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Stabio - Thun 0-2
18.10.2003Schweizer Cup 2003/2004

Und endlich fahren wir durch den Gotthard. Das ist das endgültige Signal für uns, laut und munter zu feiern. Wir machen eine Polonaise durch den ganzen Zug, grüssen dabei deutsche Rentner, japanische Jouristen und Schweizer TV-Moderatoren. Stephan Klapproth, der natürlich 1. Klasse reist, ist etwas verwirrt durch all den Lärm: "Was machet ihr da?" Leider lässt er sich nicht durch mich dazu bewegen, spontan ein Gedicht aufzusagen.
Viereinhalb Stunden sind wir schon unterwegs, als wir in Bellinzona eintreffen. Um die Mittagszeit starten wir eine Kebabsuche. Doch nirgends wird diese Schweizer Nationalspezialität verkauft. Was ist das denn für eine seltsame Kultur hier? Während Simu und ich schliesslich im Manor seltsam trockene Sandwichs. Sanel und Röbi finden derweil in einem Mülleimer eine Identititäskarte und Kreditkarten. Auch ganz seltsam - besonders wenn hungrige Thuner im Müll rumwühlen müssen.
Die Reise führt mit dem Zug weiter nach Lugano, wo wir aber nicht aussteigen, sondern bis Mendrisio weiterfahren. Dort steigen wir aufs Postauto um, wo wir uns recht schnell auf die richtige von vier Stabio-Haltestellen einigen können. Nach etwa zehnminütigem Fussmarsch erreichen wir das Spielfeld, das eigentlich wie das benachbarte Grasfeld aussieht. Einzig ein Gitterzaun zeigt den Unterschied.
Der Eintritt kostet zehn Franken, obwohl auf dem Ticket eigentlich "12 Franken" aufgedruckt ist. Gut, haben wir doch so mehr Geld für Schnaps und Wurst. Übrigens die beiden einzigen Tessiner Leckereien, die wir wirklich weiterempfehlen können.
Schliesslich füllt sich das "Stadion", als das Spiel angepfiffen wird, stehen Hunderte (!) Zuschauer am Spielfeldrand. Optisch sind die Thuner in Überzahl, die Stabiofans machen sich durch ein grosses Transparent und eine gelb-schwarze Ballonchoreo bemerkbar.
Der Match, der nun beginnt, ist äusserst langweilig. Die Thuner sind zwar häufig am Ball, doch sichtbar überlegen sind sie nicht auf dem Spielfeld. So kommen sie erst nachn rund 25 Minuten zur ersten wirklichen Torchance - und Raimondi trifft sofort! 1-0 für Thun.
Das Spiel wird nun nicht besser, aber Thuner Spieler und Fans sind doch ruhiger. Als kurz darauf Rama ziemlich alleine auf den Torhüter losrennen und den Ball zum 2-0 einschiessen kann, ist die Freude noch grösser. Ein netter Nachmittag zeichnet sich ab.
Dumm bloss, dass die zweite Halbzeit vor allem durch den schwachen Schiedsrichter geprägt wird. Er hat wohl zu viel der gelben und roten Karten gesehen, welche die Swisscom rund um den Match als Werbematerial verteilt. Der Schiri will nun auch mitspielen und zeigt erst Hodzic nach einem Zweikampf im Mittelfeld aus unverständlichen Gründen die rote Karte. Wenige Minuten später sieht auch der Stabiogoalie Rot, als er den Ball ausserhalb des Strafraumes mit der Hand berührt. Er war dabei nicht der letzte Mann!
Mit diesen zwei Ausschlüssen geht definitiv jeder Spielfluss verloren. Der Rest des Spiels ist müdes Gekicke, es gibt keine Torchancen mehr! Thun gewinnt so unspektakulär und locker mit 2-0.
Den Sieg feiern wir mit Bier und mit Sandwichs, die wir in einem Tankstellenshop in Mendrisio kaufen. Auch diese sind wieder sehr trocken und vor allem so richtig ungeniessbar. Jedes Brötchen landet so im Mülleimer. Schöner ist die Begegnung im Cisalpino, wo wir uns die ganze Zeit an der Bar aufhalten, unseres eigenes (!) Bier trinken und die lustvolle Bardame fotografieren. Ihr Zungenspiel ist wirklich äusserst lustvoll.
Wir Zugfahrer sind bis 0.50 unterwegs. Die meisten jedenfalls. Meine Rückreise dauert noch etwas länger. 0.26 fahre ich wie meine Kameraden von Bern nach Thun. In Thun warte ich in der kalten Nacht eine Viertelstunde darauf, dass "mein" 1.20-Zug nach Rubigen-Bern geöffnet wird. Schliesslich kann ich einsteigen, stelle mein Handyradio ganz laut ein und bemerke plötzlich ein Geräusch. Ich seh zur Seite und bemerke den Bahnhof Gümligen! Ich bin also eingeschlafen. So fahre ich halt gleich noch mal nach Bern, wo ich noch knapp den 2.00-Moonliner erwische. Dummerweise muss ich die ganze Zeit stehen, aber so schlafe ich zumindest nicht wieder ein. Um 2.30 bin schon in Rubigen!