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Thun - Servette 3-0
20.07.2004SuperLeague 2004/2005


17'000 Servettefans pro Match - ein realistisches Ziel? Im Bus vom Bahnhof Thun Richtung Stadion sind die Bordeauxroten jedenfalls schon knapp in Überzahl, 6 zu 4 die Bilanz. Doch die Stimmung macht vor allem KevĂ€, der fleissig singt und die siegeswilligen Servettefans auch an verdrĂ€ngte Alltagsprobleme wie Spucker-Alex und die Drei-Minus-Punkte erinnert. Und auch ich bin gar nicht nett zu meinen beiden Servettinnes: "Nach dem Spiel wird Servette nicht nur Minus Drei Punkte, sondern Minus Drei Tore haben." Conne und Stephi haben fĂŒr solche Prognosen nur ein mĂŒdes LĂ€cheln ĂŒbrig.
Im Stadion zeigt sich nicht nur Servette mit ungefĂ€hr 31 neuen Spielern wie verwandelt, sondern auch ich. Es ist mein erstes Super League-Spiel als Fly Agaric Supporter. Entsprechend muss ich mich noch mit Fanutensilien eindecken. So kaufe ich bei Andy gleich mal fĂŒnf Piuzli-Schals und erhalte als Bonus gleich einen Piuzli-SchlĂŒsselanhĂ€nger dazu. So viel Pilz gibt zwar beim schönen Sommerwetter ordentlich heiss, aber man muss ja Farbe bekennen.
Auch auf dem Spielfeld wollen all die Mannen zeigen, wie sehr sie doch fĂŒr ihr Team einstehen. Doch wĂ€hrend die Thuner zackig, aber fair, nach vorne spielen, haben all die neuen Servettespieler bei den ZweikĂ€mpfen nicht den Ball, sondern scheinbar stets die Beine des Gegners im Visier. Immer wieder kommt es zu rĂŒden Fouls, bereits nach zehn Minuten wird der Thuner Spielmacher Raimondi so brutal von den Beinen geholt, dass er kurz darauf ausgewechselt und gar ins Spital geliefert werden muss. "Strafe" fĂŒr den Servettespieler: Eine Gelbe Karte.
Es ist ein unschöne erste Halbzeit, seit Jahren war im Lachenstadion nicht mehr eine so gehĂ€ssige Mannschaft zu sehen gewesen. Noch ein weiteres Mal kommt es zu einer brutalen GrĂ€tsche von hinten (wieder nur Gelb!), nach dem Pausenpfiff kommt es gar noch zu einer TĂ€tlichkeit an einem Thuner, die gar ganz ohne Folgen bleibt. Schiri Bertolini und seine FĂ€hndlimannen agieren nĂ€mlich Ă€usserst servettefreundlich, da werden bei Thuner Angriffen Abseits und AufstĂŒtzer erfunden, wĂ€hrend die Genfer nahezu grenzenlos wĂŒten dĂŒrfen.
Und trotzdem hat Thun mehr vom Spiel. 70 Prozent des Spiels findet in der ServettehĂ€lfte statt, wie spĂ€ter auf SFDRS zu hören sein wird. Gleich mehrmals verpassen es die Thuner, in FĂŒhrung zu gehen, besonders Lustrinelli geht sehr leichtsinnig mit seinen Chancen um.
Bleibt die Hoffnung auf eine friedlichere und erfolgreichere zweite Halbzeit. Fairplay ist zwar fĂŒr Servette auch nach der Pause immer noch ein Fremdwort, aber zumindest kann der Schiri bei all der Gewalt nun nicht mehr tatenlos zuschauen. FĂŒr ein wiederholtes rĂŒdes Foulspiel sieht Leonardo in der 49.Minute die zweite Gelbe Karte, er muss vom Platz. Thun ist nun also in der Überzahl. Doch in den nĂ€chsten Minuten zeigt sich vor allem Servette in der Offensive - das erste und letzte Mal in diesem Spiel allerdings.
95 Prozent des Spiels findet in der zweiten Halbzeit in der ServettehĂ€lfte statt, so die nĂ€chste SFDRS-Behauptung. Und das kann durchaus stimmen. Nach rund einer Spielstunde beginnt ein wahres Thuner Angriffsfeuerwerk. Mit schönen SpielzĂŒgen wird die Servetteabwehr nun im Minutentakt ausgespielt. WĂ€ren die Thuner cleverer und Servettegoalie Roth nicht so sackstark, wĂ€re ein 7-0 und die Übernahme der Tabellenspitze möglich. Aber auch so fallen drei schöne Tore. Aegerter, Lustrinelli und Ojong treffen alle je einmal zum 3-0. Bei jedem Treffer ist der Jubel bei Fans und Spielern gross, nach dem 3-0 macht Ojong wenige Meter vor der Hecke gar eine Welle mit uns. Selten hat ein Tor mehr Spass gemacht. Da sei doch mal ein Kommentar zu Samuel Ojong erlaubt: "Geile Siech!"
Ein Dummkopf ist dagegen der FĂ€hndlima auf unserer Seite. Als er kurz vor Schluss lahm wie immer an der Eckfahne vorbeischlendert, stolpert er und klemmt sich seine Eier ein. Benommen sinkt er zu Boden und muss von unserer Masseuse wieder aufgepĂ€ppelt werden. Nach all seinen Fehlentscheiden zuvor ist unsere HĂ€me natĂŒrlich sehr gross.
Thun gewinnt schliesslich 3-0 und liegt damit nach dem ersten Spieltag auf dem zweiten Tabellenplatz. Ein weiterer Rekord in der Vereinsgeschichte, ĂŒberaus verdient nach einem weiteren sensationell guten Spiel. Bei dieser grandiosen Form ist jedenfalls noch nicht sicher, ob Thun am nĂ€chsten Dienstag in Aarau oder am nĂ€chsten Mittwoch in Villaareal spielen wird. Auch ein HSV ist schlagbar...

Matthias Engel