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Xamax - Thun 1-0
12.04.2003NLA Finalrunde 2002/2003


Doch, doch, dank einem fulminaten Endspurt bleibt das Spiel trotzdem nicht beim 0-1. Ein Tor in letzter Minute und immerhin das Unentschieden ist gerettet. Grott ist da unser Jubel in Lausanne - die Schwiez hat gegen Tschechien ein 1-1 herausgeholt.
Allzu lange können wir acht Eishockeyinteressierten uns aber nicht über das krönende Ende eines ansonsten überaus langweiligen Spieles freuen. In knapp andertahlb Stunden beginnt nämlich in Nööööööööösch bereits die Partie Xamax-Thun, der eigentliche Grund für unsere heutige Reise in die Westschweiz. Draussen vor dem Stadion werden Klein-Mario (bekannt als das Schildi)und ich bereits zum ersten Mal von zwei Xamax-Fans spöttisch angesprochen. Doch sie wünschen uns nicht etwa Verderben, sie wollen uns vielmehr mit dem Auto nach Nööösch fahren. Doch wir lehnen dankend ab, der kleine FC Thun-Pulk will zusammenbleiben.
Vor dem Ausstieg in Neuenburg vertraut mir Amélia dann zwei Hockeytrikots und gar einen legndären Beieli-Schal an. Was für ein Vertrauen, zumal ich doch so häufig Fanutensilien verliere. Aber heute gelobe ich mir Besserung.
Wir sind spät vor dem Stadion, schon werden die Mannschaftsaufstellungen bekannt gegeben, schon johlen die anderen 50 Thun-Fans volles Rohr. Und wir ankommnenden Fans finden ausgerechnet jetzt den richtigen Eingang nicht! Ums ganze Stadion latschen wir, bsi der Thunsektor gefunden ist. Da hat das Spiel längst angefangen.
Aber immerhin kommen wir gerade noch rechtzeitig zum ersten Tor des Abends. M'Futi schiesst in der 5. Minute das 1-0. Xamax führt.
Vielleicht liegt es an meinen fussballwisserischen FC Thun-Hünneraugen, vielleicht aber auch nur an meiner schlechten Laune, aber ich glaube nun absolut nicht mehr an einen FC Thun-Punktegewinn. Zu katastrophal war in den vergangenen Spielen die Chancenauswertung, die Thuner Spielminuten ohne "aus dem Spiel hinaus"-Tor liegen irgendwo zwischen 400 und 500.
Natürlich greifen die Thuner beherzt an, Cerrone, Yao und Streller zelebrieren Offensivfussball, der äusserst gefällig ist. Aber vor dem Tor scheitern sie allesamt kläglich. Zur Pause führt weiterhin Xamax 1-0. 2003 ist einfach nicht das Jahr der Thuner Torjubel.
Doch nicht nur die Spieler bekunden Mühe beim Spiel mit dem Ball. Die Aebikurvler kicken nämlich ihr eigenees Gummibällchen in der Pause gleich aus dem Stadion hinaus. Röbi setzt mit einem Sprung über den Zaun nach, wirft den Ball hinüber... über den ersten Zaun... über die Zuschauerreihen... über den zweiten Zaun... aufs Spielfeld. Hier nun kickt ihn ein Security den Ball endlich in die Fankurve zurück.
In Halbzeit Zwei ist Thun noch feldüberlegener, teilweise sind die Chancen ausgezeichnet. Einmal jubelt der stark spielende Wölfli von weitem gar über den vermeintlichen Ausgleich, nichts da, der Ball kullert am Tor vorbei. Und dann verbuchen die Thuner auch noch einen Lattenkreuzkrater. Verdamt noch mal!
Da der Schiri nicht allzu thunfreundlich pfeift, dürfen wir auch nicht mit einem Penaltypfiff rechnen. Stattdessen verteilt er Karten. Hodzic ist gerade mal 20 Sekunden auf dem Feld und sieht schon gelb. Und weshalb Schneider wegen wiederholtem gefährlichen Einsteigens nicht Rot sieht, wissen selbst wir Thuner nicht.
Rüpel-Alain sieht das anders und setzt zum Sprung am Gitter an. Er streckt die Hände aus, hält sich mit allen Fingern am Stacheldraht fest und lässt sich schliesslich fallen. Später im Zug wird er verwundert feststellen, dass seine Hände blutig sind.
Das Spiel endet trotz/wegen einem Thuner Entspurt 1-0, der Uefacup-Traum scheint ausgeträumt. Einzig Platz 6 können die Thuner halten, möglicherweise genug für eine UI-Cup-Reise nach Lettland. Dürftiger als in Nöööösch kann dort der Stadionkomfort übrigens auch nicht sein. Die Stadionuhr funktioniert nur höchst selten und nach dem Spiel gibts auf dem WC nicht einmal mehr Licht!
Dafür ich dann doch noch ein kleines bisschen jubeln. Ich schaffe es nämlich tatsächlich, Amélia sämtliche Fanutensilien zurückzugeben. Danach ist aber meine Konzentration völlig weg und ich verliere meine FC Thun-Wullechappe.
Die Rückreise verläuft - sagen wir mal nicht chaotisch - abwechslungsreich. In Bern werden wir Thunfans dann noch von ein paar Polizisten auf die Stadtberner Verhaltensregeln aufmerksam gemacht. "Brüllt doch nicht so, es ist schon spät! Es ist schon in Ordnung wenn ihr singt, aber brüllt nicht!" He?

Matthias Engel