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Thun - YB 1-1
11.05.2005SuperLeague 2004/2005


"Meister - Vizemeister, schö lö lö lö lö lö lö..."
Heute Abend ist die Fussballwelt für uns Thunfans wieder in Ordnung. Noch um elf Uhr hüpfen wir im Kreis vor der Clubbeiz hin und her und singen so laut wir können. Es ist eine spontane, kleine Vizemeisterfeier. Eine Spassparty dank Spassfussball.
Lange Zeit hat es heute aber ganz anders getönt von uns Fans. Bei Spielbeginn zeigen viele Zuschauer grosses Frustpotential, erinnert doch alles an die schreckliche Samstagnacht: Auf dem Totomat steht die Zahl 4 für die Partie der Basler, die heute Meister werden können. Danke Nicole für die Gegentore! Auf dem Platz stehen 11 Thuner Spieler, die wir in dieser Zusammensetzung noch nie haben spielen sehen. Für Lukas Schenkel ist es das Super League-Debüt, andere lernen neue Positionen kennen. Danke Nicole für die vielen Spielsperren! Kurzum... da ist ein Derby und man kann sich so gar nicht darüber freuen. Hat Thun überhaupt eine Chance mit so wenig Stammspielern?
YB beginnt stàrker, auch mit Chappi gelingen einige Angriffszüge. Doch im Strafraum scheitern sie klàglich, statt in Führung zu gehen, schiessen sie immer wieder am Tor vorbei. Thun ist da nicht besser. Wenige Chancen - der Ball wird fast jedes Mal Wölfli zugespielt. Dabei ist der doch noch gar nicht zurück in Thun...
Der typische Fankurvendialog übrigens bei Thun-Angriffen: "Penalty! Dä het ne berührt!" "Ja, ich hab es gesehen!" "Pfui, Penalty!" Was als Nicole-Parodie bzw. als FCB-Fans-Nachahmung gedacht wàre, mag für Nicht-Basler-Fahrer kindisch erscheinen. Und doch... bei einer Nicole auf dem Platz wäre womöglich doch ein Penalty gepfiffen worden. Irgendwie sind wir froh, dass dem nicht so ist, Fussball mit Körperkontakt macht viel mehr Spass als ein verpfiffenes Spiel.
In Basel steht zu dieser Zeit übrigens 1-0 für St. Gallen. Eine kleine Titelhoffnung? Nein, denn Basel gleicht wenige Minuten später wieder aus.
Und Thun gerät bald in Rückstand. Ausgerechnet Chappi köpfelt zum 1-0 ein. Ich vermute eine Coltorti-Fehler, da seine Hand nicht am Ball war. Ich irre gleich doppelt: Nicht nur zeigen die Fernsehbilder, dass der Goalie absolut keine Chance hatte. Der Goalie ist zudem gar nicht Coltorti. "Aber Portmann spielt ja!" meldet mir meine Fanassistentin aus Frutigen. Ob ich nun mehr vom Bier oder von der Sonne geblendet war, wer weiss? Meine Kollegen haben jedenfalls den gleichen Überraschungsmoment, als sie sich endlich mal die Goaliefrisur etwas genauer ansehen. Ja, ja, der Portmann. Womit definitiv eine Art FC Thun 2 gegen YB spielt - chancenlos?
Nein! Denn kurz vor der Pause dürfen auch wir jubeln. Eckball Gerber, Kopfball Deumi - und drin ist der Ball. Juhu, 1-1.
Genau wegen diesem Tor scheitert dann wohl meine Idee, Jan gemeinsam mit einer YB-Matchbesucherin zu fotografieren. Sie weigert sich standhaft. Die Frage ist nun, ob sie sich schämt, weil sie mitten in der Thuner Fankurve steht oder weil sie diesen gelben Fanschal trägt? Frauen und Fussball halt...
Die zweite Halbzeit bringt vor allem aus einem Grund mehr Dramatik ins Spiel: Ädu Moser (ewiges Nachwuchstalent), Fabian Stoller (nicht zu verwechseln mit Kevin...) und Galli (wie heisst der überhaupt mit Vornamen?) kommen für Schenkel, Gerber und Savic ins Spiel, womit es sich nun definitiv um eine Thuner Jungmannschaft. Und diese schlägt sich tapfer gegen die YB-Stars, YB muss sich auch jetzt die Bälle immer noch hart erkàmpfen.
Ärgerlich sind dann erst die Schlussminuten - wegen den Geschehnissen im fernen Basel. Der FCB schiesst noch zwei Tore, wovon aber entgegen einem Fankurvengerücht nur eines ein Penaltytreffer ist. 3-1 für Basel, während Thun auch in der Schlussphase kein Tor mehr gelingt (es bleibt beim 1-1) = Meistertitel für Basel.
Unser Frust darüber dauert nur wenige Sekunden und ein "Alle Basler sind schwul!"-Gelalle lang, dann liegen wir uns bereits in den Armen und feiern den nun realisierten Vizemeistertitel. Es ist eine süffige Nacht mit Bier und Wein. Damit ich nicht gar zu ungesund lebe, mache ich aber dann auf dem Rasen noch beim Stretching mit der 1. Mannschaft mit. Man will ja fit bleiben. Keine Frage, dass ich auch Lukas zu seinem Super League-Debüt gratuliere und Longos Trainerworte mitverfolge. Sein Hauptkritikpunkt: Die jungen Spieler seien bei Einwürfen und àhnlichen Situationen zu wenig laut gewesen, man müsse mehr miteinander kommunizieren auf dem Platz. Recht hat er und doch - spielen unsere U19-Helden weiterhin so gut, können sich bestimmt bald einmal regelmàssig in der Super League spielen. Und wenn es auch nur bei YB ist...
"Champions League - Stade de Suisse, schö lö lö lö lö lö lö..." An diesem Abend drehen wir Thunfans uns noch lange im Kreis. Es ist geil, Vizemeister zu sein.

Matthias Engel