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Xamax - Thun 0-2
05.12.2004SuperLeague 2004/2005


Mattäng kauft sich lange Unterhosen. Will er a) eine Skitour machen, b) seiner neuen Freundin imponieren oder c) ein Fussballspiel in La Chaux-de-Fonds besuchen? Die richtige Antwort ist... c!

In der Tat ist mein Outfit heute winterlicher als bei manchem Skitagesausflug, denn mit der Bise von La Chaux-de-Fonds ist nicht zu spassen und auf Sonne darf man im Nebelkanton Neuenburg gar nicht rechnen. Entsprechend viel Überwindung braucht heute das Aufstehen am Morgen, zumal die gestrige Augsburg-Fanfahrt ordentlich an den Kräften gezerrt hat. Manch einer entscheidet sich da spontan für die Anreise im Car statt im Zug (der Car fährt 50 Minuten später los = 50 Minuten mehr wertvoller Schlaf) oder bleibt unter dem Vorwand eines Rammsteinkonzertes lieber gleich Zuhause. Doch die harten Fans nehmen um 11.18 die Zugfahrt in Angriff und treffen nach einer wenig aufregender Reise um 13.24 in La Chaux-de-Fonds ein. Während zur gleichen Stunde in Zürich scheinbar tollwütige Polizisten wüten und gleich 300 FCB-Fans verhaften, ist uns das Sicherheitspersonal im Kanton Neuenburg zum Glück positiv gesinnt. Ob am Bahnhof oder im Stadion, fast alle von ihnen wünschen uns einen "bon match".
Das Stadion selber finden wir schnell, gut wenn die Buslinie den selben Namen wie das Stadion hat. Nur mit dem Eingang ist es so eine Sache: Der Bus hält natürlich vor dem Haupteingang, wir Thuner müssen anschliessend rund zehn Minute um ein ganzes Quartier herum bis hin zu einer sumpfigen Wiese wandern, wo mitten im Nicht ein Kassenhäuschen steht. Ein paar 100 Meter weiter ist der Weg versperrt, Securitymänner lassen uns hier erst fünf Minuten warten (trop de personnes), bevor wir endlich zu unserem Eingang vorrücken dürfen. Nach der Eingangskontrolle sind wir dann endlich im Stadion - 20 Minuten nachdem wir am Haupteingang standen!
Das Stadion ist recht ansehlich, einzig ein WC ohne Licht ist im Winter nicht gerade eine Idee. Aber zum Glück findet man ja dank hell-strahlenden Handys auch im grössten Dunkel die Kloschüssel.
Eine Katastrophe dagegen ist der Zustand des Spielfeldes, unter Experten wird so etwas wohl als "holpriges Terrain" verstanden. Der Rasen ist mehr braun als grün, die beiden Torräume würden sich bestens zum Schlammringen eignen.
Zwei Überraschungen kurz vor dem Anpfiff: So ist der Samichlous zu Gast und macht den Ankick und die Xamaxfans sorgen für erwärmende Pyrostimmung. Ihr Spruchband, das frei interpretiert sagt, das andere Mannschaften nur vom Erfolg reden, Xamax aber erfolgreich sei, ist witzig. "Merci Xamax" sagen da auch ein bisschen wir Thunfans, da Xamaxsiege auch uns recht sympathisch sind. Einfach lieber nicht heute.
Wer spielt denn überhaupt noch bei der Thuner Rumpfmannschaft. Das System ist schnell erraten: 6-4-0! Kein einziger Stürmer steht auf dem Platz, eine Blamage für Moser und Ojong. Und doch steht Thun nicht einfach hinten rein, Raimondi, Gerber und Co. zeigen sich schon in der Startphase sehr offensiv. Überhaupt ist das Spiel in der ersten Halbzeit trotz schlechtem Terrain eine einzige Freude, Xamax und Thun suchen beide klar den Torerfolg, es gibt auf beiden Seite Chance um Chance. Doch ein Tor fällt nicht! Trotz allem Spektakel steht es zur Pause 0-0.
Nach der Pause wird das Spiel mehr und mehr gehässig, wohl auch wegen dem miserabel pfeifenden Schiri Circhetta. Es kommt zu mehreren Handgemengen, einmal stösst Margairaz gar den am Boden liegenden Coltorti in den Rücken. Eine ungeahndete Tätlichkeit.
Das Spiel ist nun nicht mehr besonders gut, zudem nervt die Eiseskälte.
Doch die Thuner geben nicht auf, in der 63. Minute kommen sie zu ihrem siebten Eckball am heutigen Tag. Ein weiterer Torversuch also. Der Ball fliegt, Gerber hat ihn, Schuss und Tor. 1-0. Grosser Jubel.
Nun wird jedem Thunfan warm ums Herz, zumal Xamax nun offensiver spielen muss und die Thuner zu mehreren erstklassigen Torchancen kommen. Doch mehr als einen Lattenknaller gibt es vorerst nicht zu bestaunen.
Die Erlösung erfolgt erst in der 89. Minute, als Renggli zum lang ersehnten 2-0 trifft. Und innert Sekunden ist East Ender plötzlich oben ohne. Wow, findet auch Lydia. Unser 74-jähriges Kult-Grosi befummelt kurzerhand den sexy Rücken von East Ender. Angeblich will sie sich die Finger aufwärmen. Bei einem Thunsieg wird halt jeder Fan (ein bisschen) verrückt.

East Ender zieht sich aus. Will er a) duschen , b) seiner neuen Freundin imponieren oder c) besucht er gerade ein Fussballspiel in La Chaux-de-Fonds? Die richtige Antwort ist... c!

Matthias Engel