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Thun - FCB 0-2
02.05.2004SuperLeague 2003/2004


Die Frage, ob ich an dieser Stelle dem FCB zum Meistertitel gratulieren sollte oder nicht, stellt sich hier nicht. Da das Spiel beim Stande von 2-0 und etwa 80 effektiv gespielten Spielminuten abgebrochen wurde, ist das von den Basler Fans erpresste Punktetrio schlichtweg eine Schande für den Schweizer Fussball. Ein Punktebeschiss als Höhepunkt eines ohnehin beschissenen Tages.
Den Mittag verbringe ich noch an der BEA - zusammen mit wahren Freunden. Einige Thunfans treffen sich derweil mit Basler Fans zu einem "fanfreundschaftlichen" Sonntagsbrunch. Die Stimmung ist gut, das Bier fliesst reichlich. Eigentlich ist das Verhältnis zwischen Baslern und Thunern doch gut.
Doch das Verhalten der Basler im Lachenstadion zeigt leider nur allzu deutlich auf, wie abartig verblödet der Grossteil der "FCB FCB FCB"-Anhänger ist. Ein erstes Mal stürmt ein Basler vor dem Anpfiff den Rasen - als Flitzer! Der Startschuss zu einem Nachmittag voller Rot-Blau-Wahnsinn, wobei die andauernde Pyroraucherei gar nicht erwähnt werden soll.
Doch zuerst wird doch etwas Fussball gespielt. Der FCB nimmt die Thuner von Anfang an unter Beschuss, man spürt, die Gäste wollen Meister werden. Dazu sind Tore nötig und der Basler Wunsch erfüllt sich leider ziemlich schnell. Nach 10 Minuten trifft Scott Chipperfield zum 1-0, nach 27 Minuten steht es "dank" Philipp Degen 2-0. Und damit wäre das Spiel entschieden. Basel will nicht mehr, Thun kann nicht mehr.
Umso mehr Energie haben die Basler Fans, die in der Pause ein erstes Mal das Spielfeld stürmen. Wo sich sonst Ersatzspieler einspielen können, blödeln nun FCB-Fans herum. Erst nach mehreren Minuten verlassen sie den Rasen wieder, an eine wirkliche Vorbereitung der Thuner Ersatzspieler auf ihren Einsatz ist nicht mehr zu denken.
In der zweiten Halbzeit ist alles wie gehabt. Basel steht hinten rein, die Thuner vermögen kaum Druck zu machen. Der FCB schlendert Richtung Titel.
Nach einer Stunde kommt dann auf einmal Leben ins Stadion. Hundert Baselfans stürmen aus ihrem Sektor heraus und stampfen pöbelnd um das ganze Spielfeld herum. Es kommt dabei zu ersten Sachbeschädigungen und schliesslich zu einem rund zehnminütigen Spielunterbruch.
Schliesslich wird weiter gespielt, wobei Thun nun endgültig spielbestimmend ist. Man merkt, ein Treffer ist nun möglich. Vielleicht liegt sogar noch ein Punkt drin.
Doch dazu kommt es bekanntlich nicht. Nachdem die Basler seit der 60. Minuten ohnehin eh sämtliche Abschrankungen ignorieren, stürmen sie mit Pyro bewaffnet in der 90. Minute das Spielfeld. Dort wird fortan munter randaliert, an ein Weiterspielen ist nicht mehr zu denken. Dabei wären noch rund zehn Minuten zu spielen!
Spielabbruch? Nein, das grosse Basel wird ohne Schlusspfiff zum Meister erklärt, das kleine Thun hat kein Recht, bis am Schluss für einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf zu kämpfen.
Die Szenen, die folgen, sind kaum zu beschreiben: Ein trotz Sieg gewaltbereiter Mob zerstört rund eine Stunde lang das Thuner Lachenstadion systematisch. Die beiden Tore, alle vier Eckfahnen und sämtliche Werbebanden werden von den Baslern Stück um Stück auseinander genommen und abtransportiert. Der Rasen wird ebenso mutwillig zerstört, wie Büsche und Bäume rundum ausgerissen werden. Und wieder knallt es laut, und immer wieder laufen Basler zum Thunsektor und provozieren mit Handzeichen und Zurufen auf grobe Art. Dass es bis 19.00 zu keiner Schlägerei kommt, ab diesem Zeitpunkt ist ein Verlassen des Stadion für Thunfans einigermassen sicher, ist nur der Besonnenheit der Thunfans zu verdanken.
Nach diesem Tag, der ganz im Zeichen der FCB-Zerstörungswut und des SFV-Punktebeschiss steht, kann man als Thunfan auf keinen Fall dem FCB zum Meistertitel gratulieren.

Matthias Engel