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Servette - Thun 3-1
17.04.2003NLA Finalrunde 2002/2003


Da wären wir also. Ein Riesenbetonbunker namens Stade de Geneve ragt vor uns in die Lüfte. Ein multifunktionales Erlebniszentrum mit 30'000 Fussballzuschauplätzen. Wir Thunfans nicken anerkennend, ist unser Stadion doch meist nur mit ein paar Tausend Fans gefüllt.
Zum Glück sind im Gästesektor gleich mehrere Kassen offen, so fällt das anstehen weg. Jeder Thuner hat quasi eine Kasse für sich selber! "Vous êtes étuidant?" fragt mich da der Kassenmensch immerzu. Da ich nicht gross mit ihm streiten will, sage ich ja, erkläre aber, meine "papiers" zuhause vergessen zu haben. Ehrlich wie ich bin bekomme ich trotzdem mein Billet für zehn Franken.
Dann endlich der Gang in den Genfer Hexenkessel. Gewaltig sind sie die Ausmasse des Stadions, man fühlt sich an ein Amphitheater erinnert - an ein leeres Amphitheater! Vieleicht 3000, 4000 Fussballinteressierte sitzen verloren in der grossen Genfer Fussballwelt. Man fühlt sich einfach, als rund 50-köpfige Thuner Delegation sowieso. Klar singen und johlen wir die ganze Zeit laut, aber ob uns die Spieler bei diesen Riesendistanzen überhaupt jemals hören?
Endlich-Schweizer-Rama sorgt auf dem Feld für Tempo, sein Spiel ist beherzt, überhaupt zeigt sich die ganze Mannschaft für einen Auswärtsmatch erfrischend offensiv, als ob sie das Glück erzwingen wollten. Geht das überhaupt? Ja, Streller zeigt und beweist er, als er in der 15. Minute einen Genfer Abwehrfehler zum 1-0 ausnützt. Das erste Thuner Tor aus dem Spiel heraus seit hunderten Minuten. Entsprechend gross ist unser Jubel, entsprechend schnell unser Spurt zum Bierstand.
Hier erleben wir einmal mehr Hig tech pur. Neben dem Bierstand läuft auf einer Leinwand das Spiel in Echtzeit, so dass man in der Warteschlange keine einzige Spielszene verpasst. Superservice, dieser Bierstand gehört damit zu den absolut besten in der NLA - denken wir zunöächst. Doch dann stellen wir fest: Nur alkoholfreies Bier ist im Angebot! Frustriert und weiterhin durstig gehen wir zurück auf unsere Plätze.
Das Spiel gefällt weiterhin, wobei Servette nun den Ausgleich sucht. In der 37. Minute kommt es zu einem Eckball. Der Ball kommt weithin, Wölfli springt auf, Parnela auch. Doch am allerhöchsten springt Thurre -
1-1.
So ist Pause für angeblich (wie schon am letzten Samstag dreifach gezählten) 5700 Fans. Die spinnen, die Gallier!
Die zweite Halbzeit muss nun entscheiden, ob Thun zurück auf den Erfolgsweg findet. Küffer hat eine Chance. Rama hat eine Chance. Latte, verdammt! Doch auch die Genfer sind nahe am Erfolg, mehrere echt grosse Torchancen haben auch sie. Doch Wölfli hält gut, die erste herausragende Thuner Goalieleistung seit Wochen.
Doch in der 77. Minute ist auch er machtlos, als Obdradovic nach einem gekonnten Genfer Passpiel aufs Tor schiessen kann. 2-1 für Servette. Und nun hadert Thun einmal mehr mit dem Schicksal und mit dem Schiri. Ewig-Sünder Schneider verursacht wenig später nämlich einen Penalty. Doch schon die Stadionfernsehbilder zeigen, dass er eindeutig den Ball spielen würde. Ein Fehlentscheid, der das Spiel nun aber auch
nicht mehr entscheidend beeinflusst. Bratic schiesst locker ein zum 3-1. Wenig später verlassen wir Thuner Fans das Stade de Geneve wieder - als Verlierer. Und wir wundern uns, warum eigentlich rund um das Stadion lauter Steine herumliegen. Hat man in Genf noch nie etwas von bösen Unholden namens Hooligans gehört?

Matthias Engel