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Ajax - Thun 2-0
18.10.2005Champions League 2005/2006


Eine Hollandreise in 28 Kapiteln.

1. 2 Cars nach Adam, 1 Andy nach Oey

Am Montagabend um Zehn ist der offizielle Start unserer Reise nach Amsterdam. In den zwei offiziellen Fanprojektcars sitzen fast 100 der 750 Thunfans, die nach Holland reisen. Diese Reise führt direkt vom Lachenstadion vor unserer Hotel in Adam. Einer jedoch nimmt einen kleinen Umweg in Kauf: Da er sein Ticket Zuhause vergessen hat, scheint Andys Hollandreise vorbei zu sein, bevor er den Car überhaupt bestiegen hat. Eine bittere Geschichte, die an Remos vergeblich gebuchte Arsenal-Reise erinnert. Doch der rasende Andys lässt sich nicht so schnell unterkriegen und braust erst nach Oey und dann wie dem Blitz dem Car hinter her ins Grauholz. So steigt dort nicht nur Lausanne-Fan John in den Car ein, sondern endlich auch Andy.

2. (Mode-) Fans on tour – Teil 1

Ein Wettsingen zwischen den Fly Agarics und der Sektion-Dunon, ein Ähnlichkeitswettbewerb zwischen Michu und anderen Kutten oder verzweifelte Anmachversuche von Mattäng an unschuldigen Frutigerinnen – all dies ist nicht möglich auf unserer Reise nach Holland. Denn die liebe Laura hat die Thunfans nach einer überaus gelungenen Geheimformel auf die beiden Cars aufgeteilt. So ist der harte Kern der Thunfans garantiert unter sich, was eine problemlose Partystimmung bis früh am Dienstagmorgen ermöglicht. Danke Laura.

3. Der Auswärtsfluch der Fribourgfans

7 Green Dragons sind gemeinsam im Car unterwegs Richtung Holland. Bei aller Freude, dass Mitzu so viele Leute aus unserem Gotteron-Fanclub für die Fussballreise begeistern könnten – es sind mehr GDs dabei, als auf einer durchschnittlichen Gotteron-Auswärtsreise in dieser Saison – stimmt mich die Anzahl doch äusserst nachdenklich. Denn bisher haben die Fribourger jedes Auswärtsspiel diese Saison verloren. Hoffentlich nehmen all die Fans nicht diesen Fluch, sondern vielmehr den heiligen Zorn mit nach Adam.

4. Zusammenhalt bis in den Schlaf

700 Bier lautet die Zielvorgabe von Car-Guru Willy Gilgen für den Amsterdam-Trip. Ein sehr sehr grosser Proviant, doch auf der Hinreise wird ordentlich Bier ausgeschenkt. Da wird gesoffen und geschnupft, was das Zeugs hält. Selbst Michu macht Party!!!
Doch der Spass hat seine Grenzen, spätestens ab Frankreich wird fleissig über die Thuner Fanszene philosophiert. Mehrere Rauchpausen lang und vor allem auch die Fahrzeit dazwischen diskutiert René über die Wichtigkeit von mehr Zusammenhalt in der Kurve. Als er dann plötzlich schweigt, sind alle überrascht. Der Grund, wieso er für einmal nicht das letzte Wort hat, wird aber schnell klar: Er liegt im Gang zwischen den Sitzen und schläft friedlich.

5. Das ist Bodo mit dem Bagger und der baggert noch…

Eigentlich haben wir erwartet, dass wir in Holland am Strassenrand alle hundert Meter einen Wohnwagen sehen. Doch wir werden enttäuscht. Die einzigen Wohnwägen, die wir sehen, sind auf einem Laster zusammengepfercht und werden wohl gerade auf den Autofriedhof abtransportiert. Das typische holländische Fahrzeug ist stattdessen zu unserer Überraschung der Bagger. Alle hundert Meter sieht man in der Autobahnnähe einen unmotiviert aufgeschütteten Erdhügel und mittendrin einen Bagger. Nur die Bodos sehen wir nirgends, denn jeder Bagger steht still. Dabei ist doch schon mal 11 Uhr mittags, als wir uns Amsterdam nähern. Aber vielleicht sind ja gerade alle Bauarbeiter mit dem Aufbau von neuen Big Brother-Häusern beschäftigt.

6. Und wir drehen uns im Kreis Teil 1

40 Stunden hat die Reise von Mätthu und mir von Karlsruhe nach Kiew gedauert. Dagegen ist die Fahrt nach Adam für mich etwa so kurzweilig wie einmal rund um den Häuserblock. Kaum sind wir losgefahren, sind wir schon da. Doch im Gegensatz zum zielgenauen ukraelischen Busfahrer verfährt sich die Fahrgemeinschaft von Willy Gilgen in Adam. Wo ist bloss unser Hotel? Eine halbe Stunde lang fahren wir in einem Quartier hin und her, mehrmals fahren wir um denselben Kreisel. Immerhin – das Hotel ist nur 100 Meter neben dem Kreisel. Sobald der Fahrer endlich die Hotelanschrift entziffert hat, können wir wenig später endlich aussteigen. Da ist es halb Zwölf am Mittag.

7. (Mode-) Fans on tour – Teil 2

Verzweifelte Anmachversuche von Mattäng sind auch nachts nicht möglich, denn auch die Zimmerzuteilung hat Laura gemäss einer Geheimformel vorgenommen. Sie bringt mich dabei mit Remo zusammen – da ist nachts doch mit keinen Bettspielchen zu rechnen. Wobei, wenn in unserem Zimmer schon mal drei Betten stehen…
Sanel nervt sich das Bett-Konzept von Laura. Soll doch seine Nicoletta (wie sie von Michu liebevoll genannt wird), nicht bei ihm, sondern bei Sandro und einem weiteren Fan übernachten. Ob sich das Turtelpaar an diese Zuteilung hält oder sich doch trotzig eine gemeinsame Nacht ermöglicht, kann ich nicht in Erfahrung bringen. Ich muss mich schliesslich auf Remo konzentrieren…

8. Die meisten Unfälle passieren Zuhause

Eine Statistik, die für Thunfans nicht gilt. Wir verletzen uns am liebsten an Auswärtsspielen. Sei es Mitzu, der sich im Hardturm den Fuss bricht. Oder ich, der nur noch mit acht ganzen Fingern vom Zaun im Brügglifeld runterstürzt. Diese Auswärts-Katastrophenserie wird in Amsterdam von Erika verlängert. Sie will in die Beiz gegenüber vom Hotel und stolpert prompt. Sie verletzt sich an der Hand, sie ist wohl gebrochen. Mist.

9. Kuck mal, wer da sitzt

Ich gebe zu, dass Ticketbezahlsystem in den ukraelischen Bussen war ungewohnt. Egal wo man einsteigt, man reicht das Fahrgeld einem Mitpassagier, der es ebenfalls weitergibt, bis es schliesslich beim Chauffeur vorne ist. Das Rückgeld kommt ebenfalls per Münzübergabe zurück. Gewöhnungsbedürftig, aber clever.
In Adam dagegen muss man hinten einsteigen, wo eine Art zweite Fahrerkabine eingebaut ist. Dort sitzt ein Mann drin und verkauft den ganzen Tag Fahrkarten. Wenn nun eine ganze Gruppe einsteigt wie wir Fans kurz nach Mittag, bekommt das Tram halt gleich ein paar Minuten Verspätung, denn ein Losfahren ist bei einer Warteschlange natürlich nicht möglich. Doch hat der Chauffeur erst einmal alle Tickets verkauft und auch gleich selber abgestempelt, kann die Fahrt Richtung Innenstadt beginnen.

10. Rinderwahn statt Vogelgrippe

Hühnchenessen bei Kentucky Fried Chicken – kommt für uns gesundheitsbewussten Thunfans nicht in Frage. Schliesslich ist unser Respekt vor der Vogelgrippe gross. Stattdessen suchen wir uns eine typische holländische Beiz und landen in einem argentinischen Restaurant. Für 300 Euro veranstalten wir ein Fleischmassaker sondergleichen – okay, wir waren 12 harte Männer und ein Pommes-essendes Mädel. Resultat Rinderwahn? Mehr benebelt als nach dem Coffeeshopbesuch sind wir auch hier nicht.

11. Ab 18?

Dies soll also nun der Traum aller Kiffer sein, ein kleines Lokal, wo man auf der Speisekarte mehrere Sorten Gras findet. Klar wird da bestellt. Doch wir sind nur vier statt zwölf, kiffen tatsächlich so wenige von uns? Oder liegt der Coffeeshopboykott der Mehrzahl vielleicht daran, dass es im Coffeeshop Kaffee und Eistee gibt, aber absolut keinen Alkohol. Wie will man da high werden!?
Nachdenklich stimmt die Eingangskontrolle. Problemlos kommt auch die mĂĽde Laura (nicht zu verwechseln mit DER Laura Gunti, liebe YB-Fans) mit rein. Dabei ist sie erst 15. Okay, ihr Ziel ist das WC und nicht unser Kiffertisch, aber Jugendschutz ist wohl auch bei legalem Kiffen eine Utopie.

12. Klingelingeling, Klingelingeling, hier kommt…

Adam wäre ja eine schöne Stadt. Idyllische Kanäle, wunderschöne Häuser. Doch das gemütliche Schlendern dem Wasser entlang gleicht einer Mutprobe. Alle paar Sekunden hört man ein Klingeln hinter dem Rücken und schon flitzt wieder ein Velo an einem vorbei. Und will man mal auf die andere Strassenseite, kann man sicher sein, das immer aus dem dümmsten Winkel ein Velofahrer auftaucht. Überall sind sie, die klingelnden Veloraser. Dass es ein Wort wie „bremsen“ oder eine Redewendung wie „achte auf die anderen Verkehrsteilnehmer“ auf holländisch gibt, bezweifle ich doch sehr. So sehen Alpträume aus…

13. JCDecaux

Wer sich in Amsterdam den Namen einer Tramstation merken will, muss gut aufpassen. Denn zwar ist jedes Häuschen deutlich angeschrieben – doch JCDecaux heisst jede Station und doch keine. Einfacher macht diese holländische Eigenart die Rückkehr zum Hotel nicht. Aber schliesslich finden wir doch noch die Haltestelle, wo die Nummer 14 fährt. Da sitzen die ungeduldigen Andy und Remo längst in einem Taxi. Zeit ist schliesslich Geld.

14. Der Weg ist das Ziel Teil 1

Um 18.00 sitzen wir bereits wieder im Car. Wir fahren mit unseren beiden Cars direkt vors Stadion – wobei direkt ein sehr weiter Begriff sein kann. Wir halten absolut nicht vor dem Gästesektor, wie uns eigentlich versprochen wurde. Bis hin zum Sektor K ist der Weg mehrere 100 Meter weiter – mitten durch so ziemlich jede Ajax-Fangruppe. Geschlossen marschieren wäre da angesagt. Doch Willy Gilgen ist anderer Meinung. Er betreibt eine Stunde lang eine Art Car Festwirtschaft und verkauft munter Wienerli an die Passagiere. „Im Stadion ist das Essen nämlich sehr teuer“, so sein Werbespruch. Na ja… eine Portion Wienerli im Car kostet fünf Franken, ein Hot-Dog im Stadion drei Euro.

15. Der Weg ist das Ziel Teil 2

Nach überstandener Eingangskontrolle sind wir endlich im Gästesektor! Ja? Denkste… Zuerst muss noch das ArenA-Treppenhaus bezwungen werden. Hunderte Stufen trennen uns noch von unseren Plätzen. Da flucht längst nicht nur Lydia beim Aufstieg. Einzig Michu scheint zufrieden zu sein, nun hat er doch noch einen Berg in Holland gefunden.

16. Scheiss Choreo

„AFC Ajax – FC Thun 18 Oktober 2005“ – unscheinbare weisse Fähnchen sorgen bei uns im Sektor für mehr Ärger als das unlogische Absperrband zwischen Reihe 7 und Reihe 8. „Sicher machen wir bei der Choreo nicht mit!“ ärgert sich Sanel und sammelt alle Fähnchen im Gästesektor ein. Wenn Thuner Fankreativität im europäischen Ausland verboten ist, unterstützen wir selbstverständlich keine Ajax-Vorstands-Idee. Nur gut, würde niemals der FC Thun auf eine so stumpfsinnige Idee wie eine Bezahl-Tifo-Choreo kommen. Und gleich nochmals zum Mitschreiben für alle FC Thun-Vorstandsmitglieder: Nur gut, würde niemals der FC Thun auf eine so stumpfsinnige Idee wie eine Bezahl-Tifo-Choreo kommen. Eben… (An dieser Stelle muss man sich leider ein Rolleyes-Smile hinzudenken).
Die Fankurve ist gegen eine so witzlose Massenpublikumsaktion, dummerweise denken nicht alle im Sektor so. Einige „Thunfans“ sammeln die Fähnchen wieder ein und schwingen sie beim Abspielen der Ajax-Hymne kurz vor Spielbeginn gut gelaunt mit. „Die werden während dem Match bestimmt nicht mit uns mitsingen“, so meine böse Prognose. Leider behalte ich Recht.

17. Stimmung

Und doch singt die Mehrzahl der 750 Thunfans laut. Dauersupport vom Feinsten wird geboten, wobei ab und zu gar die stimmungsmässig enttäuschenden Ajax-Supporter übertönt werden. Ausser in den beiden Fankurven zeigen sich die Ajax-Fan vom Spiel nicht begeistert. 44'000 Zuschauer konsumieren den Match passiv, anstatt ihr Team lautstark anzufeuern. Schade.

18. Der Unterschied zwischen Anastasiou und Mauro

Das Spiel selber ist leider schnell erzählt. Es wird zum Duell der beiden vordersten Männer der zwei Teams. Lustrinelli ist heute aber einfach nur ein Herr Chancentod, gleich bei drei guten Chancen scheitert er kläglich. Thun erzielt kein Tor.
Abgebrüht ist dagegen Anastasiou. Zweimal nutzt er die Fehler der Thuner Verteidiger und Torhüter Jakupovic eiskalt aus. In der 38. Minute das 1-0, in der 55. Minute das 2-0 und in der 90. Minute folglich der 2-0-Sieg für Ajax. Dumm gelaufen. Nicht dass sich Thun für diese Zwei Tore-Niederlage schämen müsste, doch gegen das nur leicht überlegene Ajax wäre ein Punkt keine Unmöglichkeit gewesen.

19. Schaufensterbummel

„Das isch nüt bsundrigs!“ wird Michu am anderen Morgen behaupten. Doch an diesem Abend steht er teilweise eine Minute lang vor dem gleichen Schaufenster. Dabei sieht er immer bloss auf dieselbe Stelle – in die Augen der teils wunderschönen und auf so plumpe Art ausgestellten Frauen. Behauptet jedenfalls Michu – ich muss dagegen zugeben, dass ich vor allem auf die Dessous und das Vermutete darunter starre.
Hier im Rot-Licht-Viertel, wo die „Ware“ kein Preisschild trägt, sondern man den Kaufpreis für die Schönheiten in BH und Tanga bloss erahnen kann, sind beim Schaufensterbummel für einmal die Männer in Überzahl. Die Oberländer Männer, um genau zu sein. Überall hört man den für uns typischen Dialekt. Wie dieser Spaziergang wohl am nächsten Wochenende in der Stammbeiz geschildert wird?

20. Kiew-Feeling

Nach 1 Uhr ist in Amsterdam leider nicht mehr allzu viel los. Das kennt man irgendwie von Malmö. Doch statt an eine Privatparty, fahren wir mit dem Taxi bloss zu uns ins Hotel. 30 Euro für 7 Passagiere, ein guter Preis. Dumm bloss, das ausgerechnet ich mich zwischen zwei Sitze quetschten muss und die ganze Fahrt über mehr knie als sitze. Endlich habe ich noch so ein richtiges Kiew-Reise-Feeling. Wenigstens huscht immer wieder die selbe schöne Amsterdamerin am Fenster vorbei, durchs sichere Taxifenster wirken die Klinglerinnen gar nicht mehr so gefürchig. Das habe ich jetzt aber leider zu spät bemerkt.

21. 20 Cents

Im Hotel wird noch munter gefeiert, was den Portier dazu veranlasst, alle zehn Minuten in den ersten Stock zu kommen und mit den Thunfans zu schimpfen. Ich surfe da für 20 Cents 8 Minuten lang im Internet. Klar, ein Eintrag im Thunforum muss sein, aber meine Internetreise hat einen anderen Grund. Ich habe meine Adressliste Zuhause vergessen und kann deshalb die Adressfelder meiner zehn Postkarten nicht ausfüllen. Aber zum Glück ist tel.search.ch auch von Adam aus erreichbar. Ich schicke dann aber nur neun Karten, denn schliesslich ist Chrige dieses Mal nicht in der fernen Schweiz, sondern albert auf dem nahen Sofa mit ihren beiden Kolleginnen herum. Ja dann… gehe ich halt gemeinsam mit Remo aufs Zimmer. Kurz nach 2 Uhr ist bei uns Nachtruhe.

22. Mittwochmorgenblues

7.00 läuten all meine Handys, eine Dusche und 20 Minuten später gehe ich zum Morgenessen runter, nicht ohne zuvor endlich Remo aus dem Bett zu treiben. Beim Frühstück beschränke ich mich auf zwei Gläser Orangensaft, mein Appetit ist nicht wirklich gross. Remo isst nichts, bringt aber wenigstens sein Gepäck pünktlich runter. Das finde ich gut, nun sollte ich aber noch den Schlüssel haben, um meinen Rucksack runterzuholen. Geht nicht, Remo hat den Schlüssel im nun zugesperrten Zimmer vergessen. Zum Glück kann schnell ein Ersatzschlüssel organisiert werden, sonst hätte man wie in London die Türe aufbrechen müssen.

23. Schlaf und Regen

Das Wetter in Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich ist schlecht, teilweise regnet es gar. Zeit zum Schlafen, zumindest bis zur ersten Rauchpause um elf. Man muss ja nicht gleich wie die mĂĽde Laura den ganzen Tag unter der Decke verbringen. Ich fĂĽhle mich erholt nach diesem unverhofften Zusatzschlaf, die Kiewreise entpuppt sich wirklich immer mehr als Car-Ăśberlebenslehrstunde. Nur Michu jammert, er hat jetzt Zahnschmerzen. Ja er wollte ja unbedingt mit mir Platz tauschen, dass er beim Schlafen gegen das Fenster lehnen kann.

24. Die Hip-Hop-Folter

Vielleicht ist Belgien ja ein schönes Land. Für uns Thunfans wird es als die Stätte einer qualvollen Musikberieselung in Erinnerung bleiben. Ganze drei CDs lang müssen wir uns Hip-Hop-Rhymes wahlweise in Englisch, Spanisch und Berndeutsch anhören. Dies schockt nicht nur die Dopamin-Leute, sondern alle mit Musikgeschmack. Was wir froh, als dann endlich Rolling Stones-Lieder ertönen. Um nicht auf eine zweite gute CD hoffen zu müssen, stimmen wir bald eigene Lieder an. Je näher wir der Heimat kommen, desto lauter werden die Fangesänge.

25. Ajax is en Elefant

Selbstverständlich bleibt bei 2 mal 13 Stunden Car jede Menge Zeit für neue Liederschöpfungen. Während „Wir sind Thuner – wer seid ihr“ eher banal ist, ist das selber kreierte Ajaxsprüchlein von Andy ganz schön originell. Hier exklusiv der Text: „Ajax is en seich Vereen – Ajax is en Elefant.“ Fehlen nur noch 20 Fähnchen und drei Kilo Konfetti und fertig ist die perfekte Ajax-Atmosphäre…

26. Allein Zuhause

Man fühlt sich richtig wichtig, wenn man auf einer so langen und internationalen Carfahrt kein einziges Mal seinen Pass zeigen muss. Da taucht die irrwitzige Idee auf, dass es vielleicht gar nicht so schwer ist, Ausländer zu sein. Und doch ist es halt toll, nach der Grenzüberquerung wieder daheim in der Schweiz zu sein, auch wenn es „nur“ Basel ist. Nicht zuletzt ist es wieder einer jener magischer Momente, in dem ich mich zu Sanel umdrehen kann, um meine Hand auf seine Schulter zu legen und zu sagen: „So, jetzt bist du wieder der einzige Ausländer.“

27. Das perfekte Fotomodell

Wie fühlt man seinen Film bzw. seinen Datenchip in seinem Fotoapparat? Man mache am Schluss einer Reise möglichst dumme Bilder. Klar muss sich jeder mal mit dem Quietschehühnchen von Sanel fotografieren lassen. Aber warum ich von Röbi zwischen Basel und Bern gleich eine halbe Stunde nonstopp fotografieren lassen muss, kapiere ich echt nicht. Als ob mir nicht längst wegen dem Blitz die Augen tränen würden. „Fotografiere doch mal Nicole“, sag ich ihm, als diese an uns vorbeigeht. „Ist das die Nicole ohne Brüscht“, lästert Röbi. Lächerlich. Es ist bloss die Nicole ohne Schnupf. Wobei sie auf der Adam-Reise bei einigen Schnupfrunden mit dabei war und selbst mir mal eine ordentliche Portion ausgegeben hat. Eine Szene, die beim Landboten noch für ein kleines Eifersuchtsdrama sorgen wird. Mit Kipfer hat Nicole nämlich scheinbar eine Beziehung ganz ohne Schnupf gehabt…

28. Und wir drehen uns im Kreis Teil 2

Und noch mal fahren wir gleich dreimal um den gleichen Kreis. Doch Willy Gilgen und Co. haben sich nicht etwa schon wieder verfahren, die Irrfahrt rund um den Muulbeerikreisel ist absolut gefolgt. Thunglaublich einfach. Unter grossem Beifall geht’s dreimal rund herum, wobei sich Willy definitiv in unsere Herzen gefahren hat. Nein wirklich, die Amsterdamreise war wirklich absolut genial. Keine Frage, mit welchem Carunternehmen wir nach Prag reisen werden – dieses Mal sogar mit einem von mir angeregten Glühwykessel. Alle 700 Bier haben wir übrigens auf der Reise nicht leer getrunken, aber viel hat wohl nicht gefehlt, wie am Bahnhof Thun ein Blick auf Gepäckraum und Thunfans vermuten lässt.

Matthias Engel