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Thun - Aarau 0-0
03.10.2004SuperLeague 2004/2005


Die Zeiten, in denen übermotivierte Thunfans die Super League-Tabelle aus der Zeitung ausschnitten und an die Wand nagelten, sind vorbei. Die Euphorie über die gute Platzierung ist deswegen aber noch lange nicht kleiner geworden. Neu tragen viele Thunfans die Tabelle als schickes Outfit, das rote T-Shirt mit der Tabelle nach zehn Runden ist die Trendbekleidung schlechthin derzeit in Thun. Seit Mittwoch ärgere ich meine Mitwelt mit diesem Shirt... da aber das Shirt langsam stinkt, kaufe ich heute im Fanshop gleich drei weitere Exemplare. Ich glaub, ich bin Tabellenshirt-süchtig.
Doch das T-Shirt taugt nicht nur als Jubelsouvenir, sondern auch als Warnung vor schlechteren Zeiten. Nach dem Sieg von Servette gestern kann nämlich jeder Thunfan, der so ein Shirt trägt, spielend schnell ausrechnen, dass Thun trotz allen guten Resultaten erst 10 Punkte vor dem Tabellenletzten liegt. "Noch ist alles möglich", ist daher auch das Fazit eines Thunfan-Sporttalks kurz vor dem Anpfiff.
Optimistisch sind wir Fans aber alle, wir glauben, dass Thun gegen Aarau gewinnt. Schliesslich ist die eigene Mannschaft äusserst heimstark und Aarau unser Lieblingsgegner. Doch die erste Halbzeit ist überraschend langweilig und ausgeglichen. Die wenigen Torszenen lassen sich an einer Hand abzählen, wobei keine Thuner Übermacht festzustellen ist. "Das ist ein typisches 1-0-Spiel", hoffen wir da und wissen dabei ganz genau, dass ein 0-0 droht.
Für das optische Highlight des Spieles sorgen nach der Pause die Aaraufans. Sie machen nämlich beste Pyrowerbung. Sie rollen ein witziges Spruchband aus (Wortlaut: "Wir sind in Seenot geraten") und zünden anschliessend einige SOS-Fackeln. Da diese Choreo weder mit einem Pyro-Weitwurf-Wettbewerb, noch mit Attacken gegen die Sicherheitsleute verknüpft wird, verzichten wir Thuner für einmal auf unser besserwisserisches "Pfui" bei Pyroaktionen der Gegner und staunen ganz einfach.
Bei einigen Thunfans hat man derweil das Gefühl, dass sie wegen den ausbleibenden Toren gegen das drohende Einschlafen kämpfen müssen. Nicht nur ist der Support eher bescheiden, selbst die Fehlentscheide von Schirifrau Petignant werden kaum kommentiert. Erst als Raimondi in der zweiten Halbzeit im Strafraum der Aarauer zu Boden geht und der Penaltypfiff ausbleibt, sind die bösen Rufe gegen die geliebte Nicole dutzendfach hörbar. Das Tragische daran: Die Fernsehbilder werden uns am Abend zeigen, dass Raimondis Umfaller Schwalbe statt penaltywürdiges Foul war. Petignant taugt also nicht wirklich als Sündenböckin für die ausbleibenden Tore.
Es ist ja nicht so, dass die Thuner keine Gelegenheiten zum Toreschiessen hätten. In der zweiten Halbzeit sind sie die klar bessere Mannschaft, vor allem gegen Spielschluss starten sie Angriff um Angriff. Doch die Pässe sind zu kurz, die Schüsse zu unpräzise und Colomba ist einfach der viel bessere Goalie als Zubi. So bleibt es beim 0-0.
Und so ist Thun nicht mehr Tabellenführer, da Basel gleich viele Punkte und ein besseres Torverhältnis hat. Doch die Tabelle vom 11. Spieltag bleibt sicher ebenfalls in guter Erinnerung - wenn auch wohl nicht als Modegag.

Matthias Engel