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Thun - FCB 0-4
16.08.2003SuperLeague 2003/2004


Heute ist Thun für einmal eine Fussballstadt. Bereits Stunden vor dem Spiel sind alle Strassen, Züge und Busse voller Fans. Selbst im roten Bähndli, mit dem ich arbeitsbedingt nach Thun reise, scheint ein Fussballtrikot als Kleidung Pflicht zu sein. Alle scheinen den Anpfiff kaum noch erwarten zu können - und fast jeder scheint FCB-Fan zu sein. Die Rotblauen sind jedenfalls heute in Thun so in Überzahl, dass Beni, Santoso und ich uns im Tea Room Lachen den Spass machen, die ganz wenigen Thunfans draussen vor dem Fenster zu zählen. Wir sehen innert einer halben Stunde gerade mal 11 Fans im Thundress Richtung Eingang schlendern. Baselfans ziehen derweil mindestens 200 die Strasse entlang. Das Stadion also einzig in Basler Hand?
Wir Thuner versuchen so gut wies halt geht der Basler Übermacht entgegen zu halten. Vor dem Spiel gibts daher eine grosse Choreo mit weissen Plastikbändern und unzähligen roten Blättern. Die überraschung dabei: Da dieses Mal statt Oberländer Familien FCB-Fans neben der Fankurve stehen, klappt die heutige Choreo besser als jede bisherige Choreo. Da wird ja wirklich mitgemacht!
Und dann läuft das Spiel. Die Thuner versuchen sich in ihrer Rolle als Favoritenschreck und greifen vorderhand beherzt an. Wie meint doch Simu noch rund zehn Minuten: "Bisher war immer nur Thun in Ballbesitz."
Doch im Fussball sind nun eben nicht die Spielanteile entscheidend, sondern die Anzahl Tore. Ein Gimenez beispielsweise ist nur zweimal in aussichtsreicher Position in Ballbesitz. Doch weil er beide Male trifft, ist er schon nach 25 Minuten der grosse Held, der FCB führt schon entscheidend mit 2-0.
Die Thuner versuchen gewiss ihr bestes in der ersten und auch in der zweiten Halbzeit, doch so richtig torgefährlich werden sie nie. Klar landen in den zweiten 45 Minuten gleich drei Mäle im Aussennetz, doch spektakulär ist dies nur für Leute, die im Leben so überhaupt nicht die richtige Perspektive haben. Mitzu vielleicht? Oder ist dessen geballte Faust jeweils gar kein "Das ist ein Tor"-Zeichen?
Streller dagegen trifft wirklich. In der 63. Minute stehts 3-0 für den FCB. Dies bringt nun die Basler Fans zum Ausrasten, mehrere Dutzend springen über die Hecke und machen minutenlang eine Polonaise auf der Leichtathletikbahn. Die Security hat ihre liebe Mühe, das Basler (Party-) Volk zu beruhigen.
Zu feiern gibt es nämlich viel für die Basler, trifft doch Gimenez in der 84. Minute gleich noch ein drittes Mal. Nun ist 4-0 und das Spiel fertig.
Nun kommt es noch zu unschönen Szenen. Erst einmal rennt ein FCB-Fan mit seiner Fahnenstange aufs Spielfeld und kommt den Thunspielern gefährlich nahe. Zum Glück kann ihn die Stadionsicherheit noch gerade zurückhalten. Dann stürzen sich wieder einmal haufenweise Basler auf die Leichtathlektikbahn und hindern die Spieler minutenlang am Verlassen des Rasens. Echt lästig.
Endgültig genervt bin ich schliesslich, als beim Verlassen des Stadion ein alter Basler Fan neben mir lästert: "Thun hat aber wirklich ein "schitteres" Stadion." Verägert über so viel Hochmut mische ich mich sofort ein: "Und Basel hat "schittere" Fans." "Ach, das ist bloss die Schuld der Security. Und der Fan mit der Fahne ist doch bloss ein Kollege von Gimenez. Und überhaupt... ich gehe seit 16 Jahren an jeden Baselmatch, was hast du mir da schon zu sagen..." Und er zieht wie hunderte weitere FCB-Fans auf der Hauptstrasse Richtung Bahnhof. Was ist das für ein faszinierendes Bild, all die johlenden Fussballfans auf der Strasse. 8100 Zuschauer waren übrigens insgesamt im Stadion, fast 1000 mehr als gleichentags im ach so tollen Stade de Geneve, wie nicht wenige Thuner schadenfreudig ausrechnen.
Und so bleibt trotz Frust über das Resultat und einige Basler Fans die Freude über die Tatsache, dass Thun für einmal wirklich eine Fussballstadt ist. Den Bebbi sei Dank...

Matthias Engel