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YB - Thun 2-0
13.02.2005Schweizer Cup 2004/2005


Samstagmittag im Berner Neufeldstadion. Drei Thunfans wollen sich mit eigenem Auge ĂŒberzeugen, ob der "Rasen" wirklich in so schlechtem Zustand ist, wie ĂŒberall in den Zeitungen zu lesen ist. Es regnet in Strömen, jeder Schritt auf dem Rasen bleibt als Schuhabdruck noch lange in Erinnerung. Und hier soll am Sonntag gespielt werden? Ja, meint der YB-PlatzwĂ€rter, wenn die anderen drei Cuppartien angepfiffen werden, dann sicher auch YB-Thun.
Einen Tag spĂ€ter ist dies tatsĂ€chlich der Fall, YB und Thun werden beim Cupviertelfinale mit einem katastrophalen Morastrasen konfrontiert. Gespielt wird mit rotem Ball, wĂ€hrend der Platz regelmĂ€ssig seine Farbe wechselt - von GrĂŒn in Braun in Weiss. Zu allem Übel gibt es in der zweiten Halbzeit nĂ€mlich noch starken Schneefall im Neufeld, an technisch ĂŒberragenden Fussball ist da lĂ€ngst nicht mehr zu denken.
Aber Derby ist Derby, da zĂ€hlt Kampfgeist eh immer mehr als geniale PĂ€sse. Und irgendwie spielt YB in der 1. Halbzeit schwungvoller als Thun. Klar sind beide Mannschaften etwa gleich hĂ€ufig im Ballbesitz, doch die YB-AbschlĂŒsse sind gefĂ€hrlicher - vor allem fĂŒr Coltorti. Ein ĂŒbereifriger YB-Spieler will den Thun-Goalie kurz vor dem Halbzeitpfiff nĂ€mlich gleich gemeinsam mit dem Ball ĂŒber die Linie befördern. Eine dĂŒmmliche, schmerzhafte Aktion. Immerhin zĂ€hlt das Tor nicht (einer der wenigen akzeptablen Leuba-Entscheide in diesem Spiel), doch dass Coltorti minutenlang am Boden liegend gepflegt werden muss, ist trotzdem Ă€rgerlich. Wenigstens ist der Pausenstand 0-0.
WĂ€hrend des ganzen Spieles konzentrieren sich die Thunfans vor allem auf zwei YB-Spieler, die besonders unbeliebt sind. Rassist Stephane Chapuisat (was flucht der jetzt bloss, wenn "Scheiss-Jugo" Hodzic doch gar nicht spielt) und Schwalbenkönig GĂŒgi Sermeter. Viele vergessen dabei, dass Neri zum ersten Mal gegen Thun spielt. Lange verletzt, gibt er nun sein Comeback - und wie. Seine mutmasslich erste Torchance (die Sicht im Neufeld ist bei Schnee doppelt schlecht) verwertet er in der 50. Minute sogleich. 1-0 fĂŒr YB.
Ausgerechnet jetzt soll ich fĂŒr einen Extra Bern-Typen ein Radiointerview geben. Gelegenheit zum LĂ€stern ĂŒber den Rasen, klar, Gelegenheit, um mit vielen bunten Worten vom Thunsieg zu trĂ€umen, klar - aber wirklich Spass macht das Interview nicht. Denn in der 2. Halbzeit ist es wieder ein typisches Neufeldderby. Thun greift immerzu an und trifft trotzdem das Tor nicht. Ob grĂŒn, braun oder weiss, dieser "Rasen" ist aus Thuner Sicht einfach verhext. Dabei ist der morgige Zeitungskommentar lĂ€ngst klar: "Thun ist den HauptstĂ€dtern spielerisch ĂŒberlegen, kann dies jedoch nicht in Tore ummĂŒnzen."
Es ist schliesslich Neri, der in der 90. Minute das Spiel entscheidet, als Cortorti lĂ€ngst als Feldspieler mitspielt. 2-0, fĂŒr dieses Jahr ist er Thuner Cupsiegtraum ausgetrĂ€umt.
Was bleibt ist die Frage, in was fĂŒr einem schlechten Zustand der "Rasen" nĂ€chsten Sonntag sein wird, wenn zufĂ€lligerweise bereits das nĂ€chste Neufeldderby stattfinden wird.

Matthias Engel