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Thun - YB 1-3
02.11.2003SuperLeague 2003/2004


Die Choreo vor Anpfiff zeigt in aller Deutlichkeit, was sich die Thunfans voller Sehnsucht wünschen: Endlich wieder die Nummer 1 im Kanton zu sein. So halten sie mehrere Buchstaben-Doppelhalter in die Höhe, die gemeinsam an den "Kanton Berner Oberland" erinnern.
Die Einheimischen treten heute voller Stolz den Stadtberner Gästen entgegen - auf den Kiesensteintreppen und auch auf dem Rasen. Die Spieler zeigen nämlich ganz offensiv, wer im Stadion Lachen heute regieren will. Gleich zwei dicke Chancen erkämpfen sich die Thuner in der allerersten Spielminute. Doch beide Male hält Wölfli souverän.
Leider lassen sich die Berner auch durch einen solchen kämpferischen Thuner Start nicht beunruhigen, clever ziehen sie nun ihr Spiel auf. YB, für einmal ganz in weiss spielend, dominiert bald einmal das Spiel. Eine der ersten Chancen nutzt denn Häberli auch gleich zum 1-0.
22 Minuten sind da gespielt.
Zeichnet sich da die nächste Thuner Derbyniederlage ab? Die Oberländer geben sich nicht auf. Fünf Minuten nach dem 1-0 ist wieder einmal eine dicke Thunchance zu verzeichnen. Rama hat den Ball auf dem Fuss, er zieht ab und trifft. 1-1. Die Thunerfans unter den 8300 Zuschauern feiern.
Doch mit der Freude in der Thuner Fankurve ist es bald wieder vorbei. Gerade als Andy sein Thuner Sprüchlein anstimmt, erzielt Chappi per Kopf das 2-1. Da machen die Rufe "Alte Ma, Alte Ma" kaum mehr Spass.
Überhaupt sind viele böse Sprüche heute im Thunsektor zu hören. Schiri Nobs gefällt nicht mit seinen eher ybfreundlichen Entscheiden und erntet oftmals Pfiffe von uns. Der noch grössere Buhmann ist aber Gügi Sermeter. Jede Ballberührung von ihm wird mit Pfiffen und Buhrufen kommentiert. Und wenn er gar wieder wie eine Schwalbe umfällt, sind laute Flüche zu hören. Die Aebikurve hält gar ein Spruchband in die Höhe: "Gügi, wann fliegt du wieder?"
Zur Pause stehts 2-1 für YB. Die YB-Fans machen sich vor der zweiten Halbzeit stark bemerkbar. Sie spielen mit ihren Feuerwerkmitbringseln und hüllen für einige Minuten das ganze Stadion in Rauch ein. Irgendwie witzig, dass die Stadtberner ihr Nebelwetter mit nach Thun nehmen wollten.
Als die Luft wieder klar wird auf dem Spielfeld, sind tolle Thuner Spielszenen zu sehen. In der ersten halben Stunde nach der Pause ist ein wahres Thuner Offensivfurioso zu sehen. Praktisch jede Minute spielen sich die Roten in den Berner Strafraum hinein. Nur kommen sie hier erstaunlich selten zum Abschluss, immer wieder landen die Bälle in den Füssen der Berner. Nur einmal nicht, als ein Ball von einem Unterarm eines YB'ler abgewehrt wird. Penalty? Schri Nobs meint nein.
Als die YB-Viertelstunde beginnt, ist die Thuner Angriffswelle und damit das ganze Spiel bereits ein wenig abgeflacht. Von YB hat man bislang in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Angriff gesehen. Dies ändert sich in der 77. Minute. Da wird der Ball nämlich Gügi zugespielt. Und was macht unser lieber Schwalbenfreund mit dem Ball: Er knallt ihn mit ganzer Wucht an Kobel vorbei ins Tor. 3-1 für YB.
Das Derby ist entschieden, die letzten Spielminuten leben von ein paar energischen Zweikämpfen und den letzten missglückten Thuner Schussversuchen.
Und somit ist auch nach dem heutigen Spiel klar: Damit der Spruch "Rot-weiss regiert den Kanton" endlich wieder der Fussballwahrheit entspricht, muss wohl wirklich zuerst der Kanton Berner Oberland wieder zum Leben erweckt werden.

Matthias Engel