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Aarau - Thun 2-0
08.12.2002NLA Qualifikation 2002/2003


Für ein Spiel im Kanton Aargau muss man sich ein bisschen mehr Zeit nehmen. So sitze ich bereits um 12 Uhr wenige Meter neben dem Brügglifeld im Restaurant der Kunsteisbahn und stärke mich mit einem Teller Älplermakaronen. Als Super-Bonus gibt es eine Schüssel Salat und eine SonntagsZeitung dazu, ein selten toller Service. Grund für meine so frühe Ankunft in Aarau ist aber nicht eine grosse Liebe zum AG-Kanton, sondern meine direkte Anreise aus Deutschland, wo ich ein Firmenseminar hatte. Fast hätte ich durch diese Wochendüberstunden den Thun-Match verpasst, aber wenn man will, weiss man sich auch gegen einen strengen Chef durchzusetzen.
Um 1 Uhr schleiche ich mich dann in den Aarauer Fussballtempel hinein, wo überaus triste Atmosphäre herrscht. Bei jedem Blick wird klar, dass hier ein Team um seine Überleben kämpft. Mit vielen verschiedenen Ideen und Projekten wird versucht, den Matchbesuchern Geld zu entlocken. Sie sollen Geld spenden und kleine Aarau-Wimpel dafür bekommen, sie sollen bei einem Tippspiel mitmachen und eine Aktie gewinnen, überhaupt sollen sie möglichst viele Aktien zeichnen. Kurzum: Aarau braucht dringend viel Geld, sonst ist die Partie gegen Thun die allerallerletzte.
Lange bin ich der einzige Thun-Fan vor Ort, doch langsam treffen meine Mit-Fans ein. Besonders früh ist Matusz samt Freundin da, diskutiert wird dabei aber über Handball, das Fusbballphänomen in Thun kann einfach keiner erklären. Dann kommen die Zureisenden, die Autoreisenden, die Carreisenden - dutzendweise marschieren sie jubilierend ins Stadion ein. Weit über 100 Thuner Fans sind es beim Anpfiff - einfach sensationell.
Eigentlich sind alle zufrieden, wobei, ein klein bisschen wird doch über die einzelnen Reisen nach Aarau gemotzt. Im Car seis zu laut, höre ich. Und im Zug hätten die Fans eine 50 Franken-Busse für eine Zugsreinigung bezahlen müssen, weil viel Bier ausgeschüttet wurde. Und überhaupt: Warum sei denn der YB-Basel-Münsingen-Thun-Fan-Grünig mit am Match.
Das Spiel beginnt, alle Thuner sind überzeugt: Das gibt ein leichtes Spiel, das gibt einen Sieg. 4-0, 5-0 wird als Schlussresultat gefordert. Selbst als Aarau besser beginnt und mehrere Male die Führung nur durch Dummheit verpasst, singen wir voller Überzeugung: "Alle schiessen Tore, alle schiessen Tore, nur der FC Aarau nicht!"
Es gibt nun wohl einen Fussballgott, der Arroganz bestraft. So steht es nach 35 Minuten 1-0 für Aarau und (aus verständlichen "Dieses Spiel war aus Thuner Sicht ganz langweilig-Gründen) kürzen wir hier den Spielbericht ab, nach 80 Minuten steht 2-0.
Gute Thuner Szenen sind da ganz ganz selten, eine einzige ernsthafte Torchance ist zu entdecken und die vernichtet der sichere Colomba erst noch mit einer Grosstat.
Schliesslich ist fertig, wir feiern die Mannschaft kurz und müssen uns dann vor allem hämische Sprüche der Aaraufans anhören. Fast ebenso schlimm: Uns wird über Handy gemeldet, dass YB in Servette 4-1 in Führung liegt nach einer halben Stunde. So scheint also klar zu sein, wer die Nummer 1 im Kanton ist. YB!
Zurück reisen viele von uns im Zug, durch ein Missverständnis aber bis Olten nicht alle im selben. So bekomme ich nicht mit, wie einer unserer Thunders-Fans auf einem der Bahnhöfe für einen grossen Skandal sorgt. Er steigt aufs Gleis und legt einen brennenden (!) Aarau-Wimpel drauf. Der Sünder wird erwischt und muss 250 Franken Busse zahlen.
Jetzt hängen unsere Köpfe wirklich richtig. Bis wir am Bahnhof Bern eintreffen und mich Sascha anruft. Er meldet mit, dass YB gegen Servette in der Schlussviertelstunde bei einem Mann mehr auf dem Platz drei Tore kassiert und somit nur ein 4-4-Unentschieden erreicht hat. Somit ist klar: Thun beendet die Qualifikation auf Platz 3, YB auf Platz 7. Und nun singen wir erst so richtig laut, denn wer hätte das zu Saisonbeginn gedacht.
Nun wartet also die Finalrunde auf uns und wir Thuner garantieren: Der Song "Ihr seid nur ein Punktelieferant" wird für uns ganz sicher nicht gelten.

HOPP THUN!

Matthias Engel