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St. Gallen - Thun 1-0
26.03.2006Super League 2005/2006


Sommerzeit. Verdammt noch mal, wer hat das Prinzip der gestohlenen Stunde erfunden? Nach fünf Stunden Schlaf muss ich schon wieder aufstehen, um 8.56 oder halt doch irgendwie um 7.56 fährt mein Zug Richtung Bern. Früh wollen wir heute in St. Gallen sein und den Frühling (ja, es ist endlich Frühling!) geniessen. Mit dabei: Zwei der vielleicht drei - mal von der legendären Familie Buchs, die natürlich auch gleich Gesprächsthema ist, abgesehen - einzigen Thunfans aus dem YB-Land Frutigen. Und auch mit dabei: Ein St. Gallen-Fan, der immerhin für einen der Frutig-Thuner arbeitet. Er ist Garant für einige interessante Diskussionen rund um den Sinn und Unsinn der St. Galler Tradition Trainermobbing, der unglaublich hirnrissigen Stadionbenamsung AEG Arena und dem ewigen Rätsel, warum St. Galler Angst vor Senf haben und an der OLMA Oberländer Touristen nicht einmal mehr Brauwürste verkaufen.
Eine Frage eignet sich weniger zur Diskussion: Warum hat Thun erst einmal in St. Gallen gewonnen, obwohl man praktisch immer (auch heute) besser klassiert war? Wie noch so viele St. Galler, denen wir heute begegnen, hält er einen Thuner Sieg im Espenmoos für möglich - aber nach all den Fanfahrten weiss ich es leider besser. Umso erstaunlicher, dass trotzdem gegen 100 Thuner den Weg in die Ostschweiz auf sich genommen haben, wenn auch nicht frühmorgens.
Um 16.00 ist Anpfiff, kurz vor 18.00 ist Abpfiff und dazwischen sehen wir einen kulturellen Anlass, der kaum etwas mit Sport zu tun hat - der Auftritt der Cheerleaders sei hier einmal ausgenommen. Das Spiel ist wieder so etwas von schlecht. Würde nicht Nicole Petignant pfeifen und würde nicht ein Security Sanel vom Zaun reissen wollen, die erste Halbzeit wäre völlig emotionslos. So aber darf laut geflucht und auch am Zaun gerüttelt werden. Und ein FCT-Wechselgesang ist noch möglich, da Tomtom jenseits vom Zaun auf FCSG-Sitzplätzen hockt. Ach ja... zur Pause stehts 0-0. Eine sehr sehr schlechte Leistung beider Mannschaften ist der Grund. Was ein grellendes Pfeifkonzert der St. Galler Fans zur Folge hat, wir Thunfans hüllen uns in Schweigen.
In der Pause lernen wir, dass der leichte Geschmack der St. Galler Bratwurst, der man auf keinen Fall durch Senf übertünkeln soll, ziemlich kohlig ist. Oder liegt das am Grill-Zeremonie-Meister?
In der Halbzeit Zwei verwechseln die Thunspieler das Spiel wohl definitiv mit einem Frühlingsspaziergang, so lässig schlendern sie über den Platz. Das kann selbst gegen ein schlechtes St. Gallen nicht gut gehen: In der 68. Minute tauchen zwei St. Galler alleine vor Portmann auf. Mensah schiesst und trifft natürlich. 1-0.
Ein Thuner Punkt liegt nun in weiter Ferne, erspielt sich doch der FCT keine einzige gefährliche Chance in den ganzen 90 Minuten. Dagegen können sie froh sein, nicht noch häufiger bezwungen zu werden.
Schuld an der Niederlage hat Nicole Petignant keine, auch wenn es im Thuner Fanblock ganz anders tönt. Immerhin zeigt sie in der Nachspielzeit noch Gelb-Rot gegen Gjasula. Dass hingegen nach einer Intervention vom Linienrichter auch Milicevic wegen einer Roten Karte vom Platz muss, ist nicht auf die Schiri-Frau zurückzuführen. Wobei der Hauptvorwurf natürlich Ljubo gemacht werden muss. Wenn vor einem Freistoss jeder unfair festgehaltene Stürmer dreimal mit dem Ellbogen egal wo dreinschlagen würde, wäre Fussball doch eine recht brutale Sportart. Wobei eben... Begriffe wie "Fussball" und "Sport" sollten im Zusammenhang mit dem Spiel St.Gallen-Thun vermieden werden. Wäre mir doch besser statt die Nachstunde von 2.00 bis 3.00 die Nachmittagsstunde von 17.00 bis 18.00 gestohlen worden.