer von Touré 2-0 in Führung gegangen ist. Omar Pape Fayé konnte in der 74. Minute als Erster Coltorti bezwingen. Nicht immer glückt Ex-Schaffhausern alles. Doch kaum steigt der Lärmpegel in unserer Kurve drastisch, nutzt Toni Dos Santos eine Chance und schiesst zum 3-1 ein. Immerhin wird er gleich anschliessend ausgewechselt.

50. Minute im Tram. Zugegeben, vielleicht sind wir auch erst 47 Minuten im Tram. Aber jedenfalls ist der Transport an den Bahnhof wieder einmal ein einziges Ärgernis. Okay, ich zeige mich tramerfahren und sichere mir deshalb einen Sitzplatz. Ich will ja nicht wieder auf die Fresse fallen. Tatsächlich zieht schon nach fünf Meter Fahrt der erste GC-Junge die Notbremse. Was folgt, ist die Parodie einer Tramfahrt mit mehreren Notbremsungen, Durchsagen des sichtlich überforderten Fahrer, ein mehrmaligen Ein- und Aussteigen inklusive einem längeren Fussmarsch und nervigen GC-Gesängen. Immerhin ist eine Rauchpause im Tram erlaubt.

5. Minute nach der (offiziellen) Zugsabfahrt. Der 22.32-Zug, den wir Richtung Bern nehmen wollen, steht immer noch. Eine Türe wird blockiert. Schuld sind drei Kollegen und ich, haben wir doch gerade eine gehässige Auseinandersetzung mit 4 GC-Ultras (Eigenbezeichnung der Schulbuben). Nachdem sie sich in den Zug hineingeschlichen haben, um eine Fahne und einen Schal zu klauen, stehen sie nun ohne Thun-Material auf dem Perron und geben uns Einblick ins Ultra-ABC. Wer einen Seidenschal trägt, ist ein Ultra und muss sich zum Prügeln stellen. Wer hingegen einen Wollschal trägt – und das sind dummerweise die „Grossen“ von uns Thunern – hat keine Ahnung von Fussball und darf nicht über Fanemotionen und Fanaggressionen mitphilosophieren. Schade. Unser Junge mit dem Seidenschal, der sich einfach nicht prügeln will, steigt nicht aus, weshalb sich die Anfahrt verzögert. Schliesslich ruft ein SBB-Angestellter den GC-Ultras (wie gesagt, eine Eigenbezeichnung) zu, worauf sie von der Türe wegtreten. Als Abschied erinnert sich ein GC-Ultra (Namensbegründung siehe oben), dass Alex Frei mal ein Thuner war und spuckt vermutlich deshalb einem von uns mitten ins Gesicht. Dies ist dann doch noch fast Anlass für eine Schlägerei, doch die Türe lässt sich nicht mehr öffen.