Thunfans » Spielberichte » SuperLeague 2004/2005 » Thun - St. Gallen
Thun - St. Gallen 3-1
22.05.2005SuperLeague 2004/2005


"Scheiss Millionäre, wir singen Scheiss Millionäre..." Gemeint ist mit diesem Lied heute weder Basel noch GC und schon gar nicht unser Gegner St. Gallen, sondern ganz einfach der FC Thun. Der angebliche Zusammenhalt zwischen Klub und Fans entpuppt sich heute nämlich auch bei uns als Fantasiegebilde, endlich wir auch uns klar, dass wir Fans dem Verein schlichtweg lästig sind. So wird aus jenem Abend, der einmalig schön und vergesslich hätte werden sollen, ein einziges peinliches Ärgernis.
Bedenklich sind schon die Szenen nach Abpiff, als die Thunfans einmal zeigen wollen, dass sie auch Fangesindel sind. Platzsturm ist angesagt, man will mit den Spielern zusammen auf der Laufbahn feiern. Dumm nur, wer in der vordersten Reihe losstĂĽrmt. Ein Fan wird von einem IBS-Freund mitten ins Gesicht geschlagen, ein anderer wird im Football-Stil direkt von den Beinen geholt. Einzig ein Kollege und ich schaffen es mitten aufs Feld, rennen dann aber wieder zurĂĽck. Pfeift ihr nur, ihr A-Sektor-Modefans!
Auf dem Rasen wird dann doch noch gefeiert, auch wenn dies die St.Galler im Gästesektorkäfig gar nicht gut finden. Sie werfen Feuerzeuge Richtung Rasen, die Balljungs werfen diese zurück! Hallo Vernunft bei den FC Thun-Junioren!
Eine verdammte Frechheit ist dann aber, was folgt. Alle wollen wir ins Festzelt zur Vizemeisterfeier, doch uns Fans wird der Zutritt verweigert. Wer mit den Spielern zusammen feiern will, muss 30 Franken bezahlen. Ausnahmen werden keine gemacht. Nicht einmal die Fanprojektmitglieder, welche beim Aufstellen der Tische und Bänke geholfen haben, dürfen rein! So ist es auch nicht möglich, den Spielern die vorbereiteten Geschenke zu überreichen. Am besten versteigert man die das nächste Mal direkt bei ebay, damit man genug Geld für die Saisonabschlussfeier hat.
Aber der Verein stellt sich ja nicht taub, Heinz Moser versucht uns Fans die 30 Franken-Idee zu erklären: "An diesem Wochenende haben wir für alle irgendetwas gemacht, da könnt ihr nicht erwarten, dass auch dieser Anlass für euch ist. Und überhaupt hat es ja immer nur von einem Festbetrieb was geheissen und Festbetrieb gibt es ja schliesslich auch in der Klubbeiz des FC Dürrenast." Meine hitzige Bemerkung, dass ich nicht Dürrenastfan, sondern Thunfan bin, beantwortet er mit einem Kopfschütteln. "Ihr könnt ja dann die Spieler im Orvis sehen." Ach ja, ab 23.00 sind ja die Spieler angeblich noch im FC Thun-feindlichen Nachtklub (normalerweise Zutrittsverbot für alle, die ein Thuntrikot tragen) zu Gast. Dumm nur, wer entweder nicht 20 Jahre alt ist oder am Montag arbeiten muss. "Ihr hättet halt am Montag freinehmen sollen," erklärt Heinz Moser einen weiteren Fehler von uns.
Kurzum: Wir Fans sind beim Feiern des Vizemeistertitels schlichtweg nicht erwünscht. Viele gehen deshalb noch vor 19.00 frustriert nach Hause, der harte Kern trifft sich im Tea Room Lachen. Doch macht Feiern Spass und ist auch viel billiger. Der Wirt spendiert uns sogar eine Runde Bier, MERCI MERCI MERCI! Wobei erwähnt werden muss, dass auch der Himbeersirup fein ist.
Irgendein Vorstandsmitglied meldet sich dann gegen 20.00 telefonisch noch bei jemandem vom Fanprojekt, dass Fans nun im Festzelt doch noch erlaubt seien. Dumm, dass da halt unser Abend schon verplant ist.
Wir sind aber nicht sehr nachtragend, sondern feiern im Cafe Zentral und im Orvis. Ausser Pallas sehen wir aber bis 23.30 im Orvis keinen einzigen Thunspieler, womit wir Fans erneut abgezockt wurden.
So schlimm hat sich wohl keiner das Saisonende vorgestellt, aber im Profi(t)sport zählt halt nur der Kommerz. Emotionen sind sowieso Scheisse. Ich bin ja schön gespannt auf die nächste Saison, das Frustpotenzial bei vielen Fans ist sehr gross.

Ach ja, am Nachmittag, als man noch stolz sein durfte, Thunfan zu sein, hat Thun St. Gallen übrigens 3-1 geschlagen. Die Thuner Torschützen: Raimondi (sein letzter Treffer im Thundress!), Lustrinelli (sein 20. Saisontor) und Ferreira (sein erstes Tor in der Super League). Besonders erwähnenswert: die guten Leistungen von Galli (ab der 17. Minute) und Stoller (ab der 35. Minute). Sanel hat die beiden Jungstars nicht umsonst schon bei ihrer Einwechslung mit Schlachtrufen feiern lassen.

Matthias Engel