Thunfans » Spielberichte » NLA Qualifikation 2002/2003 » Xamax - Thun
Xamax - Thun 2-1
06.07.2002NLA Qualifikation 2002/2003


Ja interessiert denn eigentlich niemanden, dass der FC Thun nun in der NLA spielt? In Neuenburg sind jedenfalls alle Kassenhäuschen geschlossen, egal mit welchem Grossbuchstaben sie nun betitelt sind. An zwei Orten rund um das Stadion gibts dann doch noch spottbillige Tickets (ich bezahle einmal mehr nur fünf Franken) - an zwei spontan umfunktionierten Fressbudenständen notabene.
Nun ja, soll gelten für uns. An diesem historischen Samstag kann uns eh nichts die Laune verderben, der kurz vor Spielbeginn einsetzende Regen erst recht nicht. Wir jubilieren schlichtweg, als die Thuner auf der Maladiere auflaufen, um erstmals seit 48 Jahren eine NLA-Partie zu spielen.Gemeinsam mit Altbekannten laufen einige neue Spitzencracks wie Baumann, Renfer, Cerrone sowie der zurückgekehrte Yao Aziawonou auf.
Und da erfolgt schon der Pfiff - passenderweise bei jetzt wieder trockener Witterung. Das Spiel nimmt erst einen Lauf wie der letzte Thuner Auftritt in Xamax, der mit einem klaren 4-0 endete. Die Neuenburger dominieren in den Startminuten, Kobel muss einige Male retten. Doch die Thuner zeigen rasch, dass sie bei ihrem ersten NLA-Spiel seit Menschengedenken nicht einfach die Nebenrolle spielen wollen. Nach rund 12 Minuten sind sie erstmals sichtbar in offensivem Ballbesitz und in der 20 Minute kommen sie zum ersten Goalschuss - Baumann verzaubert uns Thun Fans alle mit einem sensationellen Schuss - einem historischen Tor - dem 1-0.
Gross ist der Jubel. Selbst im Fernsehbericht sind unsere Jodler (vielleicht gar meiner?) bestens hörbar. An Zuhausegeliebene geht die Botschaft von der Thuner Führung in einem NLA-Spiel.
Zu fünfzigst stehen wir vergnügt im Gästesektor herum, anderswo auf der Tribüne werden noch mehr Schals geschwnkt. Freudig geben wir Kritiken ab, Baumann und Yao überzeugen uns am meisten.
Die Neuenburger Fans, rund 3400, motzen derweil lautstark. Sie sind einerseits mit vielen eher thunfreundlichen Entscheidungen des Richtertrios nicht einverstanden. Andererseits sind sie wohl auch durch die steigende Anzahl Fehlpässe und sonstiger Patzer ihrer Spieler genervt.
Thun kann so gut mithalten, doch die wenigen auftretenden Torchancen werden nicht genutzt.
Pause. Gelegenheit zum SMS-Schwatz mit Grünig, der über den YB-Match informiert. Dort führt, wie von mir im YB-Tippspiel vorausgesagt, die Bidu Zaugg-Truppe mit 1-0.
Die Halbzeit Zwei zeigt ein neues Spiel. Bereits in den Startminuten wird klar, dass der Schiri plötzlich für Xamax pfeifft. Einige Minuten dauert es dagegen, bis Xamax das Spieldiktat übernimmt. Der Druck auf die Thuner Hintermannschaft wächst nun von Spielszene zu Spielszene, Kobel muss schon kahnsinnige Rettungstaten zeigen, um die Thuner Führung aufrecht zu halten. Das kann nicht ewig gut gehen, wenigstens schiesst mit Alexandre Rey ein Fussballstar zum 1-1 ein.
Nun spielen die Neuenburger auf Zeit - jedoch nur vorübergehend. Bald suchen sie nämlich den Siegestreffer, da sie merken, dass die Thuner stehend k.o. sind. Wir Fans leiden wohl ebenso stark wie die Spieler - besonders als wir das 1-2 mitansehen müssen. Wieder Alexandre Rey.
Wir Fans sind aber gute Verlierer. Sind wir? So singen wir nette Texte wie "Fuck off Xamax!" oder "Simulant! Simulant!" Ganz offensiv röschtigrabenfeindlich kreiere ich den Song "Zehnerliga - nur in der Deutschschweiz":
Die Nachspielzeit läuft und läuft und läuft. Die Thuner bäumen sich ein letztes Mal auf, kommen in der 94. Minute endlich mal wieder zu einer Torchance, nicht genutzt! Xamax gewinnt somit, die Thuner müssen vorerst auf den ersten NLA-Erfolg seit der Saison 1954/1955 warten. Und doch rechnen wir nach der guten Thuner Leistung nicht wenig stolz aus, dass der FC Thun bei einem allfälligen 2-0 (oder gar höheren) Sieg von Servette morgen in Délemont ein erstes und bestimmt nicht letztes Mal diese Saison über dem Strich klassiert sein wird.
Doch mehr als Strichdaten interessiert natürlich jetzt das Derby gegen YB vom kommenden Samstag. Unsere Berner Nachbarn lassen uns erst im Glauben, dass sie gewonnen haben - und doch fehlt irgendwo in Minute 94 noch der Ausgleich für Luzern, wie Grünig mitteilt. So kanns gehen.
"YB YB macht uns keine Angst" lassen jedenfalls bereits heute einige Thun Fans wissen. Denn wir sind da, motivierter und zahlreicher als je zuvor. Das beispielsweise der nach Luzern zum weiteres Mal mitgereiste Alain aus Herzogenbuchsee Thun-Fan ist, beweist doch, wie global die Thun-Anhängerschaft heute bereits ist. Und in wenigen Tagen werden wir auch viele Fans in der Bundeshauptstadt haben. Wetten dass...?

Matthias Engel