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FCZ - Thun 6-3
19.05.2005SuperLeague 2004/2005


Sind die Thuner nach dem magischen, aber auch anstrengenden Frühling mit vielen Spielen fussballmüde? Irgendwie scheint der heutige Aufenthalt im Letzigrund für Spieler wie Fans einfach lästige Pflicht zu sein. Eine Art Testspiel vielleicht, da es für beide Teams um gar nichts mehr geht. Thun hat die Champions League-Quali auf sicher, während Cupsieger FCZ den Uefa Cup-Startplatz auf sicher hat. Weniger als der Kampf um Sieg und Niederlage interessiert heute die Frage, wann die Zürcher ihren Cuppokal präsentieren und ob es dabei wieder einen idiotischen Platzsturm voller Provokationen geben wird. Nun, vor Spielbeginn ist von dem Pokal nichts zu sehen, vielleicht weil bei diesem Match der Sponsor halt Axpo statt Swisscom heisst.
Die Stimmung im Thunsektor ist zu Beginn sehr verhalten, vielleicht weil fast die ganze Fly Agaric-Crew fehlt: Andy, Sanel, Kevin, Röbi, Jan sind alle nicht da – und ich bin irgendwie noch erschöpft nach meinem Wiiiiihuuuu auf der Landbote-Titelseite. Entsprechend müsste die Aebikurve endlich mal einen Capo stellen, doch irgendwie gefällt ihnen diese Idee nicht. Ist Aebikurve77 etwa gar nicht der einzige AKler, der insgeheim mit den Zürchern sympathisiert?
Immerhin der Torjubel in der 3. Minute ist recht laut, als Thun dank einem Raimondi-Schuss in Führung geht. „Heute zeigt der FCZ sein wahres Gesicht“, spotte ich da schon per SMS. Ein Zitat, das mich wenige Minuten später verfolgt. Denn die nächsten drei Tore schiesst allesamt Zürich. Und so steht es nach den Treffern von Di Jorio, Keita und Margairaz plötzlich 3-1 für das Heimteam. Da sind noch keine 30 Minuten gespielt.
Die Stimmung im Thunsektor ist nun definitiv halb eingeschläfert, statt Thuner Schlachtgesänge sind höchstens noch Anti-GC-Rufe zu hören. Wo bleiben die minutenlangen „Fredy Bickel hat Geburtstag“-Rufe (oder so ähnlich), auf die ich mich so gefreut habe?
Auf dem Platz schiesst derweil Gelson das 3-2, noch vor der Pause erhöht dann Tarone auf 4-2.
Fast jeder FCZ-Schuss ein Treffer, was ist auch bloss mit der Thuner Hintermannschaft inklusive Coltorti los? Die Thuner spielen heute schlecht!
In der zweiten Halbzeit bekommen mit Stoller und Schenkel wenigstens noch zwei junge Spieler eine Chance. Und Stoller kommt gar zu einer Torchance – er trifft aber nur die Latte.
Die Tore schiesst weiter ZĂĽrich. 70. Minute Di Jorio 5-2, 87. Minute Keita 6-2.
Ironischerweise ist aber die Stimmung im Thunsektor nie so gut wie in dieser eigentlich peinlichen Schlussphase. Unsere Capo-Opas von der Aebikurve geben echt Gas. Mercutio und Aebikurve77 peitschen uns verbal so lautstark an, dass plötzlich die ganze Fantruppe brüllt. Und als Raimondi in der Nachspielzeit noch das 6-3 schiesst, ist es endlich vorbei mit jeder Thuner Vernunft: Grosse Polonaise durch den ganzen Sektor hindurch.
Da verpassen wir noch fast den Schlusspfiff. Gepfiffen wird von uns Thunfans nur vereinzelt – in jenem Moment, als die Thunspieler entscheiden, heute einmal keine Welle mit uns zu machen. Vielleicht besser so, schlechte Leistungen sollten schon nicht zu laut bejubelt werden.
Dafür machen die FCZ-Spieler ordentlich Stimmung auf dem Rasen – jetzt wo sie den Pokal einmal ohne Fangesindel rundum in die Luft heben können. Ein offizielles Cupsiegerfoto im Letzigrund, Sachen gibt’s.

Matthias Engel