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Thun - Schaffhausen 4-0
24.04.2005SuperLeague 2004/2005


Was ist eigentlich ein Capo? Diese Frage stellt sich am Samstagabend bei einer MSN-Diskussion mit einer Kollegin. "Ja, dä wo aube Stimmig macht" versuche ich zu erklären. Wer also auf den Zaun bzw. in Thun auf die Hecke steigt und den munteren Teil der Matchbesucher zum Mitsingen und Mitklatschen animiert, darf sich Capo nennen. Doch wer ist dann eigentlich der Thun-Capo? Heute steht nämlich unverhofft Andy mitten in der Fanmenge direkt vor mir, weil er heute so gar kein Capo-Feeling zu haben scheint. Statt ihm steigen im ganzen Stadionrund gleich mehrere Fans auf die Hecke, fast ein jeder scheint heute ein Capo zu sein. Dieser Grosseinsatz der Fly Agarics bewährt sich, denn plötzlich herrscht im ganzen Stadion Stimmung. "FCT"-Wechselgesang wird so möglich, auch die Welle rauscht mit Ausnahme von Tribnüne und Schaffhausen-Sektor mehrmals durchs ganze Stadion. Und geklatscht wird eh überall. Die Matchbesucher machen heute tatsächlich mit, Thun ist im Meisterfieber!
Dabei ist der Spielbeginn für Thuner Verhältnisse äusserst harzig, schon lange haben wir in den Startminuten keinen Angriff eines Gegners mehr gesehen. Doch Schaffhausen spielt frech mit. Schnell eine Torchance, schnell ein Eckball. Sind die Thuner etwa nervös?
Nach rund einer Viertelstunde der erste gefährliche Angriff der Thuner. Eine schöne Ballkombination, Lustrinelli vor dem Tor und... 1-0! Einmal mehr darf gejubelt werden, den Thunern gelingt momentan einfach wirklich alles.
Doch das Spiel bleibt offen, Schaffhausen zeigt viel mehr Gegenwehr als Aarau. Und doch erarbeiten sich die Thuner gute Torchancen, manch ein Fehlschuss ist Pech. Doch nach 41 Minuten darf dann doch das 2-0 bejubelt werden, Renggli ist der Torschütze. Der Jubel ist besonders gross. Warum? Der nächste Fangesang liefert die Antwort: "50 Saisontore, scha la la la la, 50 Saisontore..."
In der Pause spricht schon alles vom Match gegen Basel. Grossbetrieb herrscht am Tickettisch. 500 Billette sind schon weg, manch einer hat nun unverhofft Billet-Organiser-Sorgen. Nur gut, habe ich mein Billet längst gekauft. Heute bekomme ich es ausgehändigt. Reihe 1, Platz 1. Wenn das kein gutes Omen ist. Aber wehe, am Match steht dann irgendein jemand vor meinem Sitzplatz!
"Steht auf, wenn ihr Thuner seid!" stimmen unsere 5 oder mehr Capos schon nach rund einer Stunde an. Und tatsächlich steht dann unser Tribünenfanblock nach einigem munteren Zusingen kurz später auf, Rama inklusive! So viel Enthusiasmus erstaunt angesichts der Tatsache, dass das Spiel nun vor sich her plätschert. Schaffhausen kann nicht mehr, Thun will wohl nicht mehr.
Bleibt es also beim 2-0? Nein, denn als Leu nach 68 Minuten die Gelb-Rote Karte sieht, drehen die Thuner noch einmal auf. Erst trifft Gelson zum 3-0, dann schiesst Lustrinelli zum 4-0 ein. Und somit führt Thun zum dritten Mal in Folge in einem Spiel mit 4-0! Und erneut wäre sogar noch mehr möglich, bis zu Spielschluss werden noch weitere gute Chancen vergeben. Es bleibt beim 4-0. Neues Torverhältnis der Thuner: 52-23!
Nach dem Spiel interessiert vor allem der Spielstand in Basel. Erst wird eine 1-0-Führung der Zürcher gemeldet, dann sogar ein 2-0. Keine Frage, dass wir uns die 2. Halbzeit dieses Spieles dann im Morris vor der Grossleinwand ansehen. Mit dabei sind auch eine Gruppe Luzern-Fans, die spontan an den Match gekommen ist und voller Begeisterung schon in Thunschal und Thunshirt herumläuft. Ein gelungener Besuch für sie, ein bisschen auch, weil sie Andy Egli ein "Hopp Luzern" und ein "Cupfinal" vorsingen konnen. "Zur Meisterfeier kommen wir wieder nach Thun!" sind sie sich sicher.
Zum Happy-end fehlt an diesem weiteren gelungenen Matchtag nicht viel. Einfach der FCZ verliert halt doch noch gegen Basel. Nun ja, Meister werden muss Thun halt selber. Das wird dann wohl der Tag sein, an dem jeder Fan ein bisschen Capo sein wird. Oder etwa nicht?

Matthias Engel