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FCZ - Thun 1-0
31.07.2004SuperLeague 2004/2005


Alle grossen Städte der Schweiz bauen derzeit am Bahnhof rum: Bern, Rubigen und auch Zürich. Hier führen neuerdings Rolltreppen ins Nichts oder in Mauern hinein und die Tramhaltestellen sind an ganz neuen Plätzen. Bis wir jedenfalls die Tafel für das Tram Nummer 3 gefunden haben, sind wir mindestens dreimal am Handy-Cover-Verkäufer vorbeigeirrt. Aber gemeinsam mit einem kleinen Armand Deumi beginnt dann doch noch unsere Tramreise Richtung Letzigrund, wo wir tatsächlich bereits eine Stunde vor Matchbeginn eintreffen. Eine Sensation verglichen mit unseren bisherigen Zürcher Irrfahrten.
Im Stadion erwartet uns auch schon ein Kameraduo des Schweizer Fernsehen. Doch weil ich mir lieber noch vor dem Eingang eine Bratwurst kaufe, verpasse ich meinen Interviewtermin. Stattdessen dürfen so langjährige Thunfans wie Daniela und Manuela für "Sport aktuell" über die Erfolgsaussichten des FC Thun philosophieren.
Ich habe kurz darauf eine ganz andere Begegnung - mit einem FCZ-Fan nämlich. Eigentlich Berner, macht er sich im FCZ-Dress und im FCZ-Hut im Thunsektor gleich neben der Eingangskontrolle breit. Kein Problem, schliesslich ist ja die einmalig-enge Fanfreundschaft zwischen Zürich und Thun schweizweit bekannt. Nach meiner Bemerkung, ob er denn eigentlich im falschen Sektor sei, lästert erst einmal sein Frauchen ausgiebig über die Thunfans: "Normalerweise bin ich in Zürich im Heimsektor, schliesslich sind ja nie Thuner hier." Anschliessend kommt der gute FCZ-Fan direkt auf mich zu, lästert etwas von "typisch Fribourger" und würgt mich kurz mal zum Spass. Womit ich in meinem Fanfreundschaftsbüchlein vermerken kann: In all meinen Jahren als Matchbesucher wurden erst zwei Fan gegen mich handgreiflich, es waren beide Male SCB-Fans im Thunsektor. Arschlöcher!
Immerhin haben auch jede Menge Leute im Thundress den Weg nach Zürich auf sich genommen, weshalb recht gute Stimmung ist im Thuner Block. Dies obwohl wie schon am Dienstag der Match äusserst langsam und langweilig ist. Den Thunern fehlt eindeutig die Kraft - und Raimondi. Schnell stellt sich daher die Frage, ob der FCZ im Gegensatz zu Aarau die Thuner Schwächen ausnützen kann. Die Antwort gibt in der 15.Minute Näf mit einem wuchtigen Kopfball, Coltorti ist zum ersten Mal in der neuen Saison bezwungen.
Auch nach dem 1-0 bleibt der FCZ die spielbestimmende Mannschaft, die Thuner Angriffe sind viel zu harmlos. Auch in der Pause liegt Thun 1-0 zurück.
In der Pause zeigen sich wieder mal die Vorteile des ausgeklügelten Zürcher Gastrokonzept. Immerhin wird im Gegensatz zu auch schon die kleine Beiz nicht bereits vor Abpfiff geschlossen, doch ist die Verpflegung schon stark eingeschränkt. Sandwiches gibt es nicht mehr, man habe aus Angst vor Verlust nicht zu viel Brötchen schmieren wollen. Gerade mal 20 Sandwiches gab es insgesamt an diesem Abend für die Thunfans.
Die zweite Halbzeit bringt nicht viel Neues, der erhöhte Thuner Druck führt nicht einmal zu richtigen Torchancen. Und da auch die Zürcher nicht mehr richtig nach vorne spielen, behält Beni Recht. Er hat vor dem Spiel prophezeit, dass eines der beiden Teams 1-0 gewinnen wird.
Erstmals seit dem 2.Mai geht Thun in der Super League wieder als Verlierer vom Platz, was aber den Spass auf unserer Rückfahrt nicht mindert. Angst vor dem Abstieg hat jedenfalls niemand von uns, fürchten muss man sich im Leben ja ohnehin nur vor nackten Männerfüssen. Dies erklären jedenfalls Daniela und Manuela mit entsetztem Blick auf meine Zehen. Gewiss wären die beiden auch die idealen Interviewpartnerinnen für Sendungen wie "Gesundheit Sprechstunde" oder "Wa(h)re Liebe".

Matthias Engel