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Thun - FCZ 1-6
29.10.2005Super League 2005/2006


"Wir haben verloren. Wie hoch habt ihr verloren?" Ein typischer Dialog zwischen Fribourg- und Langnaufans in Münsingen. Nicht aber an diesem Sonntag. Langnau hat mal wieder auswärts gepunktet und Fribourg gar in Dvaos gewonnen. Stattdessen kommt es zu einem gehässig-ironischen Wettsingen zwischen einem SCB-Fan und einem Thunfan, sprich mir. Der SCBler ruft mir hämisch "Hopp Züri, Hopp Züri" zu, worauf ich ein nicht minder freches "Allez Servette, allez Servette" anstimme. Die Resultate: SCB-Servette 2-6. Thun-FCZ 1-6.
Thun-FCZ wirklich 1-6? Das mag mancher nicht glauben. Wie spricht mich doch in Thun ein Passant an: "Wie hat Thun gespielt?" "Ja... schlecht..." "Aber wie viel war?" "1-6." "Wirklich? Ich habe gedacht, man will mich verarschen." Leider nein.
Die Thuner Kanterniederlage ist irgendwie der logische Tiefpunkt einer an sich peinlichen Woche. Da streiten sich Vorstand und Fanprojekt, da nerven sich Trainer und Klubverantwortlich gegenseitig und der Wirbel um das FDP-Thun Süd-Inserat rund um Fussballer mit ganz schlechtem Erinnerungsvermögen sorgt für noch mehr Unruhe in Thun. Und ich entscheide mich mal spontan dafür, während der ersten Halbzeit weder Trikot noch Schal zu tragen, zu negativ ist momentan die Ausstrahlung der Klubfarben auf mich. Die Fanclubs protestieren anders: Fast alle Banner hängen verkehrt herum, einzig das Aebikurvetransparent hängt lesbar wie immer. Röbi sollte besser sein aus Amsterdam mitgebrachtes Plastikfähnchen mit dem Aufdruck Thun und Ajax (was für eine Idee!) nicht selber schwingen, sondern es unseren Aebikurvenfreunden in die Hand drücken, damit es einer nach dem anderen schwungvoll ausprobieren kann.
Das Spiel wenigstens wirkt beruhigend - jedenfalls jener Anteil der Spielszenen, die man im Gegenlicht der Sonne überhaupt erkennen kann. Wirklich auch eine tolle Idee, dass Spiel um 17.00 anzupfeifen, wenn bis 17.20 die Sicht aus der Fankurve gleich Null ist. Als herrsche dichter Nebel, erkennen wir nur schehmenhaft, wie Lustrinelli gleich mehrmals vor Leoni scheitert - stets aus eigenem Unvermögen.
Dagegen haben die Zürcher in der ersten halben Stunde nur eine Chance - Raffael nutzt sie prompt zum unverdienten 1-0.
Wenigstens gibt es bloss zwei Minuten später einen Handspenalty für Thun. Ferreira will schiessen, doch Mauro nimmt ihm den Ball hinweg. Doch wie schlecht die Lustrinelli-Elfmeter-Idee ist, weiss auch Deumi und reisst den Ball an sich. Er schiesst und trifft - 1-1. Gott sei Dank, jetzt kann es doch noch ein zufriedener Nachmittag werden. Doch mit ihrem zweiten Torschuss erzielen die Zürcher in der 38. Minute das 2-1. Torschütze Nef.
Und dann die zweite Halbzeit, es ist zum Wegschauen. Kaum nach Wiederanpfiff schiesst Raffael das 3-1. Und dann zerstört Aegerter mit einem Foul und einem reichlich dummen Maul noch sämtliche Thuner Punkteträume an diesem Nachmittag. Nach 60 Minuten sieht er Gelb-Rot.
Ein paar Minuten noch halten die Thuner mit, versuchen gar zum Anschlusstreffer zu kommen. Aber dann kommts ganz böse, Thun sieht phasenweise schlechter aus als Perly am vergangenen Wochenende. 78. Minute Nef 4-1. 80. Minute Keita 5-1. 91. Alphonse 6-1. Wenigstens schiesst "Di Jorio Lugihung" nicht noch einen Treffer, aber bei einem 6-1-Sieg kümmert ihn der fehlende eigene Torerfolg ebenso wenig wie buhende Thunfans.
Die Mannschaft aber wird nach Spielschluss würdig verabschiedet. Einzig das Plastikfähnchen wird jetzt nicht mehr geschwungen, denn das geht unglücklicherweise in Flammen auf. Schade: Aber tief in meinem Herzen weiss ich, dass die Zeit neuer Thunsiege und vor allem neuer Plastikfähnchen schon bald kommt.

Matthias Engel