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Allmendingen - Thun 0-7
20.09.2003Schweizer Cup 2003/2004


Endlich mal ein Derby gegen Gelbschwarze Fussballgegner, wo Thun schon vor dem Spiel als Sieger feststeht. Oder besteht das Risiko, dass man auch nur eine Sekunde gegen den Plauschverein aus Allmendingen wird zittern müssen? Wie wettet doch Heinz Moser im Vorfeld des Spieles mit mir: "Wenn die Thuner nicht mindestens 10 Tore schiessen, zahle ich dir ein Bier." Und Ursula Thöni von der Central Apotheke freut sich vor allem aus einem Grund auf diesen Match: "Die Mitglieder des Goalklubs zahlen auch an den Cupspielen für jedes Tor." Auch Gigi Oeri.
Wir Thuner Fans wären natürlich auch eine gute Vermarktungsmöglichkeit für den Verein, doch leider denkt niemand daran, unseren Fussmarsch von Stadion zu Stadion als Sponsorenlauf zu finanzieren. Man stelle sich mal vor: 100 Sponsoren zahlen für jedes von uns getrunkene Bier schon nur einen Franken dem Verein, was käme da für ein Betrag zusammen.
So aber marschieren und trinken wir bei unserem sponsorenlosen Kistenlauf nicht für den guten Zweck, sondern nur aus Spass. Um 12 Uhr ist Starttermin beim Stadion Lachen, wobei wir wegen der lieben verspäteten Sibylle erst 12.20 losmarschieren können. Die Route führt uns erst einmal durch FC Thun-Gebiete, mit Allmendingenanhängern rechnen wir während der ersten Stunde nicht. Doch weit gefehlt: Da die gelbe Mannschaft gerade im Santos ihr Mittageessen einimmt, tönt es schon in der Schulstrasse schier von allen Seiten "Hopp Allmedinge". Und all die gelben Trikots, die beim Santos hangen, man fühlt sich direkt auswärtig.
Nur gut führt der weitere Weg durch Wohnquartiere, wo all die Häuschenbesitzer zum Teil grosse Freude an unserem Umzug haben und uns wie beispielsweise der Italien- und Ferrarifan noch zum lauteren Singen auffordern. Eine Frau dagegen schimpft von ihrem Garten aus auf uns: "Ihr seid ja besoffen!" Ich versuche derweil eine Blondine, die grazöis auf einer Dachstockfensterbank relaxt, zum Mitmarschieren zu bewegen. Vergeblich. Sanel dagegen quatscht die ganze Zeit mit irgendwelchen Anwohnern, er scheint hier einfach alle zu kennen. Besonders wohl fühlt er sich, als wir durch die Landwirtschaftszone marschieren. Gemeinsam mit mir singt er "Es Buurebüebli ma i nid" und "Ramseiers wei ga grase". Dabei fällt auf: Im Gegensatz zu mir singt er den richtigen Text und vor allem die richtige Melodie,
Bei einer Velounterführung machen wir einen längeren Halt. Wir bejubeln alle Velofahrer, die an uns vorbeifahren, als wären sie Tour de Suisse-Siegerfavoriten. Sieger bei den Herren ist gewiss der Typ im St. Pauli-Shirt, bei den Frauen ist derweil jene Dame die Beste, welche dem seniblen Andy den Stinkefinger zeigt.
Zu diesem Zeitpunkt ist Allmendingen schon in Sicht, um 14.15 ist bereis die FCA-Stammbeiz Restaurant Kreuz erreicht. Einige Thunfans nutzen dies zu einem weiteren längeren Halt, denn man sitzt ja auch mal gerne beim Biertrinken. Die Beiz ist übrigens empfehlenswert: Auf unseren Wunsch gibt es die Stange mit Rugenbräu statt wie gewohnt mit Gurtenbier. Super Service!
Die letzten paar hundert Meter zum Stadion führen an verschiedenen Kantonsfahnen vorbei, die uns an so nette Gegner wie den FC Aarau oder GC erinnern.
Schliesslich ist etwa um 15.00 auch für die langsamsten Läufer das Zelgli erreicht. Prompt werden wir reichen Thunern von den armen Allmendingern angebettelt. Doch nichts gegen die Stadionorganisation, besonders die Eingangskontrolle macht Freude. Hier bekomme ich doch tatsächlich abgegebene Bierdosen, die ich vor dem Hitzetod retten muss. Da sag ich doch Prost.
Schliesslich stehen wir am Spielfeldrand - im wahrsten Sinne des Wortes. Keine Laufbahn, die stört, auf dem Zelgli ist man wirklich direkt am/im Geschehen. Ein sympathisches, schmuckes Stadion.
Thun spielt mit Milicevic, der leider doch gegen Wil und nicht schon heute im Cup gesperrt ist, und mit Kobel im Tor, wobei der eigentlich kaum mitspielen darf. Viel zu überlegen ist Thun. In der 13. Minute fällt das 1-0, laut dem Speaker durch Rama, aber der eigentliche Schütze ist Zanni. Rama wird heute kein Tor schiessen. Die nächsten beiden Schüsse sind ebenfalls erfolgreich, in der 16. und 20. Minute trifft Dos Santos zweimal.
Da mache ich mich auf den Weg zu einer Bratwurst, wobei ich erst im Klubhaus unnötige 10 Minuten anstehe, gibts doch hier nur Sandwichs. Aber dafür kann ich ausführlich mit Babo fachsimpeln. Mehrmals frage ich nach dem Bratwurststand, selbst am Souvenirstand des FC Thun lasse ich mich beraten. Übrigens kann ich hier heute endlich den neuen rot-weissen Schal kaufen. Dass er aus Wolle ist, ist natürlich super, dass auf der Rückseite "www.fcthun.ch" aufgedruckt, finden einige von uns Fans eher peinlich-unnötig. Schliesslich bekomme ich dann gleichzeitig mit dem Pausenpfiff meine Zelgliwurst, sehr schmackhaft mit viel Brot und noch mehr Senf übrigens.
Die zweite Halbzeit beginnt sehr nervig, zünden doch unsere Vorzeigefans Ragazzi di Thun Petarden an. Minuntenlang diskutiere ich mit ihnen über diese unsinnige Aktion, bis sich schliesslich Hannes Imboden als Aufpasser zu unseren gefährlichen Ultras stellt.
Schliesslich wende ich mich wieder dem Spielfeld zu, wo die Thuner nach einer längeren Durststrecke nach über einer halben Stunde endlich wieder ein Tor erzielen. In der 57. Minute trifft Ädu Moser zum 4-0. Zwei weitere Tore fallen in der 74. Minute durch Pädu Baumann und in der 77. Minute durch Dos Santos. Dos Santos dritter Treffer bewegt uns zu Brasil-Gesängen.
Da hat der Allmendingen-Goalie schliesslich genug, angeschlagen lässt er sich auswechseln, für die letzte Viertelstunde kommt sein Ersatz ins Tor. Und der hält sich überraschend gut, nur einmal muss er sich bezwingen lassen: In der 84. Minute macht Ferreira das 7-0.
Zu diesem Zeitpunkt freuen sich längst alle 2250 Zuschauer, was natürlich Stadionrekord ist, mit dem FC Thun. Und sagt doch der Fan neben mir beim Schlusspfiff: "Hauptsache, es hat sich kein Thunspieler verletzt."

Danke also lieber Allmendinger Spieler für ein stets faires und unterhaltsames Spiel! Ein grosser Dank auch an alle, die das Cupspiel (mit-)organisiert haben, wir Thunfans kommen gerne wieder einmal zurück. Es muss ja nicht unbedingt wie 1981 anlässlich eines 2.Liga-Meisterschaftsderby Allmendingen-Thun sein.