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FCB - Thun 1-1
13.03.2004SuperLeague 2003/2004


Es ist ein unvergesslicher Abend, den wir Thunfans heute in Basel erleben. Denn das Resultat heisst nicht 2-0, nicht 3-0, auch nicht 4-0. Nein, heute abend punktet Thun. Eigentlich beste Voraussetzung für ein nächtelanges Fest ohne Misstöne. Einige wenige Negativerlebnisse nerven aber dennoch.
Besonders die ersten Minuten im Stadion treiben mich fast zur Weissglut. Als Thuner Fan scheint man in Basel nur als Matchbesucher zweiter Klasse zu gelten. Geradezu lächerlich ist es, was ich um 18 Uhr am Getränkestand erleben muss. Obwohl ich der einzige Wartende vor der Theke ist, will mich keiner des vierköpfigen Teams bedienen. Eine junge Göre kaut gelangweilt an ihrem Sandwich und winkt ihre Arbeitskollegen vorbei. Einer schenkt mir nach langem Warten dann endlich ein Bier ein. Ich bezahle es mit dem Wahnsinnsbetrag von fünf Franken, was den Biermann in Aufregung versetzt. "Aber ich habe gar kein Wechselgeld!" Dann verschwindet er mit meinem Geld und sucht in jeder Jacke hinter der Theke nach Geld. Als er nicht fündig wird, kommt er zurück. "Weisst du was. Trink einen Schluck und dann fülle ich dir das Bier noch einmal auf. Das kostet dann zusammen fünf Franken."
Nur gut, bin ich wie andere nicht des Bieres wegen, sondern des Spieles wegen nach Basel gekommen. Entsprechend gross ist die Freude, als das Spiel endlich beginnt. Doch schon in der ersten Minuten werde ich bei meinen Anfeuerungsrufen von der Security gestört, einer der Stadionbeschützer legt mir einfach mal so die Hand auf die Schulter. "Du muscht den Durschgang freihalten. Da darfscht du nischt auf der Treppe stehen." Prompt drehte ich mich zu ihm um, will der Hirnlosigkeit dieser Idee ergründen, als plötzlich alle um mich herum jubeln. Lustrinelli hat Thun soeben in der 3. Minute in Führung geschossen und ich habs nicht einmal gesehen.
Das allererste Tor der Thuner im 4. St. Jakobspark-Spiel, dazu noch eine Führung, das ist einfach genial. Im Thunsektor herrscht eine riesige Euphorie.
Doch Zittern ist angesagt, pfeift doch der Schiri bei den harten Zweikämpfen immer eher baselfreundlich. Auch nach einer halben Stunde fällt bei einem Check gegen einen Thuner der Foulpfiff wieder einmal aus. Die Basler rennen in Überzahl nach vorne, ein Pass hier, ein Pass da, Sekunden nach der Traumkonbination steht es 1-1. Gimenez hat Coltorti bezwungen.
Doch beim diesen einem Gegentor bleibt es, denn die Thuner Verteidigung steht gut und Coltorti hält super. Drei 100-Prozent-Chancen entschärft der Thuner Riesengoalie. Die Basler Spieler sind sichtlich am Verzweifeln, verwerfen immer häufiger die Hände. Das Publium pfeifft.
Latour reagiert in den Schlussminuten endlich einmal und bringt drei neue Spieler: Auch Adrian Moser, Pädu Baumann und Isreal Rodriguez dürfen Joggeli-Luft schnuppern. Diese drei Wechsel sind mehr als angebracht, sind Rama und Lustrinelli doch absolut ausgepumpt. Zudem bringen die Wechsel Zeit und (leider) viel Aufregung.
In der 90. Minute ist es, als Thun längst das Spiel dominiert und sich im FCB-Strafraum festgesetzt hat. Pascal Zuberbühler scheint bei dieser Aktion schon geschlagen, das Tor ist zu einem grossen Teil offen. Unser Sturmtrio Moser, Rodriguez und Baumann versucht nun nacheinander das Glück. Doch alle drei verstolpern nacheinander den Ball, das 2-1 für Thun fällt trotz drei 100-Prozent-Chancen einfach nicht. Alle Zuschauer im Stadion schreien entsezt bzw. entzückt auf. Das Spiel endet 1-1.
Unter den Thunfans geht das Grübeln über die Schlussszene nicht allzu lange, im Zug nach Thun wird lauthals gefeiert. Auch die mitreisenden Baslerfans teilen unsere Freude. Na ja, mit einer einzigen Ausnahme: Als ich gemütlich auf meinem Zugsessel ein Bier trinke, knallt plötzlich ein kleiner Fussball mitten in meinem Gesicht. Die Brille ist sofort entzwei, Sünderin ist ausgerechnet ein Baselgirl aus dem Nachbardorf, dass ich seit Monaten immer wieder auf Zugreisen entdecke. Nun, jetzt habe ich endlich auch ihre Natelnummer und ihre Adresse. Ein etwas weniger schmerzhafter Kontaktversuch wär mir aber trotzdem lieber gewesen.
Ein unvergesslicher Abend halt.

Matthias Engel