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Malmö - Thun 0-1
10.08.2005Champions League 2005/2006


Noch ist nicht einmal drei Uhr am Morgen und schon stehen wir bei den Bushaltestellen am Bahnhof herum. Müde sind wir alle. Wer am Vorabend (=kurz zuvor) noch Sport aktuell gesehen hat, hat etwa drei Stunden geschlafen. Für Küsu dagegen ist Schlafen so in etwa ein Schwedischen Fremdwort, denn er kommt direkt von der Arbeit. Immerhin, verschlafen hat keiner. Sobald sich Andy auf dem Autoparkplatz entschieden hat, wie viel Münz er in die Parkuhr einwerfen will – sein Entscheid wird wohl irgendwo zwischen 0 und 30 Franken liegen – können wir dann losfahren. Unsere Chauffeuse jedenfalls bittet uns in den Gafner-Kleinbus einzusteigen – samt Gepäck übrigens. Da müssen wir ihr erst einmal erklären, dass der Bus einen Kofferraum hat. Noch ahnen wir nicht, dass es sich bei ihr um die schlechteste Chauffeuse der Schweiz handelt.
Sorglos steigen wir also ein, genügend Reiseproviant haben wir ja bei uns. Die hohen schwedischen Bierpreise vor Augen trinken wir mit Genuss noch einmal günstiges und gutes Schweizer Bier. Wie wohl das tut um 3 Uhr morgens. Oder etwa doch nicht, Santoso? Unser Kumpel aus der letzten Reihe hat jedenfalls schon bald ein dringendes Bedürfnis. Er sollte unbedingt pissen. Doch im Bus gibt es kein WC und die Chauffeuse blockt jeden Kurzstopp ab. „Wir haben noch weit bis nach Zürich.“ Ja klar, schliesslich ist sie ja auch mit einem höllischen Tempo von etwa 80 Studenkilometern auf der Autobahn unterwegs. Santoso wird da immer übler gelaunter, es knurrt und brummt fortlaufend hinter mir. Schliesslich wird er an der Autoraststätte Würenlos doch noch erlöst, wir riskieren doch tatsächlich einen fünfminütigen Halt. Da ist etwa halb fünf, was ich zu einem SMS an eine Daheimgebliebene nütze. „Wir sind jetzt in Würenlos und bald schon im Ausland“ jubiliere ich. Andere lesen derweil den frischgedruckten Blick, der ganz schön Hoffnung macht vor dem Spiel Malmö-Thun.
Nur noch wenige Kilometer sind es jetzt bis Zürich, doch die sind überaus turbulent. Unsere Chauffeuse beweist nämlich, dass Simone Niggli-Luder so ziemlich die einzige Schweizer Frau mit einem brauchbaren Orientierungssinn ist. Die Chauffeuse verfährt sich nämlich, als wir das Flughafengebäude schon direkt vor uns haben. Plötzlich biegt sie auf eine Spur ein, die direkt ins Parkhaus führt. Erst an der Schranke stoppt sie und merkt – aha, hier kommen wir ja gar nicht durch. Was nun? Sie fährt rückwärts wieder von der Spur herunter und sucht sich dann mit unserer Mithilfe nach einer zusätzlichen Ehrenrunde doch noch den richtigen Weg vors Gebäude. Hier sind wir dann nach fünf Uhr endlich und steigen schnellstmöglich aus. Ob die Frauen in Schweden auch so kompliziert sind?
Beobachten wir aber mal Laura (ja liebe mitlesenden YB-Fans, es ist DIE Laura aus der Migros-Zeitung). Gut gelaunt kauft sie wie wir anderen auch im Duty Free-Shop Alkohol. Doch als wir drei Pilze (kurzer Appell: hier sind Pasquale, Andy und Mattäng – merci!) mit unseren am Degustationsstand geschenkt bekommenen Troija Caramel-Becherchen in die Boarding-Halle kommen, stinkt es dort geradezu lästig nach Alkohol. Laura hat ihren Rum dummerweise fallen gelassen.
Um 6.35 ist das Boarding, ein Buschauffeur (halleluja!) fährt uns die kurze Strecke zum Flieger. In der SAS wird uns auf dänisch und englisch das Sicherheitskonzept erklärt, bevor’s dann auf die Rollbahn geht. Ich habe einen netten Fensterplatz neben einem absolut nicht gesprächigen Dänen, so dass ich mich auf den Start konzentrieren kann. Sanft heben wir ab, bald fliegen wir über den Wolken. Mein dritter Flug ist ganz angenehm, von einem flauen „ich sollte einmal was essen“-Magengefühl einmal abgesehen. Aber bei meinem Sitz hat es halt keine Frühstücksmenukarte und danach fragen mag ich irgendwie nicht. Mein dänisch ist nicht allzu gut. Die Handys sind gemäss Bordvorschrift abgestellt, so bekomme ich auch nicht die Antwort auf mein Würenlos-SMS. „Gehst du jetzt doch nicht im Flugzeug nach Schweden?“ Rund tausend Kilometer über dem Erdboden (na ja, vielleicht sind es etwas weniger, ich kenne mich mit Flughöhen nicht so aus) gönne ich mir einen kurzen Schlaf.
Kaum sind wir in Kopenhagen gelandet, gibt es wieder Probleme. Andy hat sein Ticket im Flieger vergessen. Da man aber am Flughafen nicht einfach so ins Flugzeug zurückgehen kann, muss er am SAS-Schalter seinen Verlust melden. Die Besatzung und die Putzequipe werden informiert. Doch an Andys Platz fehlt vom Ticket jede Spur. Das sei aber nur halb so schlimm, meint die alte Dänin am Schalter, vor dem Rückflug könne sich Andy ein Ersatzticket machen lassen. „That’s for free.“ Zu deutsch: Das sei gratis.
Nachdem Reiseleiter Roger Müller endlich gemerkt hat, dass wir auf der falschen Flughafenseite auf unseren Car nach Malmö warten, geht unsere Reise weiter. Mit dem Car fahren wir auf der grossen Brücke ins Meer, ohne Stopp am Zoll vorbei direkt vor unser Hotel. Da ist es Punkt Zehn Uhr. Jetzt können wir die Zimmer beziehen, meint der liebe Roger. Das gilt nur bedingt. Während viele Fans bereits jetzt die Kreditenkarten-Zimmerschlüssel bekommen, scheint sich das Hotelpersonal gegen uns Pilze verschworen zu haben. Die Zimmer von Andy und Stonie, Pasquale und mir sind noch längst nicht bezugsbereit, so dass wir halt ein erstes Mal durch die Stadt spazieren. Dabei sind wir etwas enttäuscht: Wo sind eigentlich all die schönen Malmösen? Entweder sind die doch mitten in ihrem Schönschönschönheitsschlaf oder sie gehen bei diesem scheusslichen Regen- und Sturmwetter ganz einfach nicht nach draussen.
Wir dagegen kämpfen uns bis zum Bahnhof. Dort gibt es einen Burgerking mit der ersten von uns entdeckten Malmösin – zum Glück ist sie längst nicht die letzte Schönheit, die wir zu sehen bekommen. Einfach himmlisch, wenn einem die süssen blonden Frauen mit einem sanften „hej hej“ begrüssen. Hier entdecken wir auch unser Kult-Plakat: „Är du lite lal och vill ha närmsta bankomat, vem ringer du da?“
Wir brauchen auch mehrmals an diesen Tagen an den Bankomat, lernen wir doch kurz darauf die schwedischen Alkoholpreise kennen. 50 Kronen für 5 dl Bier – Wahnsinn. Nicht zufällig heisst Bier auf schwedisch Öl. Zum Glück treffen wir aber auf ein B-Club-Mitglied, dass unsere Runde Bier bezahlt. Mann muss der reich sein.
Um ein Uhr sind wir zurück beim Hotel. Doch noch immer gibt es keine Chance für uns Pilze zum Einchecken. Die Zimmer sind nicht wir behauptet um 12 Uhr, sondern erst um 2 Uhr bezugsbereit. Nervig. Noch mehr böse Worte gibt es, als wir unsere Schni schna schnappi-Schnaps-Runde nicht in der Eingangshalle machen dürfen. Was ist eigentlich in schwedischen Gebäuden alles verboten? Rauchen, saufen, malmösen… ?
So geht’s noch mal in die Innenstadt. Chli lädele ist angesagt. Ein Geheimtipp ist da sicher der Glacestand im Einkaufszentrum Hansa. An einem Wolkentag wie diesem habe ich zwar keine Lust auf eine Glace, wohl aber auf die absolut herzige Verkäuferin. Ein gemeinsames Föteli, ein netter Schwatz – Malmö ist wirklich eine Stadt zum Verlieben.
In der Bäckerei sind die Frauen leider etwas gar alt. Aber sie klären uns immerhin über schwedische Backspezialitäten auf. Und behaupten dabei, wir seien Holländer? Richtig eine Beleidigung. Denn im Gegensatz zu Schnupf, Snüss und so ziemlich jedem vorstellbaren Alkoholgemisch aber wir gar kein Grass dabei. Wir haben doch kein Suchtproblem!
Kurz vor drei Uhr können wir dann ins Hotel. Das erste Zimmerbetreten ist ein churzer Chut, denn bereits um vier Uhr ist das Ticketverteilen und der Abmarsch Richtung Stadion angesagt. Mehrere Dutzend Thunfans sind wir nun, die gemeinsam durch die Strasse schlendern. Ein Stopp in der schönsten Gasse für ein lautes UFFTA ist natürlich Pflicht. Während wir Häuser und Malmösen fotografieren, fotografieren die Einheimischen und die Japaner uns. Sind wir wirklich so exotisch im Thundress, entweder mit Hut oder bunt bemalt und dabei laut singend? Andy, stimm doch noch ein paar Lieder an durch dein Megaphon.
Nach rund einer halben Stunde sind wir dann beim Stadion. Dort reinzukommen ist gar nicht so einfach, wer so wild wie Andy aussieht, wird von zwei Securitys gleichzeitig abgetastet! Drinnen die erste böse Überraschung: Die WC-Anlage ist abgeschlossen. Doch bevor Santoso überhaupt mit Knurren beginnt, schliesst die Security die Türen auf. Das ist gut so, denn so süss die Frauen am Verpflegungsstand wieder sind, werden wohl einige ein paar Mal zusätzlich Cola oder Pfui-Alkfrei-Bier holen.
Doch soweit kommt es nicht, denn das Spiel ist viel zu spannend. 12'000 Leute sind im Stadion, gegen 100 im Thunsektor. Etwa 50 tragen ein Dress und ist voll thunsinnig, bei den weiteren Zuschauern im Gästesektor handelt es sich um Groundhopper und Skandinavienurlauber. Während diese mehrheitlich sitzen, stehen wir Thunfans während den ganzen 90 Spielminuten. Dauersupport ist angesagt, obwohl schwer zu deuten ist, ob man uns je einmal hört. Laut singen sie die MFF-Fans, ebenso laut sind ihre lästigen Pfeifkonzerte. Ob ein Thuner am Ball ist oder am Boden liegt, ob der Schiri gegen Malmö gepfiffen hat oder ob es wieder leicht zu regnen beginnt, die Malmöfans pfeifen wegen den unwichtigsten Dingen. Nur jubeln können sie nicht, denn trotz Feldüberlegenheit bringen die hellblauen Spieler den Ball nicht ins Tor. Ganz anders die Thuner. Ferreira auf Adriano, dieser schiesst aus beachtlicher Entfernung flach aufs Tor – und schon ist der Ball drin. In der 34. Minute geht Thun gleich mit der ersten nennenswerten Torchance in Führung. Einfach geil. Nicht zufällig ist unser erster Gesang nach dem Tor ein minutenlanges Narcotic-Herumhüpfen.
Einige Fans sitzen ganz still auf ihren Plätzen in der Pause. Die Geschehnisse an diesem Abend sind einfach nicht zu fassen. Ein starkes Malmö spielt hier gegen ein spielerisch unterlegenes Team, das zudem seit der 15. Minute auf den verletzt ausgewechselten Deumi verzichten muss und findet doch kein Erfolgsrezept. Ja kommt denn das kleine Thun schlussendlich doch noch in die Champions League?!?
Die zweite Halbzeit geht ganz schön an die Nerven. Malmö greift fleissig an, aber bleibt erfolglos. Die Thuner haben einige gute Konterchancen, doch verkrampfen sich vor dem Tor. Schliesslich kurz vor Schluss noch ein unglücklicher Sturz von Patrik Andersson. Ja alter Schwede, das könnte leider dein Karriereende sein.
Schliesslich nach vier Nachspielminuten der Schlusspfiff – Thun gewinnt tatsächlich 1-0! Gross der Jubel, schön die gemeinsame Welle mit den Spielern. Jakupovic bringt seinem bosnischen Kumpel sein Dress vorbei, Lustrinelli und Gerber schiessen ihre Leibchen nach kurzem Überlegen blind in die Menge. Und sogar Präsident Kurt Weder kommt für ein Handshaking zu uns Fans.
Still ist es auf dem langen Rückweg ins Hotel. Einerseits gilt die Devise, nicht die Malmöfans mit überaus lauten Gesängen unnötig zu provozieren. Anderseits sind wir einfach zu verblüfft, um gross Stimmung zu machen. Es nicht einfach nicht zu begreifen, was dieser Sieg hier für eine Bedeutung hat.
Nach einem kurzen Abstecher ins Hotel treffen wir uns alle in einer netten Gartenbeiz auf dem Malmö-Mühleplatz. Die beste Stimmung herrscht natürlich am Pilzetisch. Sicher eine Stunde lang stimmen Andy und ich so ziemlich jedes Gölalied an und beobachten und grüssen dabei die vorbeischlendernden Schwedinnen.
Halt macht aber nur ein alter Schwede. Er sei auch am Match gewesen und komme wahrscheinlich auch ans Rückspiel. Er ist geschäftlich in Malmö – weshalb er auch den ganzen Tag Golf gespielt. Man liebt sie, diese Businesstrips. Eigentlich lebt er in Luxemburg und fragt wie lange er im Auto von Luxemburg nach Genf und dann weiter nach Bern hat. Überhaupt scheinen alle Malmöfans von Genf magisch angezogen zu werden. Ein anderer erzählt gar, wie er seinen Flug nach Genf schon gebucht hat.
Auf dem Weg entdecken wir auch noch einen Schweden in Trainerhosen, „wo also diräkt eine vo üs chönnt si.“ Ja, der gleicht tatsächlich ein bisschen Ädu Kunz. Doch erst als scheinbar aus dem Nichts Mauro Lustrinelli zu ihm kommt, merken wir, dass mittlerweile auch die Thunspieler im Ausgangsviertel angekommen sind. Zeit für einen kurzen Schwatz mit den Schweizer Spielern, die Brasilianer flirten derweil lieber mit grossgewachsenen Malmösen.
Als wir Fans um Mitternacht schon aus der Beiz müssen, diskutiere ich mit der ebenfalls traumhaften Serviertochter (ja ich weiss, ich wiederhole mich) über Ausgangsmöglichkeiten. Sie empfiehlt uns das Etage, wo sie möglicherweise auch noch vorbeigehen wird. Grund genug, selbst dorthin zu gehen. Doch die „Snake“, die Warteschlange ist überaus lang, weshalb wir halt erstmals ein paar Thunlieder anstimmen. Bald befinden wir uns im Wettsingen mit zwei Malmösen. „Buuuh, buuuh, buuuh“ ruft die Braunhaarige mit den schwarzen Unterhosen (mit diesen Details will ich das Erinnerungsvermögen meiner Mit-Pilze etwas anregen) immerzu. Die Blonde mit dem weissen Tanga ist dagegen weitaus netter, wenn sie denn nicht gerade eines ihrer zahlreichen Handygespräche entgegennimmt und abwechselnd mit ihrem Freund oder ihrer Mutter schreitet. Beide sind angeblich 20, womit sie in die Disco dürften. Doch haben sie scheinbar keine ID dabei, die das beweist. Noch so dumm. Dumm auch, dass nun gegen ein Uhr so ziemlich jede Beiz geschlossen hat. Doch wir wollen doch mit diesen Mädels die Nacht verbringen, auch wenn nun noch drei Kumpels dazu stossen. Schliesslich meine Idee: Hat denn niemand sturmfrei? Einer der Kumpels lässt sich schliesslich zu einer Spontanparty überreden, wo Andy, Pasquale und ich noch so gerne dabei sind. Michu dagegen sträubt sich gegens Mitkommen – und sitzt dann irgendwie doch neben mir im Taxi. Im Taxi sitzen aus taktischen Gründen nur die beiden Malmösen und wir vier Thuner, die Schweden sollen ihren eigenen Weg zur Party finden. 100 Kronen kostet übrigens die Taxifahrt – zum Vergleich: in der Gartenbeiz kostete ein Gummibärli 68 Kronen.
Die Party findet in einer Blockwohnung statt. Es gibt reichlich Alkohol und ganz laute Musik. Die Stereoanlage ist voll aufgedreht. Andys Hinweis auf die Lautstärke wird vom Gastgeber belächelt. „That’s my problem, not yours.“ Da er angeblich alle neuen CDs im Auto hat, ist die Musik eigentlich immer aus den 90ern. Extra für uns wird auch immer das einzige deutsche Lied aus der CD-Sammlung angespielt: „Heut ist mein Tag“ von Blümchen. Passt irgendwie zu einer Wohnung, in der Simpsons-Zeichnungen in den Bilderrahmen hängen und ein Mr. Burns und ein Homer Simpson auf dem Fernseher stehen. Im Wohnzimmer wird geflirtet – bei der Braunhaarigen, die immer noch einen MFF-Schal und ein Shirt im Malmölook trägt, ist zum Glück doch nicht die ganze Alegig himmelsbla – auf dem Balkon wird Dart gespielt. Wobei Andy die Spielregeln der schwedischen „Killer“-Version nicht ganz klar werden. „Wieso soll ich erst sagen, was ich treffen will und dann erst schiessen?“ Ob der Verlierer wohl jeweils aus dem weit offen stehenden Fenster geschossen wird?
Um 4.00 nimmt die Party ein Ende. Der einfache Grund: Die beiden Frauen wollen heim. Sie habe wohl zu viel getrunken, meint die Braunhaarige. Aha. Und bald ist sie verschwunden. Die Blonde hat derweil noch ein wenig Zeit für drei letzte Freundschaftsküsschen. Von ihr bleibt mir vor allem das süsse „Wonderbar“-Lächeln in Erinnerung. Ans Rückspiel wird übrigens wohl nur der Gastgeber kommen. Er erklärt uns wieso: Als Elektriker verdiene er halt mehr als alle anderen an der Party.
Das lassen wir mal so stehen und steigen ins bestellte Taxi ein. 79 Kronen kostet die Fahrt für uns vier Thuner. Gummibärchenpreise. Na ja, fast wäre es teurer geworden, weil Andys plötzlich dem Fahrer sagt, er sei auf dem falschen Weg. Da können wir anderen drei Thuner das Hotel schon 100 Meter vor uns sehen!

Der nächste Morgen beginnt für uns dann um 12 Uhr. Das Morgenbuffet sehen wir Pilze nicht. Man kann sich ja auch mit den schwedischen Backspezialiäten vom Vortrag verpflegen. Erneut fahren wir Taxi – wir mögen nicht zu Fuss nach dem MFF-Fanshop suchen. Dieses Mal kostet die Fahrt exakt ein Bier. Im Shop gibt es von Trikots, Schals über Nuggis und Babykleider bis hin zu Tangas und Türmatten so ziemlich jedes denkbare Souvenir. Wir kaufen fleissig ein, die MFF-Gehirnwäsche vom Vorabend scheint gewirkt zu haben.
Es ist ein gemütlicher Nachmittag. Zum guten Glück regnet es am heutigen Donnerstag nicht – anders wie ich auf einigen meiner Karte im Delirium behaupte. So sitzen wir meist auf Bänken und beobachtet kläffende Hunde und hej-hej-singende Malmösen. Unser ständiger Begleiter ist dabei der Alkohol. Schade finden wir bloss, dass wir Pilze so ziemlich die einzigen Thunerfans sind, die noch Farben bekennen und Thun-Outfits tragen. Die anderen laufen so richtig boring normal herum.
Eine Malmösin verteilt da auf dem Weg fleissig Broschüren – vom Erotikmuseum in Kopenhagen. All die bunten Bildchen widersprechen recht stark meiner bisherigen Vorstellung eines Museums.
Auch einen Isländer treffen wir noch. Drei Schweizer Fussballklubs kennt er, die er in folgender Reihenfolge aufzählt: Grasshoppers, Neuchâtel und Basel. Und jetzt natürlich Thun. Er wünscht uns viel Glück.
Nachdem wir unsere letzten Kronen in T-Shirts (Andy), ein XXL-Clubsandwich (Pasquale) und Bier (ich) investiert haben, heisst es Abschied nehmen vom schönen Malmö. Im Car Richtung Kopenhagen singen wir wehmütig selbstgedichete Malmösenlieder und leidenschaftliche MFF-Fanlieder. Eine nächste Malmöreise der Pilze nach Malmö ist fürs nächste Frühjahr in Planung.
Am Flughafen checken die meisten Fans ein, während Andy noch sein Ersatzticket organisieren muss. Zu seiner grossen Verwunderung will die Frau am Ticketschalter gar nicht vom versprochenen Gratisangebot wissen, ein Ersatzticket koste 100 Euro! Womit das ein ganz teurer Vergesser für Andy wird. Nun ja… ich habe einst vor einem Mallorcaflug meine Sonnenbrille am Flughafen Zürich liegen lassen, auch das war nicht unbedingt billig.
Laura klagt derweil schon wieder über Rum-Verlust. Dieses Mal hat sie den Deckel nicht richtig drauf getan. (Ja liebe mitlesende YB-Fans, DIE Laura hat tatsächlich ein Alkoholproblem. Doch das hat nichts mit Besoffensein zu tun.)
Um 20.05 sollten wir Abfliegen, doch wir müssen auf der Rollbahn hinter anderen Fliegern anstehen. Während der Wartezeit „lese“ ich eine englische, eine dänische und eine norwegische Zeitung. Schliesslich geht’s los. Wir Pilze hocken in der allerletzten Reihe, direkt neben den Düsen. Entsprechend laut ist es. Andy knurrt und brummt so laut wie man es sonst nur von Santoso gewohnt ist, doch man versteht ihn so schlecht. Aber schliesslich hat man ja Fly Agric-Schals, um diese bei Fluglärm um die Ohren zu binden. Erst nach langer Angewöhnungszeit können wir ein bisschen schlafen.
Kurz nach 22.00 landen wir dann in der Schweiz. Die Fangruppe teilt sich in Auto-, Zug- und Carfahrer auf. Im Gafner-Bus sitzt jetzt zum Glück ein Chauffeur am Steuer. Da der in Münsingen wohnt, ist mein Münsinger-Haltwunsch zum Glück kein Problem. Um 0.20 trinke ich mein letztes Bier auf und laufe dann meinen Stutz hoch – von weiteren Champions League-Erfolgen träumend.

Matthias Engel