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YB - Thun 1-0
09.03.2003NLA Finalrunde 2002/2003


Scheisse, scheisse, scheisse. In dem Moment, wo ich diese Zeilen niederschreibe (Es ist jetzt Sonntag abend) habe ich seit Stunden weder gelacht noch gelächelt. Was seltsam ist für mich, verfüge ich doch normalerweise über eine ordentliche Portion schwarzen Humor. Doch dieser Tag hat mir zu viele Tiefschläge versetzt, um auch nur noch annähernd die Mundwinkel bewegen zu können. Statt dessen geht jede Erinnerung an den heutigen Tag einher mit einem Stirnrunzeln.
Um 10 Uhr beginnt sie, unsere heutige Reise nach Bern mit dem Zug. Für einmal ist es keine Fanfahrt, wollen wir älteren Fans doch heute keine Kinder hüten. Durchs schöne Gürbetal fahren wir vier Thun- und Fribourgfans, wobei etwas nicht mit uns fährt - unsere Eintrittskarten. Mitzu hat sie wie noch manch anderes bei sich Zuhause vergessen, was eine Telefonkette mit und zwischen seiner Mutter und Sascha auslöst. Durch dank der tollen Mithilfe von beiden, landen Stunden nach uns auch noch die Billette in Bern. Ist all die Unruhe Grund genug, auf Mitzu sauer zu sein? Nein, wer die heillige Zanni Nummer 7 auf dem Trikot trägt, hat keine böse Kritik verdient.
In Bern sind wir bald zu fünft und trinken Bier und essen wahlweise Kebab (also ich) und Schokolade (die anderen). Bald gehts dann Richtung Neufeld, wo ein YB-Autofahrer an uns vorbeifährt und uns all seine Sympathie zeigt: Er lässt das Steuerrad los und hält beide Daumen gehen unten. Haha.
Vor dem Stadion dauert das Warten nicht allzu lange, wobei wir aber achtsam sein müssen. Ein streunender Hund, das gibt es wohl auch nur in Bern, will immer wieder in unsere Rucksäcke beissen. Erst als ihn ein Bronco einfängt, haben wir Ruhe.
Im Stadion wird bald Stimmung gemacht, Fahnen geschwenkt und vor allem so richtig stark auf einen Sieg gehofft. Und unsere Vorahnung trifft bald ein, erkämpfen sich die Thuner in den ersten fünf Minuten doch gleich drei gute Chancen. Eine müsste Rama unbedingt reinhauen, doch der Ball passt nicht. Es bleibt beim 0-0.
Und dann nimmt eine typische 0-0-Partie ihren Lauf. Thun ist leicht überlegen, doch wirkt absolut nicht torgefährlich. Und YB ist einfach ein Reinfall. Der einzige Erfolg der Gelben ist das Halten des Unentschiedens - nicht zuletzt, weil Collavitti die wenigen Bälle, die er halten muss, eben auch hält.
Noch was für die Statistiker: In der 42. Minuten verlässt Cerrone das Feld, Balmer kommt zum Zug.
Dann ist Pause. Wir beobachten Heinz Moser bei seinem Interview mit Roman Kilchsberger, verstehen tun wir allerdings nichts.
Halbzeit Zwei ist dann voller Emotionen. Der erste Jubel gehört den Thuner. Da schiesst doch Rama tatsächlich ein Tor. Und Jubel, auch mein Jubel, ist soooooooo gross. Der erste richtige Jubel in diesem Jahr, überhaupt der erste Jubel seit Monaten, der wieder voll Spass macht. Viele Sekunden vergehen, bis ich wieder aufs Spielfeld blicke - und einen Abstoss von Collavitti mitanschauen muss. Das Tor zählt nicht, der Schiri hat auf Offside entschieden. Ein Fehlentscheid, wie auch die Fernsehbilder beweisen. Aber schlimmer kommts ja nimmer.
80. Minuten sind gespielt, als einmal mehr ein YBler in der Thuner Platzhälfte zu Fall kommt. Faire oder überharter Einsatz von Balmer? Wer weiss. Jedoch ist dieser Zweikampf kaum eine Gelbe Karte wert und schon gar nicht eine Gelb-Rote Karte. Thun nur noch zu zehnt. Ist all die Unruhe Grund genug, auf Balmer sauer zu sein? Nein, wer die heillige Zanni Nummer 7 auf dem Trikot trägt, hat keine böse Kritik verdient.
Dann sind 85 Minuten gespielt. Ein YBler kommt nun gar im Strafraum zu Fall. Schwalbe! Doch der Schiedsrichter, der heute äusserst schwache Wildhaber, pfeift - Penalty! Sermeter trifft, der sonst überaus gute Wölfli hat keine Chance. Sascha jubelt trotzdem - er glaubt den Ball neben dem Tor gesehen zu haben. Wenn er doch bloss recht hätte.
Nun sind wir wütend im Thunsektor, laut geschrien wird, Bierbecher fliegen über die Werbebanden. Diese Stimmung änder sich bis zum Schlusspfiff nicht. Als ein Eisteebeutel fliegt, wird Siki von einem Bronco abgeführt. Genau in dem Moment, wo im YB-Sektor bunter Rauch aufsteigt. Interessant wie auf der einen Seite illegale Aktionen geduldet werden, werden auf der anderen Seite kleinste Wutausbrüche peinlich genau geahndet werden.
Was folgt sind - je nach Thuner Fangruppe - ein Fussmarsch oder eime Busfahrt durch ein äusserst schadenfreudiges Bern. Super all die "Ab in die Berge"-Sprüche, wir sind ja noch nicht gefrustet genug.
Der Sporttag endet dann noch mit dem Wegschmiss eines Wimpels, was jedoch nichts mit einer Fussballmannschaft zu tun hat. Es ist einfach der Moment gekommen, meine Kräfte zu konzentrieren - auf den FCT FCT FCT!

Matthias Engel