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YB - Thun 0-0
10.09.2005Super League 2005/2006


Ein 8-2 wünschen sich die YB-Fans vor dem Spiel. Mattäng solle doch ganz einfach den Spielbericht von jenem (leider) unvergesslichen Match im Jahr 2000 recyclen. Doch der Wunsch der Gelb-Schwarzen ist halt nicht in Erfüllung gegangen, es hat keine 10 Tore gegeben. Es hat überhaupt kein Tor gegeben.
Wer die beiden Champions League-Spiele im Stade de Suisse miterlebt hat, ist heute richtig erschrocken über den ereignisarmen Wankdorfalltag. Kein Gedränge an der Tankstelle, keine Match-Schals (dabei wäre ein YB-Thun-Schal doch so modisch…) und auch fast keinen Schwarzmarkthandel. Der Typ mit dem „Suche Ticket“-Schild ist jedenfalls bald verschwunden. Kein Wunder: „Nur“ 22'000 Fans interessieren sich heute für das Derby, was 10'000 Leute weniger sind als beim Match Thun-Malmö. Die Erkenntnis daraus: YB füllt das eigene Stadion nicht und Thun hat tatsächlich Tausende Modefans.
Die Schlange an der Kasse ist dennoch recht lang – dies aber auch nur, weil die Thunfans im Vorverkauf keine Tickets bekamen. Dumme Idee, aber da Rüpel-Alain für mich ansteht, habe ich doch keine Wartezeit. Ach ja, immerhin die Ticketpreise erinnern an die Champions League: 30 Franken.
Im Stadion stellt sich mal wieder die Frage der klugen Umsetzung einer Choreo. Wie spannt man all die gelben Plastikbänder, dass die Sonnenstrahlen (ja es wäre eine Sonne mit Strahlen gewesen!) überhaupt erkennbar sind? Vielleicht hätte man doch wie die YB-Fans auf weniger Darstellende Kunst und auf mehr tiefsinnigen Text setzen sollen. "Ds Härz vom Kanton schlaht gäub-schwarz" -aha. Aber nach der Pause zeigen dann auch noch die Thunfans Witz. „Vom Kuhstall ins Highbury“ ist definitiv ein Transparent mit Kultcharakter.
Ganz aufschlussreich ist die Mannschaftsaufstellung der Thuner. Wir haben alle ja mit Neulingen im Team gerechnet, aber dass plötzlich während dem Verkünden der Thuner Elf die Porträts von Raimondi und Urdaneta auf dem grossen Stadionbildschirm auftauchen, ist doch für alle eine Überraschung und natürlich Anlass für ein grosses Pfeifkonzert. Dabei geht ganz unter, dass der Östereichische Bosnien-Nigerianer aus Schottland, sprich Orman, zum ersten Mal spielt. Er fügt sich gut ins Team ein, wobei auch er in den Anfangsminuten wie die anderen Thuner von den Berner Gegenspieler oftmals überlaufen wird. Doch die spielerische Überlegenheit von YB ist halb so schlimm, da die Gelb-Schwarzen nicht wirklich viel mit dem Ball anfangen können. Dass in der 10. Minute die Zuschauer und Wölfli jubeln, liegt auch nur daran, dass sie den Sinn der Offsidefahne missverstehen. Das Tor von Yakin ist natürlich ungültig.
Es ist ein langweiliges Derby. Besonders in der 1. Halbzeit fehlen die Chancen fast ganz. Nach der Pause gewähren sich die beiden Teams mehr Platz, wobei YB klar mehr Chancen, Thun dagegen die besseren Tormöglichkeiten hat. Noch in der Schlussminute muss Wölfli auf der Linie retten.
Ob nach Schlusspfiff nur die Thunfans – als witzige Witzbolde – „Bidu raus“ rufen oder ob einzelne YB-Fans leise das gleiche Lied anstimmen, bleibt aus akustischen Gründen für uns offen. Unsere Freude über den Punkt scheint jedenfalls grösser zu sein als jene auf der YB-Seite.
Es wäre eigentlich ein ganz gemütlicher Abend, doch werden noch einige Berner „Fans“ beim Thuner Fancar gewalttätig. Eine ganz fiese Attacke, die nachdenklich macht.
Die Vorfreude auf das nächste Thunspiel ist dennoch gross – im Highburry gegen Arsenal, wow. Man muss sich ja nicht gleich wie Christine ein Thierry Henry-Trikot als London-Souvenir wünschen. Henry wurde übrigens im Hinblick auf das Champions League-Spiel heute in der Meisterschaft geschont…

Matthias Engel