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Thun - HSV 2-2
17.07.2004UI-Cup 2004/2005


Thun-HSV, das Spiel, das nie stattgefunden hat? Bilderbeweise von der guten Leistung der Thuner gibt es jedenfalls unerwartet wenige. Die Fans vergessen irgendwie alle ihre Fotoapparate daheim, Tele Bärn vergisst sogar das Spiel zu übertragen. Und der Schreiber dieser allgemein gültigen und total ausgewogenen Spielberichte weiss nach einem süffig-heissen Gurtenwochenende auch nicht mehr viel vom Spiel. Was bleibt ist das überwältigende Gefühl, schon wieder bei einer legendären Leistung der Thuner mit dabei gewesen zu sein. Jedenfalls in der ersten Halbzeit.
Es ist es sehr heisser Tag, denn der Sommer ist endlich in der Schweiz. Nur gut, hat Role zum Treffen zwischen den HSV- und den Thunfans jede Menge Bier und noch mehr kühlendes Eis mitgebracht. So macht das gemeinsame Anstossen mit den Fans aus dem hohen Norden natürlich Spass. Dabei merke, das "Stössle" doch nicht der überall in Deutschland akzeptierte Ausdruck für "Prost" ist, sondern nur unter Hannoveranern und schwulen Jungs beliebter Ausruf ist.
Andy dagegen hat erst wenig Zeit für Feierlaune, er muss noch das neue Spruchband des Fanprojektes sprayen. Buchstabe um Buchstabe gelingt, viele Schaulustige bewundern Andys Spraykünste. Doch plötzlich trammelt ein hässlicher Hund auf das Spruchband - natürlich ist er nicht an der Leine. Sein junges Frauchen reagiert aber sofort, packt den Hund - und schmeisst ihn gleich nochmals aufs Transpi! Prompt gibt das einen lauten Krach zwischen Andy und der Hundegöre, welche sie mit dem Geschrei "Ach figg di doch" beendet.
Nur gut, ist im nahen Thunersee eine kühle Abkühlung möglich. Nicht alle sind dabei so schüchtern und gehen wie Redman mit Schuhen ins Wasser. Bier und Baden, was will man mehr. Eine etwas weniger wasserspielfreundige Danä vielleicht?
Doch da ist ja noch das Spiel. Einsatz total bei tropischen Temperaturen ist gefragt, auf dem Rasen und auf der Hecke. Gleich drei offizielle und ein inoffiziellen Anheizer machen heute nacheinander Stimmung, so viele wie noch nie. Andy, Röbi und Kevä stehen nacheinander auf der Hecke, wobei bei Kevä die Texte noch chaotischer sind als jeweils seine Trommelschläge. Und gegen Spielschluss ist es vor allem unser Englishfan, der immer wieder "Come on you Reds" anstimmt.
Am lautesten aller Vier ist Andy in der ersten Halbzeit, wobei er sich wohl einen Sonnenstich holt, denn anschliessend wird er nicht mehr gesehen. Es ist aber auch ein nettes Spiel, das wir bejubeln können. Das Tempo ist gering, die Thuner können locker mithalten. Dabei hat der Mega-Verein HSV doch ein Budget von 110 Millionen Franken, 27 mal mehr als Thun also. Doch Millionengehälter schützen auch vor Dummheiten nicht, nach rund einer halben Stunde schnitzert einer der Hamburger Abwehrhühnen in der Verteidigung. Dos Santos lässt sich diese Chance nicht entgehen, er schiesst zum 1-0 ein.
Wenig später ein hoher Ball im Strafraum. Da ein Pfiff. Ich rufe mal spontan: "Penalty!" Einige um mich herum grinsen. Doch der türkische Schiedsrichter pfeift tatsächlich Penalty. Schwer zu sagen, ob berechtigt oder nicht, aus unserer Distanz war das vermeintliche Hands nicht erkennbar. Aber vielleicht sind wir Thunfans auch mittlerweile ganz zurückhaltend im Strafstossfordern, weil in der Super League nie thunfreundlich gepfiffen wird. Wie gegen Wolfsburg kann jetzt jedenfalls Raimondi anlaufen. Wieder Tor, 2-0! Thun führt deutlich gegen der HSV, unglaublich. Und kurz vor der Pause hätte Lustrinelli gar noch das 3-0 erzielen MÜSSEN.
Das sind wieder einmal Momente, die nie ein Thufnan vergessen wird. Den Rest vom Match verdränge zumindest ich ganz schnell. Schon am Abend werde ich nicht mehr wissen, wann die restlichen Tore gefallen sind. Es ist Romeo, ein Argentiner, der kurz nach der Pause und kurz vor dem Abpfiff zweimal trifft. Auch weil Coltorti beide Male ganz schlecht steht und sich noch schlechter bewegt. Und mit diesem 2-2 muss Thun schlussendlich auch noch zufrieden sein, könnten doch die Hamburger in den Schlussminuten gleich mehrere Tore schiessen. Aber Thun rettet das Unentschieden mit Glück.
Ebenfalls mit etwas Glück rettet ein einheimischer Flitzer seine wichtigsten Körperteile vor einem lechzenden Securityhund. Eine Szene während der zweiten Halbzeit, die in meinen Augen nicht sein müsste.
Abschliessend bleibt die Erkenntnis: Trotz fehlenden Bildbeweisen bin ich mir recht sicher, dass das Spiel stattgefunden hat. Mein HSV-Schal und mein HSV-Cap (Fanfreundschaft forever!) sind jedenfalls schöne Erinnerungsstücke dafür. Auch wenn ich deswegen am Gurtenfestival für einen Hamburger gehalten werden. "2-2, das ist schon etwas wenig!" werde ich da beispielsweise angequatscht. "Dann gewinnen wir halt in Hamburg", gebe ich mich siegessicher. Ob der HSV-Hut-Entdecker gemerkt hat, dass ich eigentlich ein Thunfan bin? Übrigens, einen wirklichen HSV-Fan gibt es dann doch noch auf dem Gurten. Er trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Volksparkstadion-Retter". Witzig und richtig, wer will schon in einer AOL-Arena spielen? Trotz inhaltsleerem Marketingnamen wird Thun wird dort am nächsten Samstag trotzdem auflaufen.
"Hamburg, wir kommen! Hamburg, wir kommen!"

Matthias Engel