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FCB - Thun 3-0
22.11.2002NLA Qualifikation 2002/2003


A night to Remember!
Was für die Basler das Spiel gegen Liverpool, ist für uns Thuner das Spiel gegen Basel. Nach wochenlanger Vorbereitung, so manche Carfahrt Richtung St. Jakob Park muss organsiert werden, ist es heute endlich soweit. Eigentlich noch mitten während der Arbeitswoche, nämlich schon vor vier Uhr Nachmittags beginnt für die Thunfans bereits das Wochenende. Basel wir kommen!
Ein fünfköpfiges Grüppchen startet aus arbeits- und wohntechnischen Gründen den Abend der gnadenlos lauten Schreien nicht in Thun, sondern in Bern. Vor dem Fachgeschäft Elektro Hardy Walther AG am Hirschengraben 10 singen wir laut und fröhlich über Fussball und die Welt und werden von den Passanten eher bemitleidet und vom Lampenverkäufer wohl so richtig gehasst. Da kommt plötzlich Action auf, zwei Schwarzafrikaner im Teenageralter rennen an uns vorbei. Erst wollen wir unserer Vermutung nicht so recht trauen, doch als ein Polizist kurz darauf ebenfalls an uns vorbeirennt, wissen wir: da sind Dealer unterwegs. Der Bulle von Bern schnappt die beiden leider nicht, weshalb wir ihm und seinem Kollegen wenig später tröstende Worte spenden.
Was wir in Bern eigentlich machen? Wir warten auf einen der Fancars, der leider viel Verspätung hat. Der Chauffeur meldet sich unterwegs telefonisch bei mir und beklagt sich, dass der Car überfüllt sei. Und das sei mein Fehler. Na ja, mehr als die richtige Anzahl Anmeldungen vermelden kann ich ja eigentlich auch nicht.
Schliesslich trifft der Car doch noch ein, wo bereits beste Stimmung herrscht. Die harten Männer und Thunders sind dabei in grosser Überzahl, wobei allerdings ein Mädel namens Martina bei vielen Fans im Mittelpunkt steht. Wer würde da denken, dass sie sich recht bald auf, neben, unter, zwischen Rüpel-Alain setzt? Andererseits, wer möchte beispielsweise ernsthaft bei Grünig sitzen, der im YB-Dress (!) aufgekreuzt ist.
Irgendwie ist die Carfahrt gar nicht etwa schnell, erst in den letzten Minuten vor Anpfiff kommen wir Fans ins Stadion. Vielleicht besser für unsere Stimmen, denn von der ersten Spielminute an wird bei uns kräftig gesungen. Und zwar positiv, vereinzelte Anti-FCB-Rufe werden sofort überstimmt.
Das Spiel ist recht unterhaltsam, man wähnt sich allerdings die ganze Zeit beim Match Basel-Liverpool. Das Dumme dabei... gegen Thun spielt Basel nicht etwa nur 30 Minuten, sondern gleich 90 Minuten lang überlegen. Die Thuner spielen zwar gut mit, doch zu einer echten Chance kommt gerade mal Rama. Das ist irgendwann nach 20 Minuten.
Vorher und nachher schiessen die Basler Champions League-Helden die Tore. In der 8. Minute trifft Hakan Yakin, in der 16. Minute trifft Gimenez, doch wird das Tor wegen scheinbaren Abseits nicht gegeben. In Minute 50 schiesst Rossi zum 2-0 ein und in der 63. Minute erhöht Gimenez auf 3-0.
Die Stimmung ist bei uns Thuner Fans trotz der sich eigentlich immer abzeichnenden Niederlage ausgezeichnet, und keine Frage, dass wir bei der Welle der Basler Fans willig mitmachen. In unseren Augen dürfte gar noch etwas mehr gemeinsame Stimmung sein.
Immer wieder steht auch der uns vertraute Tele Bärn-Kameramann in unseren Reihen. Bin ja mal gespannt, was das für ein Heldenbericht über stets hüpfende und schreiende Thuner Fangötter wird.
Schliesslich ist der Match fertig, doch da wird es erst richtig spannend. Tickets für das Manu-Spiel werden verlost. Auch wir Thuner Fans hoffen allesamt darauf, eine Berechtigung zum Kauf von Billets in der Hand zu halten. Doch bei uns steht fast immer Murat Yakin auf der zusätzlichen Ticketkarte. Kann das denn sein, das plötzlich ein halber Thuner Sektor zum Basler Champions League.Sektor wird? Nun, gezogen wird der Name von Ivan Ergic. Schon noch Pech.
Derweil hat Kollege Grünig in seinem YB-Dress mächtig Stress mit zwei Basler Fans. Noch ehe wir uns erkundigen können, wo genau das Problem liegt, wird Grünig auch schon von der Security zu seinem Schutze (vor den Thunern oder vor den Baslern?) per Hinterausgang aus dem Stadion geführt.
Beim Fancar gibts dann das grosse Wiedersehen mit Grünig, aber auch mit der Carbesatzung. Wieder einmal werden wir vom Fanclub aufs Gröbste wegen unserer angeblichen Saumässigkeit beschimpft. Dabei liegen nur einige volle BIerflaschen und Bierdosen herum, die man ja bekanntlich nicht ins Stadion mitnehmen darf. Zudem fehlt auf einem Sitz ein Kopfüberzug. Während wir schon aufgefordert werden, 25 Franken zu zahlen, finden wir ihn auf dem Boden. Wirklich kindisch, die ganze Brüllerei des Herrn Carexperten.
Die Fahrt ist wieder ganz spassig, wobei manche gewiss gerne etwas alleiner wären. Aber ein Fanclubmitglied muss halt jede Freude mit seinen Kumpels teilen.
Schliesslich fährt der Car nach elf Uhr irgendwo vor Bern von der Autobahn ab, wir warten nun auf unseren Halt zum Aussteigen. Doch oha, nirgends eine Durchsage, nirgends das Aufleuchten der Aussteigelichter, nur einmal ein ganz kurzer Halt bei einer roten Ampel. Und dort ist definitiv NICHT der Hirschengraben. So bleiben wir "Berner" sitzen, um bald einmal in Muri und wieder auf der Autobahn zu sein.
"Ihr hättest halt dort in Bern auf der Schützenmatte aussteigen müssen!" werden unsere Nicht-Halt-Beschwerden gekontert. Dass dieser Kurzhalt an einer nicht vereinbarten(!) Stelle niemand bemerkt hat, irritiert das Carteam auch nicht weiter: "Ihr müsst schliesslich selber wissen, wo ihr Zuhause seid!"
So endet eine eigentlich fröhliche Night to Remember mit bösen Worten. Da ich wegen einem Auslandsaufenthalt den Match in Aarau verpassen werde, wird es an anderen Fans liegen, wenigstens auf der dritten Fanfahrt die Carexperten endlich zu verstehen. Klappt das nicht, fahren wir halt dann in der Finalrunde mit dem Zug nach Basel. Vielleicht zum Sieg?

Matthias Engel