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GC - Thun 5-1
08.05.2003NLA Finalrunde 2002/2003


Dies sollte eigentlich ein Bericht über ein Fussballspiel sein, wo Wölfli leider seine Unsicherheit wieder gefunden hat und damit eine deutliche Niederlage einleitete. Es sollten hier Zeilen stehen über den Handspenalty von Nunez in der 8. Minute, der nicht zwingend ist. Über zwei der wenigen GC-Torschüsse in der ersten Halbzeit, die dummerweise gleich beide Tore werden. So erhöht Castillo in der 36. Minute auf 2-0, in der 40. Minute wird das Spiel durch das 3-0 von Schwegler schon entschieden. In der 59. Minute trifft dann Castillo zum 4-0. Damit aber noch nicht genug. In der 64. Minute zerstört Nunez mit dem 5-0 die allerletzten Thuner Hoffnungen. Einzig Yao kann an diesem tristen Fussballabend in der 80. Minute für einen kleinen Thuner Jubler sorgen. Ich juble da längst nicht mehr. Grund sind dafür nicht die gelben Karte gegen Yao und Rama, die damit beide gegen den EFZEZET gesperrt sein werden. Grund für die schlechte Stimmung sind all die Ereignisse auf der seltsamsten Fanfahrt aller Zeiten, die Bezeichnungen wie Chaos oder mörderische Fahrt durchaus verdient hat.

In Bern ist die Welt um 13.30 Uhr noch in Ordnung. Hier starten Rüpel-Alain und ich eine Fanfahrt, die wir mit viel Alk und möglichst drei Punkten unvergesslich machen wollen. Nach einem kleinen Abstecher in Rubigen, feiern wir schliesslich in Thun an der wunderschönen Aare, wobei wir bald auch einmal auf Mitzu und Reto treffen. Auf dem Speiseplan stehen Naturprodukte wie Orangensaft, Bier und Wodka - (fast) alles bunt gemischt. Das Wetter ist einfach genial, weit über 20 Grad, ich trage mit breitem Grinsen im Gesicht meine Sonnenbrille.
Schliesslich beginnt um Viertel nach Vier schon die Reise, wir sind eigentlich eine Stunde zu frĂĽh unterwegs, aber wir wollen zur Abwechslung mal wieder recht frĂĽh im Stadion sein.
Doch plötzlich kommt der Zug bei Gümligen ins Stocken. Mal wieder die gewohnten technischen Schwierigkeiten, die mir schon bei den beiden Testspielen Baden-Thun und Thun-Xamax einen vollständigen Matchbesuch verunmöglichten? Leider nein! Die Wahrheit ist viel ernster: Kurze Zeit zuvor ist eine männliche Person aus ungeklärten Umständen unter einen Zug geraten. Die SBB entscheiden sich deswegen, die Strecke Wylerfeld-Ostermundigen zu sperren. Die Züge nach Zürich, auch unserer, werden daher über Zollikofen umgeleitet. Wegen dem Unglück verlieren gegen eine Stunde Zeit. Doch wir bleiben gelassen, wir haben immer noch genug Zeit bis Spielanpfiff.
Doch auch mit unserem zweiten Verkehrsmittel an diesem Tag haben wir alles andere als Glück. An der Tramhaltestelle geschieht nämlich tatsächlich wieder ein Unglück! Bevor unser Tram überhaupt zum Stillstand kommt, wird eine unvorsichtige Passantin vom Tram gerammt und bleibt verletzt liegen. Scheinbar hat sie aber grosses Glück und kommt mit einigen Schürfungen davon. Doch auch bei diesem Unglück ist eine grosse Verspätung die logische Folge.
Viele warten mittlerweile an der Haltestelle aufs Tram, weshalb nicht alle Thunfans ins nächste 4er-Tram steigen können. Auch ich muss weiterhin warten. Schliesslich will ich ins nächste Tram - merke aber noch knapp, dass ein 13er-Tram einem nicht näher zum Hardturm bringt. Schliesslich kommt die nächste Nummer 4 und da steige ich nun ein, dummerweise als einziger Fussballfan. Deshalb bin ich nun auf meinen eigenen Orientierungssinn angewiesen Keine Frage, dumm wie ich bin, bin ich absolut überfordert. Ich steige schliesslich bei der Station Hardtor (oder so ähnlich?) aus und sehe absolut nirgends ein Stadion. Das ist nun sehr schlecht.
Ich jammere noch, wie das Wetter recht kĂĽhl in ZĂĽrich ist und schon bekomme ich den ersten Anruf aus dem Stadion: Penalty fĂĽr GC, Thun liegt schon 1-0 zurĂĽck!
Ohne Konzept irre ich nun herum, bevor ich es mir nach einer Viertelstunde Odysee erst einmal auf einer BrĂĽcke gemĂĽtlich mache. Hier ist zwar eine Tramstation, doch das Tram kommt einfach nicht!
Per Handy treffen nach und nach Resultatmeldungen ein, selbst aus dem Aargau bekomme ich aufmunternde Zeilen.
Plötzlich habe ich etwas Panik. Ich will nämlich meine Sonnenbrille ausziehen, aber ich trage sie schon längst nicht mehr! Und so packe ich mal auf der Brücke meinen ganzen Tramperrucksack aus. Ohne Erfolg! Erst eine Hosenabtastaktion bringt den ersehnten Erfolg: Hier ist die Brille.
Ich wirke wohl schon ein wenig wie ein Penner, aber die ZĂĽrcher haben Mitleid mit mir. Geldspenden bekomme ich zwar keine, aber ein Passant weist mir den Weg zum Stadion: "Der Hardturm ist da unten!"
Aha! So setze ich meinen Spaziergang unter dem Zürcher Himmel fort, der sich zu meinem Ärger immer mehr verdunkelt. Auf einem gedeckten Parkplatz angelangt, fordert mich Reto plötzlich per Handy zum Stillstand auf. Er sei jetzt mit einem Polizisten auf der Suche nach mir! Und tatsächlich: Wenig später fährt ein Wagen vor und ich werde reingezogen. Dabei merke ich: Mittlerweile regnet es in Strömen!
Im Stadion angelangt, werde ich mit einem Satz begrüsst, der für immer in meinen Alpträumen auftauchen wird: "GC führt schon 4-0!" Innert Sekunden werde ich durch und durch nass, es regnet nicht nur, es hagelt regelrecht. Vom Spiel sehe ich auch jetzt nicht mehr viel, die Brille zeigt mir nur lauter Tropfen. Aber auf etwas bin ich stolz: Das 5-0 und das 5-1 sehe ich tatsächlich noch. Aber wie oben erwähnt, freuen kann ich mich über das Thuner Tor echt nicht mehr.
Immer wieder vibriert nun mein Handy. Ich will SMS beantworten, Sascha ruft gar noch an. Doch ich kann drĂĽcken wie ich will, das Display reagiert nicht auf meine Befehle. Schnell nehme ich daher den Akku raus, was sonst immer hilft. Doch heute abend bleibt mein Handy tot, ein Wasserschaden wegen dem verdammten ZĂĽrcher Wetter.
Schlusspfiff. Trotz dem 5-1 kommen sich die Spieler bei uns Fans ein wenig fĂĽr die Stimmung und wohl mehr fĂĽr das Ausharren bedanken. Da denke ich noch so bei mir: Immerhin hat es heute auf dem Spielfeld kein UnglĂĽck gegeben, wenigstens hat sich kein Thunspieler verletzt.
Und da rutscht plötzlich Mitzu an mir vorbei die Stufen runter! Der Sturz sieht haarsträubend aus und Mitzus Blick sagt alles: Er hat sich verletzt! Immerhin kommt sofort die Security zu uns. Doch sie bietet nicht etwa ihre Hilfe an, sie motzen uns und besonders Mitzu an. Die Sicherheitsleute verhalten sich richtig aggressiv: "Geht endlich! Wir wollen schliessen! Geht endlich!"
So stĂĽtzen wir halt Mitzu und schleichen mit ihm Richtung Tramstelle, die mir von meinem letzten GC-Match direkt bekannt vorkommt.
Schliesslich steigen wir am Bahnhof in den Zug und hoffen auf eine etwas problemloser Heimreise. Polonaise ist angesagt und das Spiel "ich packe in meinen Rucksack etwas Dummes". Legendär an so einem Abend. Ich packe schliesslich in meine Hosen meine Uhr, die ich ohne Andys Aufmerksamkeit verloren hätte. Merci!
Nach Bern treffen wir auf ein ganz nettes Fräulein. Sie ist blond, trägt ein Schwedentrikot und kann absolut kein deutsch - eine echte Traumfrau. Keine Frage, dass ich mich zu ihr setze und meinen ganzen Charme einsetze. Doch erstens sind an diesem Abend meine Englischkenntnisse absolut futsch und zweitens setzt sich der Freund der Schwedin bald zu uns! Die beiden halten Händchen, doch wir Thunfans halten weiterhin ein Gespräch mit dem Fräulein. Ein allfälliger Handynummeraustausch scheitert dann aber an der Tatsache, dass ich ja momentan kein Handy mehr habe!
Schliesslich erreichen wir um 23.45 Thun, wo es weder Regen noch Unglücksfälle gibt.

Soweit mein nahezu spielfreier Bericht. Gewidmet ist er allen Schwedinnen und Aargauerinnen dieser Welt und Mitzu, der sich leider wirklich den Fuss gebrochen hat. Kumpel, wird bitte ganz ganz schnell wieder gesund!


Matthias Engel