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Thun - Aarau 2-0
16.07.2005Super League 2005/2006


Zweimal pro Jahr ist bei den Thunfans-Spielberichten besonders viel Geduld angesagt. Mitte Juli wenn das Gurtenfestival ist und Ende September, wenn Fulehung ist. Beide Male habe ich da Ferien, beide Male rückt da bei mir der Fussball mindestens für ein Wochenende in den Hintergrund. Immerhin: Da YB an einem Guirtenwochenende aus Zuschauerzahl- und Sicherheitsgründen nie ein Meisterschaftsheimspiel austrägt, kann ich jeweils am Samstag kurz nach Thun an den Match und dann wieder hinauf auf den Gurten. Nur eben: Dieses Jahr will das nicht so richtig klappen, weil halt YB nun doch auch am Gurtensamstag spielt - UI-Cup vor 14'000 Leuten, von denen nicht wenige auch so einen Gurtenbändel tragen. So bleibe ich halt nach dem Match im Unterland, um das lange Anstehen inmitten gelber Fussballfreunde zu vermeiden. Die tollen Frauenband Juli, Silbermond und vor allem Texas (Sharleen Spiteri sorgt bei mir für eine richtige Wiiiihuuuu-Ekstase) spielen ja alle erst am Sonntag.
Zum Match bin ich also im Lachen, es ist Saisonbeginn. Ein Hauch Traurigkeit hängt über dem Stadion, die so gar nicht zu der ausgelassenen Gurtenstimmung passen will. Armand Deumis Freundin ist in der vergangenen Woche gestorben. Ein harter Schlag für den Vater eines kleinen gemeinsamen Sohnes. Und auch die Mannschaft, ja die ganze FC Thun-Familie leidet irgendwie mit. Nicht nur die Spieler tragen Trauerflor, auch viele Fans. Die Fanclubtransparente sind auch mit schwarzen Bändeln versehen. Die "Armand, unsere Gedanken sind bei dir"-Choreo ist wohl die traurigste der Klubgeschichte. Dann die Schweigeminute. Gespenstige Ruhe im Lachenstadion. Ein Gänsehautgefühl, noch nie zuvor so erlebt in Thun. Danke an alle, die ihr Mitgefühl gezeigt haben. Danke vor allem an die Aaraufans, ihr habt mit eurer Anteilnahme ein grosses menschliches Zeichen gesetzt.
Fussball gespielt wird dann halt doch. Es ist ein Match mit wenig Tempo. Wäre Winter und nicht Juli, man würde von einer Kehrauspartie sprechen. Aber es ist nicht November, es ist Juli. Noch ein Gurtenfestivalseitenhieb, sorry.
Aber eines ist zumindest klar. Thun ist die bessere Mannschaft, sie drücken nahezu die ganze Zeit. Und in der 40. Minute meint Mario zu mir voller Überzeugung, als Gerber zu einem Freistoss aus grosser Distanz ansetzt. "Schau, jetzt gibts Goal." Nun, der Freistoss ist nicht besonders gut, aber da Colomba den Ball aus unerklärlichem Grunde nicht festhalten kann, hat mein Kollege trotzdem recht. Das 1-0.
Kurz nach der Pause eine ähnliche Situation. Wieder drückt Thun, doch ohne sich auch jetzt eine eigentliche Torchance herauszuarbeiten. Doch weil Neu-Aarauer Bilibani Lustrinelli im Strafraum foult, pfeifft Rogalla einen Penalty. Es ist Deumi, der schiessen soll. Er schreitet zum Penaltypunkt und trifft. Ein Moment voller verwirrender Gefühle.
Der restliche Match ist nicht weiter wichtig, Thun kontrolliert das Spiel. Ein bisschen Spannung ist bloss noch da, weil Thun bei einem dritten Treffer Tabellenführer werden würde. Doch es bleibt beim 2-0, womit YB und der FCZ gemeinsam Leader sind. Aber da sind meine Gedanken längst wieder auf dem Gurten. PACE!

Übrigens, zum nächsten Match wird es gar keinen Spielbericht geben, weil ich am Freitag schon Richtung Kiew unterwegs sein werde und hoffentlich irgendwo im polnischen Hinterland lauter positiver Thun-FCB-SMS bekommen werde.

Matthias Engel