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Thun - GC 2-2
17.11.2002NLA Qualifikation 2002/2003


Anmerkung I:
Ein Held scheint zu sein, wer diese Internetseite findet, FC Thun-Cluborganleser kann man dabei irgendwie nicht gleichzeitig sein. Im aktuellen Heft sind nämlich die Internetadressen vom Fanclub, den Thunders und dem Forum aufgelistet - und alle sind absolut falsch abgedruckt.

Zu Spielbeginn liegt dichter Rauch im Lachenstadion. In einer sinnlosen Aktion haben die erstaunlich zahlreichen GC-Fans eine Rauchwolke gezaubert. Unsportlich, blödsinnig, so richtig zürcherisch eben. Mit lautem Schimpfgebrüll zeigen wir daher unseren Unmut über diese Aktion.
Mit ein klein wenig Verspätung beginnt dann das Spiel und wie sollte es anders sein, ausgerechnet Thun greift an. Irgendwie scheinen die Oberländer diese Saison wirklich kein Team zu kennen, das ihnen nur annähernd Angst einjagen kann. So ist recht. Noch rechter ist es, wenn Thun gar zur ersten Torchance kommt.
Doch dann beginnt der NLA-Alltag, der zu beweisen scheint, dass GC halt doch eine Klasse besser spielen kann als Thun. Erstes Beispiel: Ein Angriff, ein Abwehrfehler und schon schiesst Eduardo zum 1-0 ein. Zweites Beispiel: Ein Angriff, eine wunderschöne Kombination und schon schiesst Spycher zum 2-0 ein. Schliesslich sind 21 Minuten gespielt und GC führt 2-0.
Das lässt zwei Jungs hinter mir jubeln. Verdächtig freuen sie sich auf züridütsch. Ja, ja, mitten in der Thuner Fankurve stehen doch tatsächlich zwei in normalste Kleider getarnte GC-Fans. Das sorgt natürlich für Ärger, Sascha ist schon kurz davor handgreiflich zu werden. Doch ich winke ab: "Ich werde über GC-Fans erst sauer, wenns 3-0 steht."
Und so greife ich zu meinem Handy, melde den zwei Abwesenden Mätthu und Mitzu das sich anbahnende Debakel und bemerke noch knapp ein Foul, das zu einem Freistoss führt. Ein Freistoss für Thun, einer der wenigen richtigen Schirientscheidungen heute, denn grundsätzlich pfeift der Mann in Schwarz eher blau-weiss.
Freistoss also ists, Pädu Baumann will schiessen, nimmt Anlauf und - Tor! Jubelnd liegen wir Fans uns in den Armen. Die beiden GC-Jungs dagegen murmeln etwas von "Thuner Glück".
Schnell nehme ich wieder mein Handy hervor und verpasse dadurch doch tatsächlich, wie sich Rama den Ball schnappen kann. Und nicht nur das, er schiesst durch Borers Beine hindurch ins Tor - der 2-2-Ausgleich.
Nun kennt unser Jubel keine Grenzen mehr, besonders da drei Thuner Helden zur Fankurve hinlaufen. Alle stürzen wir da nach vorne, wollen mit ihnen zusammen brüllen, grinsen, von Sinnen sein. Ein 2-2 gegen GC, schöner als...
Die GC-Jungs murmeln nun gar nicht mehr, sondern sind erst einmal ganz schön still. Doch schon bald sprechen sie wieder von bald folgenden GC-Toren. Ihre Träume werden Träume bleiben. Mitzu dagegen versteht auf dem Weg in irgendeine Zürcher (!) Hockeyhalle die Welt nicht mehr. Verwirrt fragt er per SMS, wie so schnell auf ein 0-2 ein 2-2 folgen konnte. Nun, so richtig weiss das im Stadion auch niemand, wahrscheinlich hatten die Thuner wirklich Glück. Das Glück des Tüchtigen halt, wer nie den Kopf hängen lässt, muss einfach belohnt werden.
Vier Tore in so kurzer Zeit können ganz schön ermüdend sein. Wir sind schliesslich allesamt nicht 11-3-tauglich. Das merken die Spieler, das merken die Fans. Obwohl das Spiel weiterhin unterhaltsam ist, nimmt die Anzahl der Torchancen plötzlich rapide ab. GC bleibt dabei leicht überlegen.
Schliesslich ist Pause, die Thuner Fans jubeln schon so laut wie sonst nur nach 90 Minuten, doch bleibt auch Zeit für Diskussionen. Mit im Stadion ist auch Jeanette, die ja bekanntlich auf Schals aus Wolle steht und daher einen, also meinen ums Handgelenk gewickelt hat. Recht aufgeweckt wirkt sie, wobei sie mir erzählt, dass sie wegen der Erwähnungen in diesen Spielberichten aufgerechnet von ihrem Lehrer angesprochen wurde.
Ich hoffe daher, lieber Paul Thöni, dass sie die Thunschal-Leidenschaft von Jeanette zu würdigen wissen, mit guten Noten und Bonus-Freistunden, wenn der FC Thun wie beispielsweise gegen Basel an einem Wochentag spielt. Es reicht gewiss, wenn Vorzeige-Security Grünig ihr schlechte Laune bereitet. Jede weitere Zeile dazu wäre Gerücht zuviel.

Dafür bleibt mehr Platz, um zu erklären, warum ich mich trotz einer 2-2-Halbzeit gegen GC ganz fest ärgere. Einmal mehr stellen wir fest, dass wir dem Vorstand und dem Sekretariat SCHEISSEGAL sind. Quasi als Belohnung für unsere sensationelle Fanarbeit in diesem Jahr (Verfielfachung der stimmungsmachenden Fans bei Heim- und Auswärtsspielen), wurde ohne unser Wissen zwischen dem letzten und diesem Heimspiel einfach der Fanclubrabatt von 20 auf 10 Prozent halbiert. Lapidare Begründung: "Der FC verdient ja sonst fast nichts an den Fanartikeln." So muss ein 12-jähriges Fanclubmitglied statt wie erwartet 80 Franken 89 Franken für sein Dress zahlen. Super, dass sich der FC an der Fanbegeisterung des Jungen seinen Arsch goldig macht. Aber so überraschend ist dieser plötzliche Taktikwechsel im Fanartikelverkauf auch wieder nicht. Diese arroganten Vorstandsmitglieder bleiben bloss ihrer "Fussball ist nichts, Business ist alles"-Linie treu, die schon zur Thun-YB-Protest-Blamage geführt hat. Nur das sie dieses Mal nicht einmal mehr zu ihrer Meinung stehen können und alles heimlich machen. Verfluchte Wortbrecher und Verräter sind das!!! Eine Geschichte mit Fortsetzung...

Die zweite Halbzeit kennt eigentlich nur zwei grosse Zürcher Stars. Unsere beiden GC-Jungs, die nun dank der mangelhaften Schirileistung sowie der leichten GC-Überlegenheit trockenen Wortwitz anbringen können, wie die zwei Kritiker aus der Muppet Show.
Die eigentlichen GC-Stars aber verschwinden aus dem Lachenstadion. Gar nicht mehr in der zweiten Halbzeit zeigt sich Nunez, in der 68. Minute verabschiedet sich der Berner Giel Gerber und in der 79. Minute haut auch noch Barijho ab. Dafür kommt Petric aufs Feld und wir hoffen schon, dass er traditionell griechisch einen Thuner Schuss ins Goal ablenken wird.
Doch Tore fallen keine mehr, GC verzeichnet noch einen Lattenkreuztreffer, Rama verschiesst auch noch. Doch für Rama ists trotzdem ein grosser Tag, als erster NLA-Torschütze überhaupt in der Saison hat er dank dem 2-2 neu 13 Tore auf dem Konto.
Gross ist der Jubel beim Schlusspfiff, die zwei GC-Jungs sind sofort weg,
das Feld wird von vielen jungen Thuner Fans gestürmt, wir dagegen feiern in der Fankurve mit den Spielern die Welle. Da kommt Yao zu spät, dafür schnappt er sich eine Fahne und schwingt die wild hin und her. Und damit nicht genug: Er nimmt sich plötzlich die Paukenschläger und schlägt wirblig drauf. Was für eine Freude, die er hat. Was für eine Freude, die wir haben. Und wir haben die tröstende Gewissheit, dass zumindest die Spieler uns ernst nehmen.


Anmerkung II

Einige Thuner Fans feiern keine halbe Stunde später in der Lachenhalle weiter, wo Wacker Thun von uns auch recht lautstark unterstützt wird. Doch das Spiel geht mit einem Tor weniger verloren und mit einem ganz krass grossen Gesamt-Toreunterschied scheiden die Thuner Grünen gegen eine spanische Weltklassemannschaft aus dem Europacup aus.

Matthias Engel